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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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Licht ausmachen mit meinem Blick.
    All das hat sie mir gesagt, immer wieder.
    Sie wollte, dass es aufhört. Aber ich bin, wer ich bin.
    Jetzt ist sie weg.

ES WAR CHARLES BRONSON

    Und dann, mitten in der Nacht, ruft mich Klatsche an.
    »Baby«, sagt er, er klingt gehetzt, seine sonst so gelassene Stimme hört sich an wie quer über den Tisch gespannt, »Baby, komm schnell.«
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Der Calabretta dreht durch.«
    »Wo?«
    Ich sitze aufrecht im Bett.
    »Frankie ist hier vor ’ner halben Stunde aufgetaucht …«
    »Wer ist Frankie?«, frage ich und springe aus den Federn.
    »Egal jetzt! Ist ’n alter Kollege … also, der ist hier aufgetaucht, der Calabretta saß an der Bar und hat ’n büschen was getrunken. Da fängt Frankie plötzlich an zu erzählen, dass in den Riverkasematten zwei Typen am Rumprahlen sind, wegen dem Molotow-Cocktail beim Italiener. Dass das kein Schutzgeldscheiß gewesen sei, wie überall in der Zeitung steht. Dass das viel heißer gewesen wäre. Spezialauftrag. Und dass sie das so genau wüssten, weil sie auf dem Motorrad gesessen hätten.«
    Mir klopft das Herz nicht bis zum Hals, mir klopft das Herz bis zum Fenster raus. Ich hatte den Anschlag schon weggepackt, fest verschnürt in die Tiefen der unzugänglichen Erinnerungen geschoben. Und jetzt knallt das mitten in der Nacht wieder hoch. Und der Calabretta ist in Schwierigkeiten. Ich kämpfe mich zittrig in meine Jeans, den Hörer ans Ohr geklemmt.
    »Da ist unser italienischer Freund hoch von seinem Barhocker und hat sich Frankie geschnappt«, sagt Klatsche, er redet schnell und ohne Luft zu holen. »Er hat ihn am Kragen gepackt und ihn angezischt, dass er die Fresse halten soll. Frankie ist dann auch direkt in die Luft gegangen, hat dem Calabretta mit rechts eine gezogen und ihn angebrüllt, dass er das nicht ihm sagen soll, sondern den beiden Typen in den Riverkasematten.«
    Nicht gut.
    »Und das macht der jetzt auch, oder was?«
    »Yo«, sagt Klatsche, »ich denke, das hat er vor.«
    »Ich bin gleich auf dem Weg«, sage ich.
    »Gut«, sagt Klatsche, »aber pass auf dich auf, ja? Ich schick dir Frankie da hin, der kann dir die beiden Typen zeigen, vielleicht habt ihr Glück, und der Calabretta verläuft sich in seinem Suff.«
    »Okay«, sage ich, »danke.«
    Dann rutsche ich in meine Schuhe und meinen Mantel, und während ich mir ein Taxi rufe, gehe ich an die kleine Schublade meines Wohnzimmerschranks, hole die Armeepistole meines Vaters raus und sehe nach, ob sie geladen ist.

    * * *

    Als ich unten am Hafen aus dem Taxi hechte, läuft mich ein Typ über den Haufen. Kleiner als ich, auffällig drahtig, in Jeansklamotten. Der Typ schwitzt, er ist offensichtlich gerannt.
    »Schuldigung!«, sagt er und holt tief Luft.
    »Bist du Frankie?«, frage ich ihn.
    Er nickt, sein hellbrauner Bürstenschnitt vibriert.
    »Und du bist dann wohl Chastity.«
    »Ja«, sage ich. »Sind die da drin?«
    »Nein«, sagt er, »sind vor zwei Minuten weg. Rausgeflogen, nachdem dein Kollege erst den Laden zusammengebrüllt und dann eine Schlägerei mit den beiden Prahlgesichtern angefangen hat.«
    »Scheiße.«
    »Der Türsteher sagt, sie sind in die Richtung unterwegs.« Frankie zeigt zur Fischauktionshalle.
    » Dann mal Abmarsch«, sage ich, und wir setzen uns in Bewegung. Rennen über die Straße und die Hafenpromenade entlang. Die Luft ist kalt und feucht und stellt uns Wände entgegen. Frankie keucht, es ist halb zwei in der Nacht, er hat schon den Weg von der Blauen Nacht zur Elbe hinter sich.
    »Was zur Hölle macht dein Kumpel da für einen Scheiß? Was hat der Spinner vor? Die beiden Typen sind welche von der Sorte, mit denen nicht zu spaßen ist.«
    »Der Mann sieht rot«, sage ich.
    »Das war Clint Eastwood, oder?«, fragt er und spuckt aufs Pflaster, während wir nebeneinander übers Pflaster sprinten.
    Ich sage: »Charles Bronson. 1974.«
    »Und worum geht’s?«
    Keuch.
    »In dem Film?«
    »Nein«, sagt Frankie, »bei eurer Sache hier.«
    »Zu kompliziert«, sage ich. »Siehst du die drei irgendwo?«
    »Vergiss es«, sagt er. »Bin kurzsichtig.«
    Oh Mann.
    Wir rennen weiter, sind schon fast an der Großen Elbstraße, und dann sehe ich was unten am Wasser, im milchigen Schimmer der Hafenlaternen. Ich sehe einen Mann, der sich in diesem Moment aus dem Wasser quält, sich umständlich an der Mauer hochhievt. Außerdem ist da ein großer Mann mit zu langem Oberkörper, der eine zu kurze Lederjacke anhat und seinen Fuß auf
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