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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Autoren: Jaime Reed
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»Du bist echt  … «
    »Ghettomäßig drauf?«, riet ich.
    »Nun übertreib mal nicht.« Er schnaubte verächtlich. »Und wenn du dir ein Bein ausreißt, niemand aus der Vorstadt kann ghettomäßig drauf sein. Das ist ganz einfach unmöglich. Ich wollte eigentlich ›außergewöhnlich‹ sagen. Ich habe noch nie jemanden wie dich kennengelernt.«
    Ich zuckte mit den Achseln und weigerte mich, die Röte auf meinen Wangen zu bemerken. »Was soll ich sagen, ich bin eine seltene und einzigartige Schneeflocke.«
    »Das sind Sie in der Tat, Miss Marshall.« Er neigte den Kopf wie ein Gentleman. »Ich sollte lieber gehen. Ich muss meinen Brüdern erzählen, was los ist.«
    Auf dem Weg zur Tür hielt Mom uns in der Diele auf. »Du gehst schon, Caleb?«
    »Ja, ich muss zurück ins Hotel.«
    Mom sah ernsthaft enttäuscht aus. »Oh, verstehe. Ich hätte noch ein Paar starke Arme gut gebrauchen können. Fahr vorsichtig.«
    »Ja, Caleb, fahr vorsichtig – ein Unfall am Tag reicht.« Ich streckte ihm die Zunge raus. Beim Gedanken ans Autofahren kam mir eine Idee. »He, Mom, da Caleb mich doch heute so pünktlich nach Hause gebracht hat, darf er mich morgen zur Schule fahren?«
    Mom runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Ich will mein Schicksal nicht herausfordern mit euch beiden.«
    »Ach, komm schon! Wir werden schon nicht durchbrennen. Es ist doch bloß eine Fahrt zur Schule. Außerdem kannst du dann länger schlafen.« Ich sah zu Caleb. »Sei um Punkt zwanzig nach sieben hier.«
    »Zwanzig nach sieben? Morgens? Da drehe ich mich normalerweise noch mal schön um. Warum fährst du nicht mit dem Bus?«
    Ich war so perplex, als hätte er mir eine runtergehauen. Caleb war neunzehn und hatte ein halbes Dutzend europäischer Schulen besucht, aber sogar er musste doch den universellen Highschoolkodex kennen. »Weil ich Zwölftklässlerin bin und es sozialer Selbstmord ist, im großen Gelben mitzufahren. Ich weiß, dass es früh ist, aber es ist doch nur für einen Tag – morgen Nachmittag bekomme ich mein neues Auto. Müsstest du mich nicht liebevoll unterstützen, mir die Sterne vom Himmel holen und so’n Zeug?«
    »Nicht um sieben Uhr morgens. Ist die Sonne da überhaupt schon aufgegangen?«
    Ogottogott, ich hatte den miesesten Freund aller Zeiten! Mit leiser Stimme sagte ich: »So wärst du wenigstens ganz sicher, dass ich nicht in Gefahr gerate. Das Haus und die Schule sind ja vielleicht mit Öl versiegelt, aber die sechs Meilen dazwischen nicht. Hast du nicht gesagt, du würdest mich um alles in der Welt beschützen?« Ich klimperte mit den Augenlidern.
    Er kniff die Lippen zusammen und sah aus wie ein bockiger Zehnjähriger. »Du musst aber fertig sein, wenn ich vorfahre«, grummelte er und schlurfte besiegt zur Tür.
    »Gewöhn dich lieber dran, Schlachten zu verlieren, wenn du weiter mit meiner Tochter zusammen sein willst«, rief Mom ihm hinterher. »Samara bekommt meistens, was sie will.«
    »Von wem sie das nur hat«, murmelte Ruiz hinter ihr, der gerade einen Karton mit Verlängerungsschnüren auspackte.
    Ich brachte Caleb zur Tür, weil ich ihn noch nicht gehen lassen wollte. Ja, vielleicht war ich selbstsüchtig und unersättlich, aber ich hatte ihn schließlich gerade erst zurückbekommen. Wir hatten im letzten Monat eine Menge Hürden genommen und waren ganz schön herumgestoßen worden. Nach Calebs Krankenhausaufenthalt, dem Kampf gegen Tobias und der Verfolgung durch die High Society der Cambion-Welt sehnte ich mich nach ein bisschen Normalität.
    Ich trat mit ihm nach draußen und schloss die Tür hinter mir. »Glaubst du immer noch, dass wir in Sicherheit sind?«
    Er zog den Reißverschluss an seiner Jacke zu und sah mich an. Mit unbewegter Miene sagte er: »Ja.«
    »Wenigstens einer von uns«, erwiderte ich und versank in seiner Umarmung, die ich dringend nötig hatte.
    Er vergrub die Finger in meinen Haaren und legte das Kinn auf meinen Scheitel. »Alles wird gut«, flüsterte er. Sein Tonfall war zuversichtlich und von einer Sicherheit, die ich mir auch wünschte.
    Ich atmete tief ein und hielt die Luft an. In meinen Augen brannten ungeweinte Tränen. Auch wenn ich unsere nächste heiße Fummelsession kaum erwarten konnte, brauchte ich seinen Trost noch viel mehr. Er sollte mich im Arm halten und meine Ängste verjagen, mich in eine Zeit zurückversetzen, als ich noch nichts über echtes Leid gewusst hatte. Solange er mich so festhielt, konnte ich die Zeit stillstehen lassen.
    Das war etwas, worüber Lilith
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