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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar
Autoren: Gisbert Haefs
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sagte sie leise: »Ich weiß nicht, ob ich sie richtig verstanden habe. Wenn ich mich nicht irre, hält sie alles für aussichtslos und Caesar für verzweifelt.«
    »Verzweifelt? In welcher Hinsicht?«
    »Sie hat mich - nein, sie hat mich nicht gefragt. Nicht eindeutig jedenfalls. Sie hat versucht, von mir zu erfahren, was ich von Caesar und seiner Liebschaft mit Kleopatra halte.«
    Aurelius pfiff leise. »Warum muß sie da fragen? Dich oder wen auch immer? Es ist doch alles bekannt.«
    Kalypso hakte sich bei ihm ein und zog ihn weiter. »Ich will heim«, sagte sie. »Wo auch immer das gerade ist. Calpurnia glaubt, Caesar wolle auch heim. Nach Ägypten. Verzweifelt, weil er nichts ausrichten kann. Er hat die Macht, und jetzt stellt er fest, sie ist zu nichts gut. Sie läßt sich nicht so verwenden, wie er sie verwenden will. Deshalb, so habe ich sie verstanden, will er zu seinen Legionen flüchten und von Parthien aus nach Ägypten gehen. Rom den Römern überlassen. Und ob ich glaube, daß es so sein könnte.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Angedeutet, Liebster, nicht gesagt. Ich habe angedeutet, daß ich das für unwahrscheinlich halte.«
    »Und was glaubst du wirklich?«
    »Daß sie ihn durchschaut. Daß er genau das tun will.«
     
    Es dauerte sechzehn Tage, bis die Flotte wirklich bereit und mit allem Nötigen versehen war. Den Befehl über die Schiffe erhielt Titus Verrius Albinus, mit dem Aurelius sich auf der Fahrt von Alexandria nach Ostia recht gut vertragen hatte und der ihm nun unterstellt war. Ehe sie aufbrachen, lösten Aurelius und Kalypso ihre sämtlichen Guthaben bei Banken und Tempeln auf und ließen über die üblichen Wege Gutschriften und Wechsel nach Tanais schicken, zum kimmerischen Bosporus.
    Trotz der schlechten Reisezeit - es war inzwischen fast Mitte November geworden - erreichten sie ohne Schwierigkeiten und in der vorgesehenen Zeit den Hafen von Mytilene auf Lesbos. Aurelius dachte ohne Wehmut an seine Gefangenschaft, den Aufenthalt in der Burg, die Bücher des Herrn der Festung und die unnahbare Cornelia. Noch aus Rom hatte er an Orgetorix geschrieben und ihm mitgeteilt, er hoffe, irgendwann im nächsten Sommer nach Tanais zu reisen, und ob ein gewisser Gallier, dem Kinderzeugen allzu ergeben, diese Tätigkeit vielleicht eine Weile einstellen oder an den Rand der skythischen Steppe verlagern möge. Bis zu einer Antwort konnten jedoch viele Monate vergehen, da keiner wissen konnte, wie lange Schreiben und Gegenschreiben unterwegs sein würden.
    In Asien begann die wirkliche Arbeit. Er hatte es sich nicht leicht vorgestellt, aber es wurde weitaus schwieriger. Die Verwaltung der Provinzen war durchsetzt von - heimlichen oder offenen - Pompeianern; die Steuerpächter, allesamt Blutsauger, hatten so gründlich geschröpft, daß für die nun anstehenden Sonderaufgaben kaum etwas übrigblieb. Selbst Kilikien, vor sechs Jahren von Cicero geheilt und zahlungskräftig hinterlassen, war inzwischen wieder ausgelutscht und ausgesogen. Die Bedrohung durch die syrische Rebellion des Caecilius Bassus, den die Parther unterstützten, band Geld und Kräfte.
    Immerhin erwiesen sich die Legaten der in den umliegenden Provinzen stehenden Truppen als hilfsbereit. In Illyrien standen drei Legionen unter Vatinius, weitere sechs in Makedonien und Griechenland, zwei in Pontos, drei in Bithynien, und von den drei Legionen in Ägypten waren zwei angewiesen worden, Ende März in der Troas zu den anderen zu stoßen. Vielleicht käme Orgetorix mit diesen - oder den bei Alexandria gebliebenen gallischen Reitern. Weiter waren Hispanier vorgesehen, Mauretanier, numidische Reiter, kretische Bogenschützen, nabatäische Reiter und ägyptische Elefanten. Zwei Legaten - Marcius Crispus und Marcus Acilius - kamen auf dem Weg nach Syrien beziehungsweise Armenien vorbei und waren nicht zu edel, Aurelius zu beraten.
    Der wichtigste Helfer war jedoch ein Tribun, Lucius Livius Salinator, Sproß einer alten edlen Sippe. Kalypso mochte ihn nicht, und Aurelius, der auf ihre Eingebungen viel gab, war bereit, die Abneigung hemmungslos zu teilen. Er sagte sich, daß ein fähiger Mitarbeiter kein Freund sein mußte, und an Salinators Arbeit gab es nichts auszusetzen.
    Als das Frühjahr kam, waren die Lager für sechzehn Legionen und Hilfstruppen weit genug vorbereitet, so daß sie bei deren Ankunft - oder der Ankündigung des baldigen Eintreffens - schnell fertiggestellt werden konnten. Speck, Wein und Öl gab es reichlich; die
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