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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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Art figurfreundlicher Trenchcoat, undefinierbare Farbe, irgendwas zwischen beige und Knitterfalten. Genau wie sein Gesicht. Klatsche erkennt ihn auch, gluckst und freut sich. Wie unsere kleine Familie in den letzten Jahren doch stabil geworden ist. Vom Leben aneinandergeklebt. Klatsche steht auf.
    »Ich geh dem Herrn schon mal einen Apfelsaft holen.«
    Ich schiebe den Pizzakarton zur Seite, zünde eine Zigarette an und lächle mir den Faller herbei.
    Aber der Faller lächelt nicht. Der Faller ist sauer. Er setzt sich auf die Sesselkante, stützt die Ellenbogen auf seinen Knien ab und sieht mich eindringlich an.
    »Versprechen Sie mir, dass Sie den Wichser am Arsch kriegen, Chastity.«
    Seit er vor ein paar Jahren bei einer Schießerei fast draufgegangen wäre, kennt der Faller in solchen Sachen kein Pardon mehr.
    Als sein Apfelsaft alle ist, fällt auch endlich der Tag hinter den Horizont. Klatsche lässt sich breitbeinig in die Couch sinken, legt die Arme auf die Rückenlehne, und es hört sich ein bisschen an, als würde er mit seinen Untertanen sprechen, als er sagt: »Gibt’s eigentlich schon Geschenkideen für Carlas und Roccos Hochzeit?«

II.
    HEINRICH

    Es hat tatsächlich aufgehört zu regnen. Nicht, dass die Sonne scheinen würde, aber es ist so was Ähnliches wie trocken. Ich habe die Fenster meines Büros weit geöffnet, um Luft reinzulassen, auch in mein Gehirn. Es ist spät geworden gestern Abend. Wir saßen noch lange vor Klatsches Laden und haben in den Himmel gekuckt. Ab und an hat einer mal was in die Runde geworfen. Was man Carla und Rocco so schenken könnte. Das wurde dann von den anderen jedes Mal sofort abgeschmettert. Ich schätze, wir sind keine gute Truppe für Hochzeitsgeschenke. Am Ende sagte Klatsche, dass die beiden mal froh sein könnten, wenn wir ihnen nicht die Feier sprengen. Und dass er sich schon um ein Geschenk kümmern würde. Wir Lutscher würden ihn ja eh nur beim Nachdenken stören. Damit war das Thema abgehakt, und wir konnten uns ganz darauf konzentrieren, in unseren Köpfen das Licht auszudrehen, was uns wieder mal vorbildlich gelang.
    Ich zünde mir eine Zigarette an, stelle mich ans Fenster und denke nach. Der Calabretta und der Inceman sind heute Morgen in der Pathologie und bei den Kollegen von der KTU. Der Brückner und der Schulle vergleichen unsere Dateien mit der Täterbeschreibung. Der Kringe und der Bartels ziehen schon mal die Ecke rund um den Jenischpark auf links, der Tschauner hört sich auf Sankt Pauli um.
    Es klopft an meiner Tür, Oberstaatsanwalt Schubert kommt rein, ohne meine Antwort auf sein Klopfen abzuwarten.
    »Frau Riley, guten Morgen!«
    Er macht drei, vier große Schritte, schon steht er neben mir am Fenster und holt tief Luft.
    Was hat den denn so schwungvoll gemacht?
    »Herr Schubert«, sage ich.
    Wir können uns nicht leiden. Er wirkt, als hätte er das vergessen. Er wippt keck nach vorne auf die Zehenspitzen und wieder zurück. Sein dunkelgrauer Anzug und sein Juristengesicht sitzen wie immer perfekt. Das graumelierte Haar, das Hemd, die Krawatte, der Windsorknoten, die Rasur, das Rasierwasser, die schmale Nase, alles edel und tiptop. Er hält sich für einen attraktiven Mann in den besten Jahren, und objektiv betrachtet ist er das sicher auch, aber ich halte ihn vor allem für ein Arschloch. An meinem ersten Tag hier, da war ich noch ein vergleichsweise junges Ding, hatte er nach ungefähr drei Minuten in meinem Büro seine Hand an meinem Hintern. Ich hab ihm eine gescheuert. Er hat mich nicht rausgeschmissen, ich hab mich nicht über ihn beschwert, wir haben keinen Krieg angefangen. Aber mehr als ein brüchiger Waffenstillstand ist unser Verhältnis nicht.
    Er lächelt mich an. Ich hab keine Ahnung, was er von mir will.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, frage ich.
    »Ich frage mich eher, ob ich Ihnen helfen kann«, sagt er.
    »Wobei?«
    »Die beiden toten Beamten«, sagt er und macht ein betroffenes Gesicht, das ich ihm aber nicht abnehme. Oberstaatsanwalt Schubert ist frei von Mitgefühl. Er hat so viel Bewegung in der Seele wie ein Stück alter Fisch.
    »Was meinen Sie?«, frage ich.
    »Vielleicht brauchen Sie für diese Sache noch ein paar mehr Leute.« Er sieht mich eindringlich an. »Wir wollen ja schließlich alles tun, damit das aufgeklärt wird.«
    »Wir sind gut aufgestellt«, sage ich, »und wir tun, was wir können, machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
    Ich scanne sein Gesicht, versuche herauszufinden, worum es hier geht. Das
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