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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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jetzt wieder auf den Beinen, er hat sich die Knarre von dem schreienden, gekrümmten Mann neben ihm geschnappt, das Ding gesichert und eingesteckt. Er kommt auf mich zu, er geht so wackelig, wie ich mich fühle, er kniet sich zu mir auf den Boden und schlägt die Arme um mich, er hält mich fest und ich halte ihn fest, und jetzt fange ich dann doch auch außen an zu zittern, und der Calabretta hält mich noch fester und sagt: »Wo kamen Sie denn eigentlich her, Schießmeister Riley?«

    * * *

    Wir lehnen an der Hafenmauer und rauchen Zigaretten. Ich habe meine Waffe abgegeben, der Calabretta die Knarre von dem Mann ohne Eier, die Kollegen von der Davidwache machen ihre Arbeit, die Spurensicherung ist da und auch ein Krankenwagen, und der Notarzt sagt mit einem Blick zu mir: »Auf die Beine war das aber nicht.«
    Ich nehme einen großen Zug von meiner Zigarette und lege mich gehackt. Die können mich mal. Ich kann nicht mehr.
    Der Calabretta kuckt finster in Richtung Elbe. Dann finster in Richtung Zombiestaatsanwältin.
    »Und warum hat dieses andere Arschloch unsere Kollegen erschossen? Es ist so viel passiert, und wir wissen immer noch nicht, warum genau dieses verdammte Arschloch das getan hat.«
    In seinen Augen sammeln sich ein paar Tränen, nicht viele, nur ein paar, doch die reichen, um mich seine Hand nehmen zu lassen. Der Calabretta ist ein Einzelkämpfer, und er war immer ganz gut darin, aber seit die beiden Polizisten gestorben sind, ist er aus dem Lot. Aus der grundsätzlich zerbrechlichen Balance des Solisten. Seitdem ist er furchtbar allein. Schmerzhaft allein. Und dann kam auch noch das mit dem Inceman. Der Inceman hat seinen Arm verloren und der Calabretta damit seine rechte Hand. Er hat das alles kaum noch ausgehalten, und heute Nacht hat’s ihn zerrissen.
    »Das weiß nur das Arschloch selbst«, sage ich. Seine Hand in meiner Hand ist kalt und trocken.
    Wahrscheinlich gab es tatsächlich keinen Grund, auf unsere Kollegen zu schießen. Hajrullah Terpani war bis zur Oberkante voll mit Koks oder Speed oder weiß der Teufel, und dann ist er eben ausgeflippt, als die Polizei kam. Er sollte Malaj und Oenninger bei ihrem Treffen beschützen, sollte der große Bodyguard vom großen Gangsterboss sein, und das war an diesem Morgen eine Nummer zu groß für ihn.
    So sehe ich das. Am Ende war das Ganze vielleicht nur eine Art Versehen.
    Aber das sage ich dem Calabretta jetzt nicht.

EPILOG

    Juli. Es ist heiß. Seit zwei Wochen schleicht der Gestank der umgekippten Kanalisation durch die Stadt, und alle tragen von morgens bis abends Sonnenbrillen.
    Ich stehe am Flughafen, auf der Besucherterrasse. Rechts von mir steht der Faller, neben dem Faller stehen der Schulle und der Brückner, links von mir Richter Bruns. Der Calabretta steht ganz vorne an dem hohen Gitter, das die Besucher davon abhalten soll hinterherzuspringen, wenn ein geliebter Mensch davonfliegt.
    »Das ist er«, sagt der Calabretta, als eine Lufhansamaschine auf die Startbahn rollt.
    Es dauert noch einen Moment, dann gibt der Pilot Gummi. Der Siebzehnuhrfünfundvierzigflieger startet planmäßig nach Istanbul.
    Ich halte mich am Faller fest.

DANKE:

    KDD Kerstin, für den direkten Draht ins Dezernat.
    Werner Löcher-Lawrence, weil es tatsächlich immer weitergeht.
    Carolin Graehl, für den guten, klaren Blick.
    Moni Neudeck, fürs Beine ausreißen.
    Karenina, fürs Mitdenken und für die Kaffeepausen unter Bäumen.
    Anne und Alina, für die Ruhe.
    Romy und Wilhelm, für die Stand-up-Hilfe.
    Domenico und Rocco, in Liebe.

Über Simone Buchholz
    Simone Buchholz, geboren 1972, wohnt mit Mann und Sohn im Herzen von Hamburg. Mit Staatsanwältin Chastity Riley aus St. Pauli – und ihren bisherigen Fällen »Revolverherz«, »Knastpralinen«, »Schwedenbitter« und »Eisnattern« – hat sie eine der spannendsten deutschen Serienfiguren am Start.

Über dieses Buch
    Kein guter Sommer für Staatsanwältin Chas Riley: Regen, Regen, Regen – und ein brutaler Polizistenmord in den Elbvororten. Die Ermittlungen schieben Chas und ihre Kripokollegen in ein schmieriges Karussell aus Korruption, Gefälligkeiten und Männerfreundschaft. Am Ende ist ein weiterer Kollege tot, eine Frau verschwunden, eine Freundin verheiratet. Und der große Gangster lernt, dass gegen die große Einsamkeit keine Knarre gewachsen ist.

Impressum
    ISBN 978-3-426-22643-8

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