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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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viel schlau gewesen. Den kriegen wir dran.«
    Elias freute sich, dass Harm sich freute. Er beugte sich vor, nahm den Merkzettel von Harms Schreibtisch und versenkte ihn im Papierkorb.
    »Läuft es gut mit dir und Ulf?«, wollte Harm wissen.
    Dass es beschissen lief, war sicher ebenso durch die Büros gegangen wie die Sache mit den Luftballons. Ulf machte aus seinem Herzen ja nicht gerade eine Mördergrube. »Geht schon.«
    »Willste ’nen Tee?«
    Das Gebräu dampfte in Harms Tasse, und es sah so aus, als sei die blau geblümte Kanne noch voll. Elias schüttelte den Kopf, aber Harm nahm trotzdem eine zweite Tasse und goss sie voll. »Ich hab ihn sieben Minuten ziehen lassen.«
    »Warum?«
    »Ich sag doch, das entspannt. Mit Kluntjes?«
    »Was?«
    »Zucker.«
    Elias starrte auf das Pöttchen mit den durchsichtigen, kieselartigen Zuckersteinchen. »Bei mir zu Hause gab’s früher abends immer Pfefferminztee. Mir wird davon schlecht.«
    »Pfefferminztee ist doch kein Tee. Das ist Kräuterpampe«, sagte Harm, ließ ein Steinchen in die Tasse plumpsen und setzte sie Elias mit Nachdruck auf den Tisch. »Also: Die gute Nachricht ist, dass meine Freundin Imogen sich in die Idee verrannt hat, wir müssten zur Hochzeit ihrer Cousine.«
    Nach Italien, klar. Elias nickte.
    »Das hat mich unter Druck gesetzt.«
    »Und was ist daran gut?«
    »Für mich gar nichts, aber für dich. Ich hab dich nämlich eingetauscht.«
    »Hä?«
    Harm grinste gut gelaunt. »Bei Ulf. Gegen den Augusturlaub. Er gibt mir die beiden Wochen vom Dritten bis zum Siebzehnten. Und dafür nehm ich dich in mein Büro. Die Sache läuft allerdings nur ein paar Wochen, bis Sven zurück ist. Na ja, bis dann hast du dich sicher eingewöhnt.«
    »Du hast mich getauscht?«
    »Sag ich doch: Glückspilz!« Harm räkelte sich behaglich auf seinem Stuhl.
    »Eingetauscht – so wie ein Sammelbild?«
    »Exakt.«
    »Und ich hab einen Wert von vierzehn Urlaubstagen?«
    »Ich glaub, ich hätte auch drei Wochen rausschlagen können«, meinte Harm selbstzufrieden.
    »Na toll!« Elias nahm seine Teetasse, zog sich den Ficus heran und goss den Tee in einem dünnen Strahl auf die Blumenerde.
    Harm sah ihm dabei zu. Sein Gesicht verdüsterte sich. Als die Tasse leer war und Elias sie auf den Schreibtisch zurückstellte, schwieg er zunächst. Dann setzte er an, etwas zu sagen. Wahrscheinlich wäre das der Punkt gewesen, an dem Elias’ ostfriesisches Abenteuer ein Ende genommen hätte. Nehmt euren Querulanten zurück. Er strengt an. Er kommt nicht klar mit der ostfriesisch gemütlichen Mentalität. Lasst ihn in einem Keller Akten sortieren.
    Aber in diesem Moment kam der Anruf wegen der Explosion, und da wurde alles andere erst mal nebensächlich. In einem Dorf namens Marienchor hatte nämlich jemand eine Bombe gezündet.
    »Eine Bombe?«, fragte Elias, während er hinter Harm den Flur hinunterrannte.
    »Japp.«
    »Marienchor?«
    »Japp.«
    »Und weiß man schon …«
    »Nix«, sagte Harm.
    Sie schnappten sich das nächste Dienstfahrzeug und rasten los. Ihr Puls war auf hundertachtzig. In Ostfriesland explodierte schließlich nicht jeden Tag eine Bombe. Doch allmählich verlor sich ihre Aufgeregtheit. Das lag vielleicht an der Landschaft. Das Wort Unendlichkeit bekam nämlich, wenn man durch Ostfriesland fuhr, eine ganz neue Bedeutung. Sobald sie die Stadt verlassen hatten, sah es aus, als führen sie über eine grüne Platte, die sich bis in die Unendlichkeit fortzusetzen schien. Elias konnte spüren, wie ihn Lethargie erfasste. So viel Garnichts. Obwohl, die Ostfriesen hatten sich Mühe gegeben, die Platte ein wenig aufzuhübschen. Sie hatten Wälle quer über die Wiesen gebaut und darauf Bäume gepflanzt. Sie hatten schiefe Kirchen errichtet, mit separaten Türmen. Es gab auch Bauernhöfe und Einfamilienhäuser, die mit Schildern nach Urlaubsgästen angelten. Aber im Grunde war alles grüne Platte.
    »Nix weiß man«, sagte Harm und wich einer Katze aus, »außer dass es Tote gab.«
    »Tote?«
    »Sag ich doch.«
    Elias musste sofort an Boris und seine Mutter denken. Es gab keinen Hinweis darauf, dass die Explosion etwas mit den beiden zu tun hatte, aber er besaß ein Gespür. Und dieses Gespür sagte ihm, dass etwas im Busche war.
    Marienchor entpuppte sich als ein Nest, das aus drei Bauernhöfen bestand. Der Schauplatz des Verbrechens war leicht auszumachen: Es hatte einen Stall erwischt. Die Bauern standen drum herum, kratzten sich die Köpfe und begutachteten den Schaden. Es
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