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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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versuchte sie am ersten Kantstein, den sie erreichten, sauber zu putzen, aber das Zeug klebte wie verrückt. Wahrscheinlich stank er inzwischen genauso wie das Güllefass hinter dem Hof.
    Es stellte sich heraus, dass der Düsseldorfer mit dem Autolack ins Schwarze getroffen hatte. Nach ein bisschen gutem Zureden zeigte ihnen ein Junge, dessen Haar mit so viel Gel verklebt war, dass es ihm wie ein Horn vom Kopf ragte, eine Kiste unter seinem Jugendbett. Dort fanden sie eine Blechdose Standox Basislack und eine zerkratzte Tupperdose, auf der Dicyandiamid stand, was, wie Harm erklärte, die Kuhpisse ersetzte. »Mensch, du Döskopp, du!«, sagte er zu dem Jungen.
    Der Döskopp erwies sich als redselig. Er erklärte Elias, den die Sache interessierte, wie seine Bombe genau funktionierte, und erzählte, dass er sogar Hilfestellung in einem Internetforum gegeben habe, wo solche Fragen diskutiert wurden. Wobei er natürlich keinem Idioten, der nicht wusste, wie man sich vorsah, eine Bastelanleitung an die Hand gab. »Ich bin ja nicht verantwortungslos«, erklärte er.
    Harm wies zum Fenster, hinter dem der demolierte Stall sichtbar war, und der Bombenbastler errötete. »Das war ein Versehen.«
    »Du wolltest also nicht, dass was kaputtgeht«, stellte Elias fest, der für den Bombenbastler Sympathie empfand.
    »Was sollte das denn eigentlich heißen – er wollte nicht?«, fragte Harm, als sie später wieder ins Auto stiegen.
    »War mir einfach wichtig, es festzuhalten«, sagte Elias.
    »Aber du weißt schon, dass das bescheuert ist?«
    »Wieso?« Elias ließ sich in den Sitz des Polizeiautos fallen.
    »Weil wir auf der Seite des Rechtsstaats stehen, und ich will, dass das jeder im Kommissariat vor Augen hat.« Harm wedelte mit der Hand. »Hier: wir, die Guten. Da: ihr, die Bösen. Und dazwischen läuft eine eiserne Linie. Wir biedern uns nicht an.«
    »Aha.«
    »Ich sag nur: Luftballons.«
    »So.« Elias lehnte sich im Sitz zurück und starrte auf die grün bepinselte Einöde, während Harm anfuhr. Das Auto roch penetrant nach Kuhfladen.

Zeugenvernehmung stand oben auf dem Blatt, das in Dateiform den Computerbildschirm füllte. Schön. Man musste sich einfach durcharbeiten. War gar nicht so schlimm. Machten seine Kollegen täglich. Starb man nicht dran.
    Elias nahm sich einen Käsekräcker und konzentrierte sich wieder auf das Formular, in dem es einiges an Leerstellen auszufüllen galt. Elias trug als Örtlichkeit Marienchor ein und blätterte dann im Notizbuch, das Harm ihm überlassen hatte, um den Namen des Bauern nachzuschlagen, Everhardus Brunke . Aus Interesse googelte Elias, was es über Hermann Göring zu wissen gab. Nichts Schönes. Auch in Engerhafe hatte sich während des Tausendjährigen Reiches ein eher trübes Kapitel deutscher Geschichte abgespielt. Aber das hatte man sich ja denken können.
    Die Tüte mit den Käsekräckern hatte sich geleert. Elias trug das schmutzige Zellophan zum entsprechenden Mülltrennbehälter auf dem nächtlichen Flur und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Also weiter.
    Man sollte sich per Ankreuzen entscheiden, ob die Zeugenvernehmung unaufgefordert geschehen war oder nicht. Wie war das eigentlich genau gewesen? Hatte Everhardus Brunke sie gebeten zu kommen, oder hatte einer der Nachbarn die Polizei alarmiert? Und wenn sie ein Nachbar alarmiert hatte, waren sie dann unaufgefordert gekommen, weil das Formular sich ja auf Brunke bezog?
    Elias starrte auf den Bildschirm. Auf jeden Fall hatte Brunke nichts dagegen gehabt, dass sie bei ihm erschienen waren. Andrerseits hatte seine Bemerkung über die Knöllchen der Polizei angedeutet, dass er keine gute Meinung von den Ordnungshütern hatte. Vielleicht hätte er sich doch lieber selbst in der Nachbarschaft umgehorcht. Konnte sogar sein, dass er mit dem Bombenleger verwandt war, wo sie doch im selben Dorf wohnten. Spielte das eine Rolle? Quatsch. Aber warum sollte man ein Kreuz machen, wenn es unwichtig war?
    Wenn ich wirklich ein Profiler wäre, dann wüsste ich, warum ich nicht einfach irgendwo ein Kreuzchen hämmere, um das Ganze möglichst schnell abzuschließen, dachte Elias. Er wandte den Blick zum Fenster seines Büros. Draußen war es dunkel. Keine Chance mehr, ein Schwimmbad aufzusuchen. Oder ein Hotelzimmer zu ergattern. Aber was half’s! Er konzentrierte sich wieder auf das Bildschirmformular.
    Unaufgefordert ja () Sein Zeigefinger kreiste über der Taste mit dem X. Als die Frau in der beigen Jacke ins Polizeirevier
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