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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys
Autoren: Ally Kennen
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oder?«
    »Simon, du darfst dem Mann nicht trauen … der hat versucht, mich umzubringen.« Ich rapple mich auf und laufe Simon hinterher, über die Wiese, zum Hauptgebäude. »Ich habe Angst um Sasha. Ich glaube, er hat ihr was getan. Vielleicht ist sie in dem Brunnen da.« Wir überqueren die unteren Wiesen. Furzey ist weg, jedenfalls sehe ich ihn nicht.

    »Weißt du, was dein Problem ist?« Simon kämpft sich durchs hohe Gras. »Du hast eine zu ausgeprägte Fantasie.«
    »Und du bist ein bescheuerter Jasager. Dass du in der Armee bist, heißt doch nicht, dass du dein Hirn nicht benutzen darfst.« Ich renne meinem Bruder hinterher in das kleine Wäldchen.
    »Wenn Furzey dich ausschalten wollte, hätte er dich erschossen. Dann mich. Hat er aber nicht.« Simon stapft durchs Gestrüpp auf den Schuppen zu.
    »Dann würde er Spuren hinterlassen«, protestiere ich. »Er müsste eine Erklärung für die verschossenen Patronen haben. Er ist schlau, Simon, denk an den ganzen Scheiß mit dem Hubschrauber und dem Wasser.«
    Simon duckt sich und kriecht unter das tief hängende Dach, und ich folge ihm, weil ich zu viel Angst habe, alleine zurückzubleiben.
    »Ach du Scheiße!«, stößt er hervor, als er durchs dämmrigeLicht ganz hinten in der Ecke die Gewehre liegen sieht. Er bückt sich und hebt eins auf.
    »Das ist unglaublich«, sagt er und flucht.
    Ein kratzendes Geräusch über unseren Köpfen schreckt uns auf, aber dann sehen wir draußen zwei Raben vorbeifliegen. Simon macht mit seinem Handy mehrere Fotos von den Gewehren. Dann drückt er auf einige Tasten. Ich nehme an, er schickt die Fotos an seine Vorgesetzten.
    »OK«, sagt Simon. Er senkt die Stimme. »Jetzt sind wir allein und können offen reden. Ich wollte das nicht sagen, solange er vielleicht noch zuhören konnte. Als du dein Stelldichein mit Furzey hattest, habe ich mit meinem Führungsoffizier gesprochen, okay? Ich habe ihm erzählt, was hier vorgeht. Er hat noch nie was von diesen Waffen gehört. Er sagt, die Militärpolizei ist auf dem Weg hierher. Ich habe keine Ahnung, welche Rolle Furzey spielt. Kann sein, er ist unschuldig. Ich weiß allerdings sehr genau, dass er als Kompaniefeldwebel militärische Ausrüstungen leichter stehlen kann als andere, aber wissen tun wir es nicht. Ich möchte, dass du einfach mitspielst, ja?«
    Guck einer an, der schlaue Hund. Simon IST doch auf der richtigen Spur. Er hat tatsächlich GEHANDELT. Warum macht er sich dann nicht mehr Sorgen um Sasha?
    »Simon, was ist mit Sasha? Und ihrem Kind?« Ich muss immerzu an den Brunnen denken.
    Simon schüttelt den Kopf. »Pass auf, ich muss jetzt zurück und noch mal mit Furzey reden. Er benimmt sich merkwürdig und ich will ein Auge auf ihn haben. Er ist wahrscheinlich unschuldig. Aber wenn nicht …«
    Mich schauert es. »Ist er nicht«, sage ich und denke an den dunklen Brunnen. »Natürlich ist er das nicht.«
    »Wenn wir Sasha nicht mehr helfen können, dann müssen wir ganz schnell weg hier …«
    »Aber …«
    »Pass schön auf, ja, Max? Hilfe ist unterwegs.«
    Ich gehe hinter meinem Bruder über das welke Gras und die bloße Erde zum Ausgang aus dem Schuppen. Plötzlich habe ich ein Bild vor mir, da sind wir beide acht und zwölf. Wir verlassen gerade den Hühnerstall meiner Großeltern, Simon in grünen Shorts vorneweg, und wie immer ist er es, der die Eier trägt.
    Simon bückt sich, um rauszugehen.
    »VORSICHT!«, schreit eine Stimme und ich weiß, es ist Sasha. Da ist sie, hinter einem Baum, vielleicht sechs Meter entfernt. »AUF DEM DACH.« Sie zeigt nach oben.
    Über uns auf dem Dach steht ein Mann mit einer Sturmhaube über dem Kopf. Er hat einen Revolver in der Hand und zielt auf Simon. Ich denke keinen Moment nach, sondern stürze mich auf Simon, reiße ihn zu Boden und spüre plötzlich, wie mir ein fürchterlicher, beißender Schmerz durchs Bein schießt.
    »Zurück!«, ruft Simon und zieht mich in den Schuppen hinein. »Wo hat’s dich getroffen?«
    »Am Bein«, japse ich. Der Schmerz wirbelt in mir herum, ein unglaublicher Schmerz. Heiß, gemein, höllisch.
    Wir hören ein Poltern auf dem Dach, Moos, Staub und Holzstückchen rieseln auf uns herunter.
    So einen Schmerz hatte ich noch nie. Simon hebt mein Bein hoch und legt es auf einen zerbrochenen Plastikkanister. Er rollt mein Hosenbein hoch. Wir horchen auf die Geräusche über uns und Simon drückt seine Hand auf die Wunde.
    »Ist nur ein Kratzer«, flüstert er und legt den Finger über die Lippen. Ich
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