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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1
Autoren: J Reed
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fast ein Hektar großes Paradies, bepflanzt mit Hartriegel und Lilien. Inmitten von Gottes Farbenpracht legte ich mich auf eine Marmorbank und sah zu, wie die Nacht die Bühne betrat.
    Die stille Einsamkeit des Tages beschwor Nadines Erinnerungen herauf. Ich erfuhr so viel über sie, mehr, als sie mir je hätte mitteilen können, mehr, als ich in vielen Jahren aus Gesprächen hätte aufschnappen können. Sie war nicht so pessimistisch gewesen, wie sie vorgegeben hatte, und sie hatte ein Gespür für Romantik. Sie liebte das Ende des Tages, die Dämmerung.
    Wie sie kam ich langsam immer mehr in Einklang mit den Dingen um mich herum und betrachtete das Leben mit den Augen einer Dichterin. Ich konnte Nadines Stimme hören und mich mit ihrer Sicht auf die Welt identifizieren. Diese Träumerei brachte ein Gefühl hervor, das ich selbst niemals gehabt hätte, daher wusste ich sofort, dass es zu ihr gehörte.
    Was ist aus all den Glühwürmchen geworden? Ich habe nicht eins mehr gesehen, seit ich ein kleines Mädchen war. Bis heute ist mir das nie in den Sinn gekommen. Was habe ich noch alles übersehen auf dem stürmischen Weg der Reife? Welche längst vergessenen Erinnerungen warten noch darauf, wieder hervorgerufen zu werden? Sind sie alle gestorben? Oder war es der endlose Fluss der Zeit und der Ereignisse, der sie dazu gebracht hat, mich zu verlassen? Sind Glühwürmchen magische Wesen, die nur den Blick von Kindern fesseln, den schärfsten Beobachtern der Menschheit? Oder sind sie Trugbilder, deren Existenz vom Glauben an sie abhängt?
    Wie ich mich nach den Tagen der Glühwürmchen zurücksehne, nach diesem kindlichen Staunen, danach, ihnen unbeschwert nachzulaufen und in einem Feld in der warmen Dämmerung zu liegen, um mich herum die dahinschwebende Galaxie, ganz nah.
    Diese Zeit ist leider vorbei. Wie eine Fremdsprache verblasst sie, wenn man sie nicht nutzt. Vielleicht werde ich ganz unerwartet das sanfte Schimmern wiedersehen. Und mit ihm wird alles Reine und Gute der Menschheit wieder zum Vorschein kommen. Dieses funkelnde, doch so unendlich zarte Licht wird mich vor der Unsicherheit der Schatten schützen, und ich werde wie einst nichts von dem Bösen wissen, das dort lebt.
    »Na, wenigstens reimt es sich nicht«, sagte ich mir und schluckte das Schluchzen hinunter, das in meiner Kehle steckte.
    »Ich hoffe, du denkst an mich«, rief eine vertraute Stimme hinter mir.
    Ich drehte den Kopf und sah Caleb gegen einen Baum gelehnt dastehen, mit Siebentagebart und einem breiten Grinsen im Gesicht. Dem zerrissenen T-Shirt und den Blättern in seinem Haar nach zu urteilen, war er hier eingebrochen, um mich zu sehen. Mein Herz machte einen Sprung beim Gedanken an meinen Ritter, der auf der Suche nach seiner holden Maid Mauern erklommen hatte. Ich weiß nicht, was größere Begeisterung in mir auslöste, sein Anblick oder der des Slushs in seiner Hand.
    Ich streckte die Hände aus wie ein begieriges Kleinkind und hüpfte auf und ab. »Bitte sag mir, dass der für mich ist.«
    Er versteckte den Becher hinter dem Rücken. »Vielleicht.«
    »Spiel nicht mit mir. Ich bin besessen.«
    »Was du nicht sagst.« Er reichte mir den Becher und sah zu, wie ich gierig die eisige Köstlichkeit verschlang. »Nicht so schnell, sonst bekommst du noch Kopfschmerzen.«
    »Ich kann nicht anders.«
    Sein Lächeln verschwand, als er mein Kinn hob, um mich anzusehen. Er starrte mir in die Augen und betrachtete das neue Leben dahinter. »Außergewöhnlich«, flüsterte er. »Absolut außergewöhnlich.«
    Ich riss mich los. »Fang bloß nicht so an. Das kann ich jetzt ja brauchen, dass alle mich wie eine Jahrmarktsattraktion behandeln.«
    »Tut mir leid, aber du musst zugeben, dass es verdammt abgefahren ist. Ich meine, ich habe noch nie von jemandem gehört, der ein fühlendes Wesen übernommen hat. Wir werden einfach damit geboren. Wie fühlst du dich?«
    Ich machte Platz, damit er sich hinsetzen konnte. »Hungrig.«
    »Das habe ich mir gedacht, aber der Slush wird da nicht reichen. Ich werde dir wohl zeigen müssen, wie man satt wird.«
    »Musst du nicht. Ich weiß, wie das geht.«
    »Ach ja?«
    Ich klopfte mir stolz gegen die Stirn. »Ich weiß, was Nadine weiß.«
    Er nickte und küsste mich auf den Scheitel. »Hast du deinem Geist schon einen Namen gegeben?«
    Ich zuckte zusammen. »Ähm, nein. Ich habe ihn noch nicht mal offiziell anerkannt, und du redest schon vom Namengeben?«
    »Je schneller du dich mit ihm identifizierst, desto
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