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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden
Autoren: Sigrid Neureiter
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der Burgdirektor tatsächlich eines solchen bedient hatte. In dem lag nun der Fisch und zappelte. Beziehungsweise, wie Francesca einräumte, stand er mittlerweile in Blasius’ Büro, wo er einem hochnotpeinlichen Verhör unterzogen wurde.
    »Allora«, beendete sie nun ihre Rede »ist genauso, wie ich immer gesagt habe: Der Kalabrese ist schuld. Aber jetzt, seine Spiel ist aus.« Befriedigt und fast ein wenig triumphierend sah sie Arthur an. Der sich nun zu einer, wie ihm schien, entscheidenden Frage entschloss:
    »Und hatte Speranza die Handschrift bei sich?«
    Das nun nicht, wie Francesca bekannte. Es sei allerdings nur noch eine Frage der Zeit, bis der Direktor alles über den Verbleib des Manuskripts herausbekäme.
    Arthur konnte die Zuversicht der Burgherrin, die sie, wenn auch nicht von Amts, so wohl von Herzens wegen war, nicht teilen.
    »Speranza ist zwar ein Dieb, aber nicht der der Handschrift. Worauf er es abgesehen hat, sind eure flüssigen Vorräte.« Arthur hatte beschlossen, Francesca reinen Wein einzuschenken. Nur so konnte er sein Vorhaben, in die Burg zu kommen und nach Jenny zu suchen, beschleunigen.
    »Ecco, sehen Sie, er stiehlt alles, was er in seine schmutzigen Finger bekommt!« Francesca war nicht so leicht zu überzeugen. Sie erschien Arthur zwar im Wesentlichen als großherzige und verständige Frau, aber bei den Süditalienern hörte es offenbar auf. Da war ihre Sicht bedauerlicherweise durch Vorurteile getrübt.
    Ein wenig verzweifelt sann Arthur darüber nach, wie er sie ohne weitschweifige Erklärungen dazu bringen könnte, ihm den Westpalas aufzusperren, als er plötzlich Mordred und Lenz über den Burghof rasen sah. Die hatte er ganz vergessen. Aber was machten die jetzt? Rannten vor zur Bühne … und was dann?
    Damit konnte er sich jetzt nicht aufhalten. Entschlossen sagte er zu Francesca:
    »Speranza hat die Handschrift nicht gestohlen. Ich weiß noch nicht, wer dafür verantwortlich ist. Aber über eines bin ich mir absolut sicher.« Die Pause, die Arthur machte, war so gewichtig, dass nicht einmal Francesca wagte, ihn zu unterbrechen. Dann fuhr er fort: »Der Täter ist da drin. Und Jenny Sommer mit ihm.«
    Der Professor war zwar von seiner Behauptung keineswegs so überzeugt, wie er sich den Anschein gab. Dennoch hielt er es für die wahrscheinlichste Möglichkeit. Er fragte sich, ob Francesca seinen Bluff bemerkt hatte, als diese schon lossprudelte.
    »Jenny Sommer, no, no. Wir müssen sie retten.« Indem sie die Jungfrau Maria und weitere Heilige um Hilfe anflehte, eilte Francesca zum Besuchereingang und schloss auf. Arthur folgte ihr. Er hatte offenbar das Zauberwort gesprochen.
     
    *
     
    Sich an der Wand entlang tastend hatte Jenny den Kassenbereich in Richtung der Treppe, die in die oberen Stockwerke der Burg führte, verlassen. Dafür, dass ihr nach wie vor kein Licht zur Verfügung stand, fand sie den Aufgang verhältnismäßig rasch. Stufe um Stufe schlich sie nach oben. Zweimal hörte sie ein Knarren, doch davon konnte sie sich jetzt nicht beeindrucken lassen.
    Nach wenigen weiteren Stufen hatte sie es geschafft. Oben angelangt, verweilte sie kurz am Geländer, an dem sie sich bei ihrem Aufstieg festgehalten hatte. Vor ihr lag der so genannte »Turniersaal«, rechts davon die Tür zum Wehrgang und links der Eingang in den »Saal der Liebespaare«.
    Jenny wunderte sich gerade, dass sie plötzlich wieder einzelne Möbelstücke umrisshaft erkennen konnte, als sie plötzlich gewahr wurde, dass just aus dem »Saal der Liebespaare« der Schein einer Lampe zu ihr drang. Jemand war dort. Daran bestand kein Zweifel. Ob sie es dennoch wagen sollte, über den Fluchtweg auf die Galerie zu gelangen?
    In Gedanken maß sie die Entfernung zum Ausgang ins Freie. Von ihrem Standort aus waren es maximal drei Meter. Jetzt konnte sie auch erkennen, dass die Tür nur angelehnt war. Wie magisch angezogen bewegte Jenny sich auf die rettende Öffnung zu, als plötzlich hinter ihr das Licht ausging. Mit einem Mal war der Raum wieder in völlige Dunkelheit gehüllt. Abrupt blieb Jenny stehen, um sich neu zu orientieren. Plötzlich hörte sie ein Geräusch, als würde jemand mit einem Gegenstand hantieren. Dann das eindeutige Knistern von Papier. Sie musste hier raus, es gab keinen Weg zurück.
    So rasch sie es im Finstern vermochte, ging sie auf die Tür zu. Jetzt berührten ihre Hände, die sie weit vor sich ausgestreckt hielt, den Holzrahmen. Da, der Griff. Jenny riss die Tür auf und erklomm
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