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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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einem dritten Mann abstellt, der auf dem Boden liegt. Der Mann auf dem Boden ist der Calabretta.
    »Verdammt«, flüstere ich und gehe hinter der Kaimauer in Deckung.
    »Was?«
    Frankie ist sofort mit zu Boden gerutscht.
    »Die sind da unten am Wasser und haben meinen Kollegen in der Mangel.«
    »Und nu?«
    Ich hole die Pistole meines Vaters aus der Jeans, sie liegt schwer in meiner Hand.
    »Oha«, sagt Frankie, und ich denke, damit hat er recht.
    »Hau lieber ab«, sage ich.
    Frankie nimmt das Angebot dankend an, auf seinem Gesicht macht sich Erleichterung breit.
    »Danke«, flüstert er. »Ich will mit dem Scheiß echt nichts zu tun haben.«
    Ich nicke, er bleibt gebückt und zischt an der Mauer entlang ab. Ich hole mein Telefon raus, rufe auf der Davidwache an und sage, dass ich schnell ein paar Leute brauche.
    »Wir kommen«, sagt der Beamte am Telefon, »rühren Sie sich nicht vom Fleck.«
    Das sagt der so. Als ich aufgelegt habe und wieder über die Kaimauer kucke, hat der Mann mit der Lederjacke eine Knarre in der Hand, und die Knarre ist auf den Kopf vom Calabretta gerichtet.
    Ich atme tief durch. Ich weiß, wie man schießt, ich hab einen Waffenschein, aber ich hab so ein Ding noch nie in freier Wildbahn benutzt. Ist Staatsanwälten ja auch nicht erlaubt.
    Ich rutsche wieder runter, gebe mir nochmal drei Sekunden hinter der Mauer und entsichere meine Pistole.
    Atmen.
    Ich muss was tun. Wenn der Typ schießt, ist der Calabretta tot. Und wenn das wirklich die beiden sind, die den Brandcocktail auf uns geschleudert haben, dann hindert den mit der Knarre vermutlich nichts daran, zu schießen.
    Noch einmal tief durchatmen.
    Okay.
    Ich schiebe mich im Schutz der Mauer die Treppe zur Elbe runter, ich nehme ein paar parkende Autos als Deckung, ich schleiche von Stoßstange zu Stoßstange. Als ich hinter einem schwarzen Mercedes Kombi angelangt bin, kann ich die Männer beobachten, und ich kann sie reden hören.
    »Du kleines Bullenarschloch«, sagt der mit der Knarre in der Hand, »du denkst, du kannst uns hier fertigmachen und meinen Kumpel in die Elbe schmeißen? Beim nächsten Mal weniger saufen und mit Verstärkung kommen, Alter.«
    Der andere Typ spuckt eine Ladung Elbwasser aus und steht schwankend auf dem Asphalt.
    »Aber verdammt«, sagt der Knarrenmann, »es gibt ja gar kein nächstes Mal!«
    Er lacht ein mitleidloses, kaltes Lachen, sein nasser Freund lacht mit.
    Der Calabretta liegt mit dem Gesicht auf dem Boden, ich kann seine Augen nicht sehen, aber ich kann ihn atmen hören. Er hat Angst. Und weil ich den funkelnden Blick vom Knarrenmann sehen kann, weiß ich, dass diese Angst berechtigt ist.
    Ich schaue nach hinten zur Straße. Ich hoffe inständig, eine Sirene zu hören, ein Blaulicht zu sehen oder wenigstens einen Streifenwagen. Aber bisher ist da nichts im Kommen. Ich richte mich auf, meine Pistole zeigt auf den Knarrenmann, der immer noch seinen rechten Fuß auf dem Kreuz vom Calabretta abgestellt hat.
    »Waffe runter«, sage ich. »Oder ich schieß’ dir die Eier weg.«
    Innerlich zittere ich wie ein Kanarienvogel im Wind, aber mein Gesicht und meine Hand sind ruhig. Das habe ich von meinem Vater. Der konnte das auch. Wenn’s innen aufregend wird, außen ruhig bleiben. Macht die anderen nervös.
    Der Knarrenmann kuckt mich an, als wäre ich ein Gespenst, er lässt seine Kanone tatsächlich kurz sinken, richtet sie aber dann sofort wieder auf den Calabretta.
    »Wo kommt der Zombie denn plötzlich her«, sagt der Wassermann mit hohler Stimme, hat wohl zu viel Brackwasser im Hals.
    Zombie. Sehr gut. Genauso fühle ich mich.
    Der Knarrenmann sagt nichts. Er sieht mich an. Zielt weiter auf meinen Freund. Und entsichert seine Waffe.
    Verstehe. Ein Revolverheld. Der will Duell spielen. In meinem Kopf dudelt irgendwas von Sergio Leone, aber das macht mir nichts aus, weil ich ja ein Zombie bin. Nein. Halt. Ich bin Lucky Luke. Schieße schneller als dieser blöde Schatten da drüben. Und dann: Bamm! Bamm! Bamm!
    Dreimal.
    Mitten in die Eier.
    Der Typ schreit, lässt die Waffe fallen, bricht zusammen. Hinter mir auf der Hafenstraße höre ich die Sirenen der Kollegen aus der Davidwache.
    Sie kommen.
    Der Wassermann kuckt mich nochmal gehetzt an, er kann es nicht glauben, dass der Zombie sich bewegt hat, dann springt er zurück in die Elbe und verschwindet in der Dunkelheit. Soll er ruhig. Sind so manche von der Strömung gefressen worden.
    Ich gehe in die Knie, meine Waffe in der Hand.
    Der Calabretta ist
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