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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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dann im Kaufhaus ein Set gelber Haftzettel, um seine Erkenntnisse zu Boris festzuhalten. Wieder im Büro, begann er zu schreiben:
    Boris nervös.
    Boris intelligent.
    B. findet Mutter peinlich.
    B. will, dass buckliges Männlein von der Polizei zur Kenntnis genommen wird.
    Und, mit rotem Kuli umkreist: Boris hat Angst .
    Aber wovor? Elias starrte auf den Zettelsalat. Wenn er wirklich Psychologe gewesen wäre, hätte er vielleicht angenommen, dass er sein eigenes Unbehagen vor dem neuen Lebensabschnitt auf den Jungen übertrug. Aber er war Fallanalytiker und betrachtete ganz einfach die Fakten. Und das waren: ein Kindergesicht mit flackernden Augen, zittrige Hände, eine Metallbox, die zu Boden schepperte. Nur, rief Elias sich zur Ordnung, war das alles ohne Bedeutung, denn es war kein Verbrechen begangen worden, außer eventuell ein Fall von Hausfriedensbruch. Frau Coordes war weder bedroht noch verletzt oder bestohlen worden.
    Das Fischbrötchen rumorte im Magen, und Elias machte sich auf die Suche nach einem WC . Im Flur traf er auf einen Kollegen mit einer Fliege, den er mit einem forschen »Moin« begrüßte. So machte man das hier, und er hatte beschlossen, sich anzupassen. Es half ja nichts. Das »Moin«kannte er übrigens aus Oldenburg, wo er drei Jahre lang die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege besucht hatte. Nur dass sein Gruß hier mit einem Schwall unverständlicher Wörter beantwortet wurde. »Ich komme aus Hannover«, sagte Elias, um klarzumachen, dass man mit ihm hochdeutsch sprechen musste.
    »Och wat! Der Profiler!« Der Fliegenmann legte seine Brotdose auf einem Tischchen mit Flyern ab und schüttelte ihm die Hand. »Dann mal viel Spaß bei uns. Ich bin Reinert. Zwei Zimmer weiter. Wenn du willst, kannste nachher auf einen Tee zu mir kommen.«
    Im Männerklo war es ruhig. Eine behagliche Stille wie in seinem Dachstubenbüro in Hannover. Elias entsorgte das Fischbrötchen vom Vortag, dann ging er zum Waschbecken und begann sich die Zähne zu putzen. Er beugte sich vor und starrte auf sein Spiegelbild. Ein übernächtigtes Gesicht. Schwarze, dünne Krauslocken, die wie Pusteblumenfäden abstanden. Irgendwie italienisch sah er aus, das hatte man ihm schon öfter gesagt. Auch, was den üppigen Bartwuchs anging. Er passte nicht hierher, wo die Schultern breit und die Schöpfe blond waren. Um das zu kapieren, brauchte er keinen Ulf. Er spülte den Mund aus und packte sein Zahnputzzeug wieder zusammen.
    Da Ulf sich auch in den nächsten beiden Stunden nicht blicken ließ, war Elias weiter arbeitslos. Er spielte eine Weile Solitär, langweilte sich, weil er die Päckchen immer gar zu rasch auf den Stapeln hatte, und ging runter zum Empfang, um Frauke nach dem Chef zu fragen. Der war aber immer noch in Osnabrück.
    Frauke sah ihn mitfühlend an. »Ulf ist nicht einfach, was? Das Blöde ist, dass niemand mit ihm kann. Und deshalb haben sie ihn dir aufgehalst. Weil du neu bist. Das war ganz sicher nicht bös gemeint.«
    Er fand es nett, dass sie ihn tröstete. Die Welt sah nicht mehr ganz so trübe aus. »Hat Frau Coordes dir noch was Interessantes erzählt?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf, und er kehrte in sein Büro zurück. Dort saß er eine weitere Stunde und blickte zum Fenster hinaus. Dann ging er erneut in die Innenstadt und kaufte zur Sicherheit einen weiteren Haftzettelblock. Man konnte ja nie wissen. Als er wieder in der Polizeiinspektion war, richtete Frauke ihm aus, dass Harm ihn gern sprechen würde.
    Elias machte sich gleich auf den Weg zu seinem Chef.
    »Ah, prima, dass du da bist!« Harm starrte auf den Computerbildschirm und leckte mit der Zunge über die Lippe. »Nicht übel, gar nicht übel.«
    »Was?« Elias ließ sich auf Svens Stuhl sinken.
    »Das mit der Spargelernte. Ich hab ein bisschen rumtelefoniert, drüben in Osnabrück und beim LKA . Offenbar hat Maik Hindemissen sich ein schickes kleines Unternehmen für Versicherungsbetrug aufgebaut. Ist so ’ne Art Familienbetrieb. Die Frau, die Brüder, der Onkel …« Harm lehnte sich zurück und lächelte. »Die haben Unfälle provoziert. Kennst du sicher. Du bringst jemanden dazu, dir reinzufahren, und dann gehst du hin und kassierst bei seiner Versicherung ab. Nur hat das Maik finanziell wohl so weich gebettet, dass er keine Lust mehr auf Arbeiten hatte. Aber weil er einen nagelneuen Astra Cabrio fuhr, dachte er wohl, er müsse uns ein paar reguläre Einnahmequellen präsentieren. Spargelernte im August, was? Einmal zu
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