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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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gekommen war, war das unaufgefordert geschehen, aus ihrem eigenen Antrieb. Da hatte es keinerlei Zweifel gegeben. Sie hatte ein Anliegen gehabt, von dem sie wollte, dass es ernst genommen wurde. Elias angelte sich einen der Heftklebeblocks.
    Buckliges Männlein – Beobachtung eines realen visuellen Eindrucks? Assoziation, hervorgerufen durch Gerüche oder Geräusche wie Musik? Traumhafte Erinnerung an etwas gerade im Fernsehen Wahrgenommenes?
    Sein Unbehagen kehrte mit Wucht zurück. Die Familie, die von dem buckligen Männlein heimgesucht worden war, machte ihm Sorgen, und die kribbelten ihm unter der Haut. Vielleicht war diese Frau Coordes wirklich Dutzende Male in der PI erschienen, um sich grundlos zu beschweren. Aber die Furcht des kleinen Bengels musste ernst genommen werden.
    Elias wünschte, er hätte eine weiße Magnetwand, um seine Zettel daraufzupappen und sich einen Überblick zu verschaffen. Aber in Harms Büro gab es keine Tafeln. Ihm blieb nichts übrig, als den Zettel zu den anderen zu kleben, die er an seiner Schreibtischlampe befestigt hatte. Die sah jetzt aus wie ein Wimpel.
    »Was haben Sie denn angestellt, dass man Sie hier an den Fels geschmiedet hat?«
    Elias drehte sich um. Die Staatsanwältin vom vergangenen Morgen stand in der Tür. Ihr rötliches Haar war zu einem Gestrüpp geworden, als hätte sie es stundenlang zerrauft.
    »Welchen Fels?«, fragte er.
    Sie kam gähnend ins Zimmer. »Kennen Sie nicht diesen Burschen, den man an einen Felsblock gekettet hatte? Aus der griechischen Sage? Und der den Felsblock dann immer wieder auf den Berg hinaufschieben musste?«
    »Sisyphos.«
    »Den mein ich.«
    »Der war aber nicht angekettet. Angekettet war ein anderer. Keine Ahnung. Ich glaube, bei dem mit der Kette handelte es sich um eine Sexgeschichte.«
    Beim Wort Sexrunzelte die Staatsanwältin die Stirn. Na klar. Bei Sexkonnte man sich natürlich alles Mögliche denken, vor allem, wenn man sich nachts allein mit einem Kerl in einem halbdunklen Büro befand. Und wenn man tagsüber mit anderen Kerlen zu tun hatte, die beim Stichwort Sex reflexartig Mist bauten. Frau Kellermann kam trotzdem ins Zimmer und blickte ihm, einen Aktenstapel auf dem Arm, über die Schulter. Argwöhnte sie, dass er sich heimlich Pornos reinzog? Sie studierte das Formular und sagte: »O Gott.«
    Obwohl er nicht empfindlich sein wollte, kränkte ihn die Bemerkung. »Ich bin erst am Anfang«, verteidigte er sich.
    »Seit wie vielen Stunden denn schon?«
    Er murmelte etwas Unverständliches.
    »Und wie soll es weitergehen auf dem Blatt? Ich meine, wenn Sie das Datum und die Dienststelle eingegeben haben?« Sie beugte sich über seine Schulter. Er konnte riechen, dass sie etwas getrunken hatte. Diese Tatsache wäre eine Bemerkung auf einem gelben Zettel wert gewesen, für den Fall eines Falles, den es hier aber nun mit Sicherheit nicht gab. Auch die Uhrzeit, zu der sie arbeitete, und die Tatsache, dass sie sich in der PI in Leer aufhielt statt im Gebäude der Staatsanwaltschaft, das sich in Aurich befand, war merkwürdig. Ging ihn aber nichts an.
    »Ist es die Sache mit der Selfmade-Bombe?«, fragte sie.
    »Ja, Frau Kellermann, und ich glaube …«
    »Olthild. Nenn mich einfach Olly.«
    »Ich heiße Elias«, sagte Elias, überrumpelt von so viel Intimität.
    »Wie der Prophet? Sind deine Eltern jüdisch?«
    »Eher musikalisch.« Er unterdrückte einen Seufzer. »Sie haben mich nach einem Oratorium benannt.«
    »Ist nicht wahr!« Olly Kellermann gluckste erheitert. »Hätte aber noch schlimmer kommen können. Stell dir vor, du wärst ein Mädchen gewesen, ich meine, dann würdest du jetzt als Eroicarumlaufen. Oder als die Neunte.«
    Wider Willen musste Elias lächeln.
    »Oder als Messias.«
    »Der war doch männlich.«
    »Bei Eltern weiß man nie. Da red ich aus Erfahrung. Komm, lass mich mal, dann tipp ich’s eben rein.« Olly drängelte ihn vom Stuhl. »Am Ende landet der Krempel sowieso auf meinem Schreibtisch, und da bin ich froh, wenn ich weiß, was ich lese. Stimmt das eigentlich mit den Luftballons?«
    »Das … nee. Na ja, in etwa.« Er sprach nicht gern über den Vorfall mit den Luftballons.
    Sie kicherte. »Ich hätte mich kringeln können. Du, setz dich rüber an Harms Schreibtisch, ja? Es müffelt.«
    »Ich bin in einen Hühnerkopf getreten.«
    »Genau so riecht es auch.«
    Elias machte es sich auf Harms Stuhl bequem und sah zu, wie Olly in einem Mordstempo die Tasten bearbeitete. »Sind das hier Harms Notizen?«,
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