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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Autoren: Jaime Reed
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Geben und Nehmen, die Benommenheit, wenn die eigene Energie abfloss, und das euphorische Gefühl, neues Leben in meinen Körper aufzunehmen.
    Ich verstand den ganzen Vorgang nicht und auch nicht, wieso ich danach Erlebnisse sehen konnte, an die Caleb sich selbst nicht mehr erinnern konnte, weil er noch zu jung gewesen war. Ich genoss einfach die wilde Fahrt und sah seine Vergangenheit in einem Best-of-Zusammenschnitt vor meinem inneren Auge vorbeiziehen. Die Erlebnisse kamen nicht in einer bestimmten Reihenfolge, aber ich verstand alle, weil Caleb wusste, was die einzelnen Momente für ihn bedeutet hatten, als sie sich ereigneten. Auf einige Erinnerungen hätte ich auch gut verzichten können, zum Beispiel auf die Gesichter der Mädchen, mit denen er sein Leben geteilt hatte  … und sein Bett. Ich versuchte, nicht weiter in diesen Momenten zu verweilen, und ließ sie weiterziehen, sobald die Energie verbraucht war. Die Bilder von ihm unter der Dusche dagegen bewahrte ich sorgfältig auf.
    Kurz bevor die Scheiben beschlugen, schob er mich weg. »Okay, Sam. Das reicht für heute.«
    »Tut mir leid. Ich bin nur  … «
    »Hungrig?«, riet er.
    Ich nickte. Ich hatte wer weiß wie lange keine Energie mehr aufgenommen, und ich wollte heute Abend nicht von einem Fremden trinken. Caleb war eine sichere Nahrungsquelle, und er hob sich diese ganz besondere Intimität nur für mich auf. Wenn ich von irgendwelchen Typen trank, fühlte ich mich immer noch schmutzig, also tat ich das nur in Notfällen.
    »Na komm. Unsere Zeit ist um.« Er schnallte sich ab und kletterte aus dem Wagen.
    Ich tat es ihm nach, und wir gingen Seite an Seite über das knisternde Gras zur Haustür. Als wir die Veranda erreichten, flog die Tür auf, und Mom stand in ihrer alten Jogginghose im Türrahmen. Ihre braunen Locken klebten ihr im Gesicht, Blut war ihr in die bleichen, sommersprossigen Wangen geschossen, und sie klang atemlos, als wäre sie zur Tür gerannt. Mein Magen zog sich zusammen angesichts dessen, was sie getan haben könnte, vor allem, weil Ruiz im Haus war. Und sie dachte, ich bräuchte einen Aufpasser.
    »Auf die Minute pünktlich. Ich bin beeindruckt. Kommt rein. Ihr könnt mir helfen.« Mom winkte uns hinein und eilte ins Esszimmer.
    Caleb und ich starrten uns einen kurzen Moment lang an, zuckten mit den Achseln und gingen hinein. Die Diele war vollgestellt mit Kartons in verschiedenen Größen, zweifellos alle aus dem ungenutzten Zimmer, das uns als Lager diente. Die Außenseiten der Kartons zierten Hinweise wie Zerbrechlich , Außenbeleuchtung und Girlanden in großen schwarzen Edding-Buchstaben.
    »Was ist denn hier los?«, fragte ich.
    »Ich mache das Haus besuchsfein. Muss doch zusehen, dass alles fertig wird.«
    »Weihnachten ist doch erst in ein paar Wochen«, wandte ich ein.
    »Ich weiß, aber es brennt mir unter den Nägeln. Ich will einen ganz neuen Look dieses Jahr, was Traditionelleres. Was typisch Amerikanisches.«
    Ich weiß nicht, warum mir die Veränderung etwas ausmachte, aber das tat sie. Wir hatten bisher jedes Jahr dieselbe Dekoration gehabt, das war so schön beständig gewesen. Darauf hatte man sich verlassen können. »Keine Wichtelwerkstatt?«
    »Nee. Ich finde, es wird jetzt mal Zeit für was Neues. Das war süß, als du noch klein warst, aber jetzt möchte ich etwas Schickeres. Außerdem möchte ich, dass das Haus gut aussieht, wenn Evangeline kommt. Ich habe heue Nachmittag mit ihr geredet, und sie hat gesagt, sie kommt dich besuchen und überlegt, ob sie über Weihnachten bleibt. Du weißt ja, wie mondän sie immer aussieht.«
    »Angie kommt?« Ich hielt inne und sah zu Caleb, der gerade auf der anderen Seite des Tisches eine Schneekugel bewunderte.
    Unsere wissenden Blicke kreuzten sich. Mom fand es vielleicht aufregend, die Gastgeberin für eine Horde Cambions zu spielen, aber Nadines Mutter war eine komplizierte Frau, und hinter ihrem unerwarteten Besuch steckte sicher mehr, als man auf den ersten Blick meinte. Sosehr ich mich danach sehnte, meine gute Fee zu sehen, so wenig freute ich mich auf das, was ihr Besuch mit sich bringen würde.
    »Sie scheint wirklich unbedingt kommen zu wollen«, fuhr Mom fort und zog damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Sie überlegt, ob sie vielleicht ihre Töchter mitbringt. Die hast du noch nicht kennengelernt, oder?«
    »Noch nicht persönlich. Aber ich kenne sie.« Liliths Einzug in meinen Körper hatte mir einen Backstagepass für sämtliche Teile von
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