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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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sich was am Kreuz geholt. Ist mit dem Kinderwagen ’ne Treppe hoch. Bandscheibe oder so.« Das Zimmer war hell. Auf Harms Schreibtisch stand ein gerahmtes Bild von ihm und einer hübschen, mütterlich wirkenden Blondine, die ein Holzscheit auf die Schulter gewuchtet hatte. Sah nett aus.
    »Willste ’nen Tee?« Harm kramte eine Flasche unter seinem Schreibtisch hervor und goss Mineralwasser in einen Stahlkessel, der auf einer Kochplatte stand. Daneben war es dekoriert wie bei Omas Kaffeeklatsch: eine Porzellandose, eine Schale mit weißen Zuckerstückchen, eine blau geblümte Teekanne, ein paar ebenfalls geblümte Tassen.
    Elias sank auf Svens Stuhl und sah zu, wie Harm den kleinen Papierstapel auf seinem Schreibtisch zu sichten begann. »Nee, was?«, brummelte sein Chef und hob eines der Papiere auf. Das Geschriebene schien ihn zu ärgern, und Elias überlegte, ob er ein kollegiales »Stress?« beisteuern sollte, aber er ließ es lieber sein. Das Teegeschirrambiente irritierte ihn genauso wie das Schiff in Öl unten im Eingangsbereich. Sehnsüchtig dachte er an sein einsames Zimmer im Dachgeschoss des LKA in Hannover zurück, wo dieser ganze Gruppenkram keine Rolle gespielt hatte. Wo ihn abseits der Sitzungen nur Menschen aufsuchten, die mit ihm irgendwelche Sachfragen diskutieren wollten. So etwas wie die Angelegenheit mit dem buckligen Männlein zum Beispiel. Buckliges Männlein … In welchem Zusammenhang hatte er das nur gehört?
    Harm legte den Papierkram beiseite, füllte Teeblätter in die Kanne, goss Wasser hinein und stellte die Kanne auf dem Schreibtisch ab. »Weißt du, Ulf Krayenborg ist in Ordnung. Umsichtig, korrekt. Man muss ihn nur zu nehmen wissen. Er hat …«
    »Kennst du den Ausdruck buckliges Männlein?«, unterbrach Elias ihn.
    »Was?«
    »Buckliges … egal. Ich hab nur gerade daran gedacht.«
    »Der Glöckner von Notre-Dame hatte einen Buckel«, erklärte Harm hilfsbereit.
    »Den mein ich nicht.«
    »Ach so.« Harm wartete noch einen Moment mit halb offenem Mund. Als Elias sich nicht weiter äußerte, schloss er den Mund und fuhr seinen Computer hoch. »Wo wohnst du eigentlich?«
    »Bin ich mir noch nicht sicher.«
    Harm hob die Augenbrauen. »Heißt das, du hast noch keine Bleibe?«
    »Wird schon noch.« Es war Elias blöd vorgekommen, sich nach einer Wohnung umzusehen, wo er doch bis zum letzten Moment gehofft hatte, dass Brotmeier es sich anders überlegen würde. War ja oft genug vorgekommen. Er hatte die Formulare verschlampt, Brotmeier hatte sich aufgeregt, dann glätteten die Wogen sich wieder. Aber diesmal …
    »Also, einen Überfluss an Wohnungen haben wir hier momentan gerade nicht«, sagte Harm. »Und in den Osterferien hast du’s auch schwer, kurzfristig ein Zimmer zu kriegen. Da kommen nämlich die Touristen. Das kannste dir nicht vorstellen. Wie die Ameisen. Plötzlich hast du sie überall.«
    »Hm.«
    Harm versenkte sich in die Neuigkeiten aus seinem Computer. »Aber man hat seine Ruhe hier. Also, wenn die Touristen wieder weg sind. Dann ist es nicht so hektisch wie in Hannover«, meinte er geistesabwesend. »Hat’s dir dort gefallen?«
    »Ja, schon.«
    Harm machte sich eine Notiz und stand dann auf, um Tassen zu holen. Er goss Tee hinein und schob Elias seine Tasse über den Schreibtisch. »Vier Minuten, okay?«
    »Was?«
    »Der Tee. Ich hab ihn vier Minuten ziehen lassen. Vier ist gut, um die Lebensgeister zu wecken. Ab sechs Minuten beruhigt er. Ich glaube, vier wär jetzt prima, was? Ich muss grad mal weg.«
    Er verschwand im Flur, und Elias starrte in die Tasse. Zu Hause hatte es in seiner Kindheit jeden Abend Pfefferminztee gegeben, unerbittlich, wegen der Gesundheit. Kein Wunder also, dass er so was nicht mochte. Er lehnte sich zur Seite und kippte das Gebräu in einen Ficus, der in der Ecke neben Svens Schreibtisch wucherte. Ficusgewächse vertrugen bekanntlich eine Menge.
    Da Harm seinen Computer hochgefahren hatte, konnte er sich auch gleich mal umsehen, was so los war in Ostfriesland. Elias wechselte den Schreibtisch. Auf dem Bildschirm war die Aufzeichnung einer Zeugenvernehmung zu lesen. Ein Kerl namens Maik Hindemissen war belehrt worden, dass er seinen Namen und die Anschrift korrekt angeben müsse. Außerdem stand da, dass Maik freiwillig seine Telefonnummer rausgerückt und bestätigt habe, dass er kein Verhältnis zum Beschuldigten besaß, das ein Zeugnisverweigerungsrecht begründet hätte. Alles korrekt. Bestens.
    Harm hatte die Kästchen gewissenhaft
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