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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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ausgefüllt und unter Beruf aufgelistet, wo Maik in den letzten drei Jahren gearbeitet hatte. Erst für eine Spedition. Dann bei einem Taxiunternehmen. Schließlich bei einer Firma namens Frugenia, wo er bei der Spargelernte ausgeholfen hatte, und zwar von Mai bis Ende August. Spargel? Im August?Elias runzelte die Stirn. Mensch, Harm!
    Er öffnete ein neues Fenster und gab bei Google »buckliges Männlein« ein . Gleich das erste Ergebnis verriet ihm, dass die Formulierung aus einem Volkslied stammte.
    Will ich in mein Gärtlein geh’n, will mein Zwieblein gießen, steht ein bucklig Männlein da, fängt gleich an zu niesen. Will ich in mein Küchel geh’n, will mein Süpplein kochen, steht ein bucklig Männlein da, hat mein Töpflein brochen …
    »Und da ist er schon«, tönte es von der Tür.
    Elias hob den Kopf. Harm schob jemanden durch den Türrahmen. Das musste Ulf Krayenborg sein. Der Mann sah aus wie Bill Clinton, nur mit Bauch. Keinem gewaltigen. Eher eine Wohlstandswölbung. Über dem Bäuchlein trug er eine weite blaue Strickjacke.
    »Hallo, Profiler«, meinte Ulf grinsend und ließ sich auf der Tischkante neben dem Kopiergerät nieder. Er verschränkte die Hände über der Brust und spitzte angriffslustig die Lippen. Auch ohne Profiler zu sein, konnte man sich denken, was er damit ausdrücken wollte. »Schon eingewöhnt, Schröder?«
    Elias zuckte mit den Schultern.
    »Aber gleich an die Arbeit ran, was?«
    Elias wurde bewusst, dass er am falschen Schreibtisch und am falschen Computer saß. Harm starrte mit gerunzelter Stirn auf den Ficus.
    »Schon was rausgefunden über die ostfriesischen Serienkiller? Huhu …« Ulf hob die Hand und wirbelte damit kindisch durch die Luft. »Der Verdächtige rammelte eine Kuh – hat also als Kind zu viel Lebertran bekommen und würde gern der Mama den Hals umdrehen. Ha ha ha. Ich halt übrigens viel von Psychologen, ehrlich, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass jemals einer hier bei uns geholfen hätte, einen Fall aufzuklären.«
    »Ich bin kein Psychologe«, sagte Elias.
    »Also mehr ’ne Art Medium? Bin ich auch für offen. Wie teilen wir die Arbeit auf? Ich renn rum und verhöre und mache den routinemäßigen Kleinkram, der so anfällt, und der Profiler zaubert inzwischen die Lösung aus der Tasche?«
    »Fallanalytiker«, sagte Elias. »Es heißt Fallanalytiker. Profiler gibt es nur im Fernsehen.«
    Harms Stirn hatte sich umwölkt. Auf der dunklen Blumenerde schwamm ein Zuckerstückchen in einer bräunlichen Pfütze. Mist.Ulf ließ immer noch Dampf ab. »Ooooh, da muss ich mich ja entschuldigen. Tut mir leid, wir leben hier ’n bisschen hinterm Mond. Fallanalytiker!Hoffentlich wird’s dir nicht langweilig. In Ostfriesland gibt’s nämlich nicht viele Serienverbrechen. Hier wohnen schlichte, arbeitsame Menschen, die einfach in Ruhe gelassen werden wollen, und fertig. So ist das bei uns! Stimmt es eigentlich, dass sie dich in Hannover rausgeschmissen haben?«
    »Jemand sollte sich um Frau Coordes und das bucklige Männlein kümmern, von dem sie redet«, sagte Elias zu Harm.
    Der riss endlich seinen Blick vom Ficus los. »Was?«
    Ulfs Gelächter hinderte Elias an der Antwort. »Ach nee, da legt er schon los, der Diplomprofiler! Er meint die bescheuerte Alte, Harm, die hier ständig aufkreuzt, weil ihr angeblich jemand was Böses will. Die sitzt unten bei Frauke, haste nicht gesehen? Schröder, Mensch«, meinte er von oben herab, »die ist wirklich plemplem. Nur brauchen wir keinen Psychologen, um das zu kapieren. Die segelt hier im Stundentakt durch und macht ’ne Anzeige, und wir nehmen’s auf und versenken’s im Papierkorb. Früher hat man solchen Leuten ’ne Glocke um den Hals gehängt, damit …«
    »Wie wär’s, wenn ihr das bei euch im Büro ausdiskutiert?«, schlug Harm vor. Er wirkte sauer.
    Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich keinen Tee mag, dachte Elias. Eine Kindheit voller Pfefferminztee. Das hätte er sicher verstanden. Aber nun war es zu spät. Er erhob sich.
    »Ach«, sagte Harm zu Ulf, der zur Tür strebte. »Lässt es sich einrichten, dass wir die Urlaubswochen tauschen? Imogen will im August zur Hochzeit ihrer Cousine, aber die findet unten in Italien statt, in Bologna, und so ’ne lange Reise lohnt ja nicht, wenn man nur zwei Tage …«
    »Gesetzt ist gesetzt, hast du selbst gesagt. Was gesetzt ist, wird nicht mehr geändert«, erklärte Ulf, ohne sich drum zu scheren, dass Harm in der Hierarchieleiter über ihm stand.
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