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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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Anschlag auf Beamte der Kripo, der Staatsanwaltschaft und auf einen Richter. Und es geht um Sex mit Minderjährigen.«
    Oenninger wirkt jetzt dermaßen erschüttert, dass der Calabretta nochmal einen schnellen Vorstoß macht:
    »Haben Sie sich am Sonntagmorgen vor einer Woche mit Gjergj Malaj im Jenischpark getroffen, Herr Oenninger?«
    Und da geht die Tür auf, der Schulle und der Brückner knurren, Oenningers dünner Anwalt stakst herein, und zwar genau in dem Moment, in dem der Calabretta »Gjergj Malaj« sagt.
    Die Schweißperlen über Oenningers Oberlippe werden zum reißenden Fluss, und Italien hat gewonnen.

    * * *

    Ich weiß gar nicht, wie das eigentlich genau passiert ist, dass wir plötzlich das Gefühl von Oberwasser haben. Dass wir tatsächlich glauben, den Albaner schnappen zu können, wenn wir nur Oenninger morgen früh ordentlich in die Mangel nehmen. In unserem Übermut treffen wir uns am Abend in der Amphore an der Hafenstraße, der Calabretta, der Faller, Richter Bruns und ich, der Schulle hat Schubert im Auge, der Brücker Trauwald Oenninger, um Mitternacht werden der Faller und der Calabretta die beiden ablösen. Wir sitzen im Nieselregen in den tiefen Stühlen unter den tiefen Markisen, wir trinken Gin und Tonic und der Faller trinkt Apfelsaft, der Barkeeper hat lange blonde Haare und heißt Egmont.
    Wir stoßen auf den Inceman an und auf uns, und während die Dämmerung braungolden im Lichtermeer versinkt, tun wir so, als würde der spektakuläre Hafenblick nur uns gehören.
    Bruns erzählt, dass er Ruth Micoud nochmal angerufen hat. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ob Oenninger damals auf den fiesen Partys im Verbindungshaus war, sie wollte sich da einfach nicht festlegen. Aber sie kannte seinen Namen, und sie war sich auch sicher, dass Oenninger Teil der Arroganzia war und mit Schubert befreundet.
    Ich für meinen Teil würde darauf wetten, dass er dabei war. Nach allem, was mir Naima erzählt hat. Ich nehme mir vor, das für Oenningers Vernehmung als kleine Zusatzdrohung im Hinterkopf zu behalten.
    Zack, bringt uns der Barkeeper neue Gin Tonics, die uns noch eine Runde selbstbewusster machen.

    Das sind meine besten Männer: Die haben solche Angst vor mir, dass ich sie nicht mal darum bitten muss, es zu tun. Sie tun es von ganz allein.
    DAS ist das perfekte Verbrechen.

XIII.
    EINE FRAGE DER EHRE

    Man darf sich ja nie zu früh freuen. Und ein bisschen hatte ich es geahnt, als ich gestern Nacht nach Hause geschlichen bin, als mir das sonst so warme Leuchten von Sankt Pauli kalt vorkam. Als ich das plötzliche Gefühl einer Schieflage hatte. Als hätte sich etwas zwischen mir und meiner Welt verschoben, als wäre eine Achse verrutscht, und das hatte nichts mit den Gin Tonics zu tun. Als der Faller anrief und mir sagte, dass der Brückner im Auto eingeschlafen ist und der Herr Senatsdirektor ihm entwischt sein könnte.
    Und jetzt stehen wir hier an der Längsseite der Magellan-Terrassen, es stürmt, die Elbe ist mächtig in Bewegung. Wir stehen unter einem schweren Backsteinbau, der von stählernen schrägen Streben gestützt wird, und über uns, an einem der Stahlbalken, baumelt Trauwald Oenninger an einem Strick. Er trägt die gleichen Klamotten wie gestern als wir bei ihm waren, nur sein Gesicht sieht anders aus, es hat die graue Farbe seines Anzugs angenommen.
    Der Brückner steht ein Stückchen entfernt von uns auf den Treppenstufen und macht ein versteinertes Gesicht, der Schulle steht ein paar Stufen hinter ihm und lässt ihn nicht aus den Augen. Der Calabretta, der Faller und ich rauchen. Die Spurensicherung ist in Großformation angerückt, sie haben ihre weißen Anzüge an. Es hat in Strömen geregnet gegen Morgen, und der Wind hat geblasen.
    »Scheißwetter«, sage ich, »die werden nichts finden.«
    »Die hätten auch bei ruhiger See nichts gefunden«, sagt der Calabretta und grummelt in seine Lederjacke. »Das ist Profiarbeit. Der ist spurenlos aufgeknüpft worden.«
    »Ich weiß nicht«, sage ich, und der Calabretta sagt:
    »Ich schon.«
    Da hinten kommt der Leichenwagen. Wir treten ein Stück zur Seite, damit sie Oenninger runterholen können.
    Wir müssen zu Frau Oenninger. Erzählen, was passiert ist. Und ein paar sehr unangenehme Fragen stellen.
    Ich hasse das.

    * * *

    Silvia Oenninger ist hyperventilierend zusammengebrochen, wir mussten den Notarzt rufen.
    Schubert gibt das komplett gegenteilige Bild ab. Er sieht uns an, als könne ihm nichts, aber auch wirklich
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