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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden
Autoren: Sigrid Neureiter
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sentimental, weil sie den Papierfetzen noch immer bei sich trug. Doch der Assistent schien sich dafür zu interessieren. »Weißt du auch, was der Spruch bedeutet?«
    Jenny zögerte kurz, dann antwortete sie:
    »Am Anfang bin ich auch nicht schlau daraus geworden. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir.« Jetzt beugte sie sich vor und nahm seine Hand in die ihre. »Schau, Lenz, ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir lernen, uns selbst zu vergeben. Arthur muss das lernen, denn er darf sich nicht ewig wegen Mordred und jetzt auch noch wegen Xenia Vorwürfe machen. Xenia hätte, wenn sie nicht so hart zu sich selbst gewesen wäre, wohl auch ganz anders gehandelt.« Jenny senkte kurz die Lider, dann öffnete sie sie wieder und sah Lenz in die Augen: »Und du, du solltest dir auch vergeben. Dich trifft keine Schuld an Christas Unfall.«
    Jetzt war es gesagt. Sie hatte das ausgesprochen, was ihr schon seit seinem gestrigen Geständnis am Herzen lag. Ein wenig unsicher sah sie Lenz an. Empfand er ihre Worte als unerwünschte Einmischung?
    Wohl nicht, denn im nächsten Augenblick beugte er sich näher zu ihr. Der bisher undurchdringliche Gesichtsausdruck war einem Lächeln gewichen.
    »Und du Jenny, was musst du dir vergeben?«
    Auf diese Frage war sie nicht gefasst gewesen. Sie kannte auch die Antwort darauf nicht. Dennoch war sie sicher, dass der Spruch auch für sie eine Bedeutung hatte. Jenny beugte sich über den Tisch hinweg noch näher zu Lenz, so dass ihre Köpfe sich beinahe berührten.
    »Das«, und dabei umspielte auch ihre Lippen ein Lächeln, »werde ich herausfinden.« Dann gab sie Lenz einen sanften Kuss, löste sich aber gleich wieder von ihm und ging entschlossen quer über den Waltherplatz in Richtung Bahnhof.
     
     
    E N D E
     
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    1 Blasius’ und Francescas mittelhochdeutscher Vortrag in neuhochdeutscher Übersetzung
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