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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys
Autoren: Ally Kennen
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hervor.
    Der Junge stand auf und winkte mit beiden Händen.

ANFÄNGE
    Ich packe meinen Koffer noch einmal, ich will alles so klein und ordentlich zusammenlegen wie möglich. Es ist zehn Uhr morgens. In einer Stunde sitze ich im Zug. Als ich vor sechs Monaten verkündete, was ich vorhatte, brach Mutter in Tränen aus und sagte: »Gott sei Dank.« Vater biss die Zähne so fest zusammen, dass ein Hauch von Rosa in seinem Gesicht erblühte. So gab er seiner Freude Ausdruck.
    »Deine erste vernünftige Idee seit Jahren«, hat er gesagt. Er besann sich. »Abgesehen von einer.«
    Das war nicht so richtig schmeichelhaft, aber ich habe es schon vor Jahren aufgegeben, diesen Leuten gefallen zu wollen. Nein, ich tue das für mich. In mir steckt etwas, so was wie ein kleiner Teufel, den ich nicht abschalten kann, und dort, wo ich jetzt hinwill, ist kein Platz für Teufel – jedenfalls nicht für die Sorte, die in mir steckt.
    Achtzehn Monate sind seit dem Brand im Moor vergangen und seitdem ist alles anders geworden. Ich wurde im Zuge der Ermittlungen befragt, die immer noch andauern. Furzeys Schiebereien und die Brandstiftung sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Die anderen – Alex, Sasha und Levi – haben sich auf den Hintern gesetzt und ihren Abschlussgemacht, aber ich konnte nicht zurück auf die Schule. Selbst nachdem der Richter entschieden hatte, dass der Schuss auf Riley ein Unfall war, wollte mich die Schule nicht mehr haben. Auch wenn mir mein angeblich tapferer Einsatz für Sasha ein paar Pluspunkte eingebracht hatte. Trotzdem: Riley hat sein Auge verloren. Er wurde aus der Armee entlassen. Ich weiß nicht, was er jetzt macht, aber ich hoffe, ich werde ihm nie begegnen. Ich glaube, ich habe sein Leben zerstört. Das wird immer auf mir lasten.
    Nachdem die Fachoberschule mich aussortiert hatte, hat Levi seine Mutter gebeten, ein gutes Wort für mich einzulegen (dafür brauchte es allerhand Überzeugungskraft), und ich durfte im Supermarkt arbeiten, auf einer vollen Stelle, ein ganzes Jahr lang. Ich habe es mehr oder weniger geschafft, nicht weiter aufzufallen, habe Gemüse aufgebaut und Geld gescheffelt. (Außerdem habe ich ein paar abgedrehte Raps geschrieben.) Aber jetzt ist wirklich Zeit zu gehen. Ich spüre, dass sich Max, der Böse, wieder regt, und der muss im Zaum gehalten werden.
    Ich gucke auf die Uhr. Um 10.05 Uhr sitzt Levi vielleicht schon im Seminar oder brutzelt sich in der Küche vom Studentenwohnheim ein Levi-Frühstück. Ich nehme an, dass er jede Menge neue Freunde hat. Er geht auf die Lincoln Universität, weil er in der Nähe seines Vaters sein möchte.
    Levi hat gesagt, er habe sich, als das Feuer kam, vor lauter Angst in den Boden eingebuddelt. Er lag in einer flachen Kuhle am Hang des Hügels und wollte sich aus Steinen einen Schutzraum bauen.
    »Dir ist schon klar, dass du dir in Wirklichkeit einen Ofen gebaut hast?«, unterbrach ihn Sasha.
    Levi zuckte die Achseln. »Ich war am Ende.«
    Als er das sagte, kam ich mir vor wie ein Wurm. Ich konnte ihm nicht in die Augen gucken.
    Beim Zusammensuchen der Steine entdeckte Levi eine Öffnung im Hang. Er langte hinein und merkte, dass die Öffnung breiter und tiefer wurde. Er wühlte in der Erde, und plötzlich brach der Hang ein und ein Strom eiskalten Wassers strömte hinaus, der Levi bis zur Hüfte durchnässte. Als das Wasser davongeflossen war, hatte Levi den gemauerten Eingang eines alten Stollens vor sich. Er kroch hinein und merkte nach ein paar Minuten, dass er nicht allein war.
    »Außer mir war noch ein Hase da«, sagte Levi. »Etwa sechs Stunden saßen wir zusammen da und guckten uns an. Er hatte wachsame Augen und große Ohren und kräftige Beine. Ich habe noch nie einen so großen Hasen gesehen. Und ein Krach war da drinnen! Wir krochen tief in den Stollen hinein, so weit es ging. Über mir hörte ich das Feuer prasseln. Ich habe Angst um euch gehabt. Ich meine, wie wahrscheinlich war es, dass ich diesen Stollen gefunden habe? Was war mit euch?«
    Da mussten alle lächeln. Levi, allein in der Wildnis, dehydriert, hungrig, mittendrin in einem Flächenbrand, ohne Schuhe an den Füßen, machte sich Sorgen um die anderen.
    »Als ich wieder rauskam, war der Boden noch so heiß, dass ich nicht darauf gehen konnte«, sagte Levi. »Nachdem das Feuer aus war, hatte ich viel mehr Angst, muss ich sagen. Ich dachte, niemand wird mich suchen. Warum auch? Mann, hab ich mich gefreut, als ich den Hubschrauber sah.«
    Alle sagten, es sei ein
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