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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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Ich glaube auch nicht, dass da nochmal einer kommt. Ich hole mir die schon geschlossene Akte zu dem Polizistenmord raus und fahre damit zum Calabretta ins Polizeipräsidium. Die Akte machen wir jetzt mal schön wieder auf. Da geht doch noch was.

    * * *

    Der Calabretta hat Blut geleckt, unseren Besuch beim Inceman abgeschüttelt und sich in einen giftigen Jagdhund verwandelt. Ich hab ihm erzählt, was ich über Oenninger erfahren habe. Ich hab ihm von Oenningers Vorliebe für Teenienutten erzählt, und dass der Albaner ihm da wohl ein paar Mal einen Gefallen getan hat.
    Wenn der Calabretta etwas überhaupt nicht ab kann, dann sind das Männer mit unehrenhafter Berufsauffassung und Freude an kleinen Mädchen. Da wird mein italienischer Kollege echt böse.
    »Von den Pfeifen lassen wir uns nicht länger verarschen«, hat er gesagt, und dann ist er in einem Tempo zu den Dienstwagen gesprintet, dass wir kaum hinterher gekommen sind, der Brückner, der Schulle und ich. Jetzt sitzen wir im dunkelblauen Audi, weil der Alfa wieder mal in der Werkstatt ist, und der Calabretta brettert schlecht gelaunt an der Alster entlang, als wäre ihm der Leibhaftige auf den Fersen. Am Ballindamm legt er sogar nochmal eine Schippe drauf. Wenn er den Audi weiter so tritt, kann er den auch gleich in der Werkstatt abliefern. Auf dem Jungfernstieg sehe ich ihm an, dass er darüber nachdenkt, sich das Blaulicht aufs Dach zu packen und die Abkürzung durch den Neuen Wall zu nehmen, schön in falscher Fahrtrichtung durch die Einbahnstraße zu knallen, aber der Brückner sagt im richtigen Moment:
    »Ruhig, Brauner.«
    Und so lässt der Calabretta es bleiben und nimmt dann vergleichsweise gesittet den Weg über die Großen Bleichen und die Stadthausbrücke. Er lässt es sich allerdings nicht nehmen, seine Karre direkt vor der Behörde für Stadtentwicklung zu parken, direkt vor dem Haupteingang, quasi auf dem Gehsteig.
    »So«, sagt er. »Bürschchen.«
    Als er mit raumgreifenden Schritten das Gebäude einschüchtert, zeichnet sich unter seiner etwas zu engen Lederjacke seine Dienstwaffe ab. Wir sehen zu, dass wir hinterherkommen, und sind schwer beeindruckt.

    * * *

    Senatsdirektor Oenninger hat diese Art von lichtem Haar, bei der man auf Fotos immer am liebsten einfach den Oberkopf abschneiden möchte. Wegen der Würde, die gerade im Zusammenspiel mit einer gewissen Schweinshaftigkeit des Gesichts schnell auf der Strecke bleibt, wenn das Haar genau auf dem Oberkopf ganz leicht aufgibt, dass gerade so die Haut durchschimmert. Das ist genau die Art von Haarverlust, die auch meistens diesen einen Typ Mann heimsucht: machtgierig, dick, aber voller dünner Ängste. Zu feige, um Kklar Schiff zu machen. Zu uncool, um es wachsen zu lassen und dann nonchalant nach hinten zu streichen. Zu kleingeistig, um es zu bemerken. Abgesehen von seinen Kopfflusen trägt Oenninger einen grauen CDU-Anzug, eine gelbliche FDP-Krawatte, eine Goldrandbrille in einem Gesicht, das zu viel Fleischkonsum verrät, und Schweißperlen über der Oberlippe. Er zeigt mit dem Zeigefinger auf den Calabretta, als wolle er ihn damit erstechen.
    »Sie!«, sagt er. »Sie sollten sich mal ein bisschen gedulden!«
    Der Zeigefinger zittert.
    »Mein Anwalt wird in wenigen Minuten hier sein, der wird Sie auseinandernehmen, Sie Schmalspursheriff!«
    Der Calabretta lächelt sein Ich-lieg-in-Rimini-am-Strand-und-du-kannst-mich-am-Arsch-lecken-Lächeln.
    Ich stehe hinter dem Calabretta, der Schulle und der Brückner stehen links und rechts von der Tür.
    »Und Sie«, sagt der Calabretta, »Sie kommen da gar nicht drum herum, Herr Oenninger.« Er steckt die Hände in die Taschen seiner Lederjacke. »Wenn Sie jetzt nicht mit uns reden wollen, dann tun Sie’s morgen im Präsidium. Offizielle Vorladung, basta. Sie können Ihren Anwalt dann auch gerne mitbringen.«
    Oenninger hält immer noch seinen Zeigefinger in die Luft, aber er zeigt jetzt eher in Richtung Decke als auf den Calabretta. Wahrscheinlich hat der Finger gemerkt, dass er an seinem Gegner abprallt. Oenninger lässt ihn ermattet sinken und presst die Lippen aufeinander.
    »Wenn ich dann mal wissen dürfte, worum es eigentlich geht?«
    Der Calabretta hat sich in der Tat aufgeführt wie ein Sheriff. Ist reingestürmt und hat erst mal den Großen gemacht. Lauthals an den Wänden gerüttelt. Ich mag seinen Stil. Hat was von einem Gorilla.
    »Es geht um Bestechung, Herr Oenninger«, sage ich. »Und es geht um einen Polizistenmord, um einen
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