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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys
Autoren: Ally Kennen
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will aufschreien, aber durch den Schmerz hindurch höre ich eine Stimme in meinem Kopf sagen: SASHA LEBT. Simon nimmt seine Hand weg und wischt sie sich an seinen Shorts ab. Er fasst nach meiner Hand und drückt sie auf die Wunde.
    »Bleib so«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum hören kann. »Werd bloß nicht ohnmächtig.«
    Ich schaue hilflos zu, wie Simon ein rostiges Stück Blech heranzieht und es vorsichtig über mich an die Wand lehnt, sodass ich eine Art Schutzschild habe. Dann stellt er sich mit dem Rücken an die hintere Wand des Schuppens.
    »DIE POLIZEI IST UNTERWEGS«, brüllt er. »HÖREN SIE UM HIMMELS WILLEN AUF!« Das Dach knackt und biegt sich unter dem Gewicht des Schützen, der sich auf Simon zubewegt. Ich kann nur zugucken, voller Angst und Schrecken. Der Schuppen könnte jeden Moment über uns zusammenbrechen.
    Simon kriecht an der Wand entlang zu mir und schlüpft unter das Blech. Da schlägt ein zweiter Schuss durch ein Loch im Dach.
    »Alles okay?«, haucht Simon, aber ich kann nur das Gesicht verziehen. Simon tippt mir auf die Schulter. Seine Augen flitzen überall herum. Er erinnert mich an eine Katze, die jede Bewegung, jeden Laut wahrnimmt. Er ist schlau, er hat einen alten Autositz gefunden und ihn sich zum Schutz über Kopf und Schultern gestülpt. Ich zucke zusammen, als Simon meine Schnürsenkel – ich meine, Levis Schnürsenkel – herauszieht. Was hat er vor?
    »Wir holen ihn runter«, flüstert Simon. »Du musst deinen Arsch nach draußen bewegen. Nimm deinen Schildmit. Okay?« Ich schüttle den Kopf. Das ist nicht okay! Ich kann mich nicht rühren, und schon ohne mich zu bewegen, kann ich den Schmerz kaum ertragen.
    »Hier sind wir lebendige Zielscheiben«, haucht Simon. »Los, beweg dich.«
    Das ist eine Seite von Simon, die ich kaum kenne. Sachte lasse ich mein Bein runter und keuche dabei vor Schmerz. Ich rolle aus meiner Deckung aufs Helle zu und strecke die Hände hoch, um den Schild zu halten, den Simon zu mir herunterlässt. Dann rolle ich mich auf den Bauch und robbe direkt unter den Dachvorsprung. Simon packt mit beiden Händen einen der Hauptpfosten in der Mitte des Schuppens. Der steht sowieso schon reichlich schräg. Simon fängt an, kräftig zu schütteln. Alles wackelt und ächzt. Simon rüttelt mit seinem ganzen Körper am Pfosten, das Gebäude scheint sich immer weiter nach innen zu beugen. Vom Dach sind hektische Bewegungen zu hören, von den knackenden Balken rieselt Dreck herunter.
    Wie ein Löwenmann brüllt und drückt Simon mit der Schulter gegen den Pfosten und endlich wölbt sich das Dach nach innen. Splitternd und krachend bricht der ganze hintere Teil des Schuppens zusammen. Ich werfe mich nach draußen, Simon hechtet hinter mir her. Ich blicke zwischen den Bäumen durch zum Himmel hoch, doch da hat Simon schon wieder den schützenden Schild über mich gelegt. Dann hören wir lautes Klopfen und Rufen. Ich zwinge mich, mich aufzusetzen, und blicke auf den Schutthaufen, der einst ein Schuppen war. Das Dach liegt am Boden, die Luft ist voller Staub.
    »Simon?«, flüstere ich. »Simon?« Keine Antwort, ich höre nur einen Mann stöhnen. Ich kann nichts sehen,daher robbe ich ein Stück weg von den Trümmern. Dann taucht zwischen den Balken und den zerborstenen Brettern eine Gestalt auf.
    »Hier, nimm das an dich.« Simon nimmt die Patronen aus der Waffe und lupft sie zu mir rüber. »Furzey klemmt unter einem Balken«, sagt er. »Ich habe ihm die Hände gefesselt.« Als Nächstes wirft er mir das Telefon zu. »Ruf noch mal die Polizei an, ja? Sag, sie sollen sich beeilen.«
    Er klettert über die Trümmer und ist verschwunden.
    »Psst.« Das war hinter den Bäumen. Ich sehe, wie Sasha ihren Kopf hebt, ihre Haare sind ganz verwuschelt.
    »Du lebst!«, sage ich. »Bloß deine Haare sehen scheiße aus.«
    »Ich habe mich in der alten Tränke im Hof versteckt«, flüstert sie. »Kann ich rauskommen?«
    »Ich glaub schon«, antworte ich. »Kannst du bitte die Polizei anrufen?«
    »Das habe ich schon vor zwanzig Minuten getan«, sagt Sasha. »Die sind gleich hier.«
    »Wo ist dein Kind?«
    »Das hab ich nicht mit.« Sie verzieht das Gesicht. »Glaubst du, ich bin blöd?«
    »Ich habe eine Puppe gefunden«, flüstere ich.
    »Die muss mir aus der Tasche gefallen sein«, sagt Sasha.
    Sirenen heulen durch das Tal und wir zucken beide zusammen.

FERNSEHEN
    Im Krankenhaus war es so stickig heiß wie mitten im Feuer. Alex’ Kehle war völlig ausgedörrt. Er setzte
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