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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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nichts und niemand etwas anhaben. Wir stehen in seinem Arbeitszimmer, der Calabretta und ich, ein richtiges Herrenzimmer ist das, so was hab ich ewig nicht gesehen, mit dunkler Schrankwand, klobigem Schreibtisch und dunkelgrünen Teppichen über den braun lackierten Holzdielen. Auf seinem Schreibtisch steht eine dieser antiken, grün-goldenen Bibliothekslampen, daneben eine Kiste Zigarren. Frau Schubert, ich weiß, dass es sie mal gegeben hat, muss schon vor langer Zeit ausgezogen sein, an eine Frau erinnert hier nichts mehr.
    Keiner von uns lässt ein Wort über die Teenienuttensache fallen, das ist nicht mehr nötig. Schubert ist nicht blöd, der weiß, dass wir dahinterstecken. Er fängt an, sich eine Zigarre zurechtzuschneiden, und sieht uns an.
    »Was wollen Sie von mir, Frau Riley?«
    »Wir haben schlechte Nachrichten«, sage ich. »Ihr alter Freund Trauwald Oenninger ist tot.«
    Er schluckt schwer, als hätte er einen Backstein im Hals. Dann fangen die Adern an seinen Schläfen an zu pochen. Er legt die Zigarre weg.
    »Er hat sich erhängt, an einem Gebäude in der Hafencity«, sage ich. »Können Sie sich vorstellen, warum er das getan hat?«
    Schubert sieht aus dem Fenster, soweit die dicken dunkelgrünen Vorhänge das zulassen.
    »Trauwald war krank«, sagt er. »Der Krebs hat ihn erwischt. Er hätte nicht mehr lange zu leben gehabt.«
    Er sieht mich regungslos an. Aha.
    »Ich kann verstehen, dass er das getan hat. Ich hätte auch keine Lust, jämmerlich zu krepieren.«
    Der Calabretta holt tief Luft, steckt die Hände in die Taschen seiner Lederjacke.
    »Ich persönlich glaube ja nicht, dass der Senatsdirektor sich umgebracht hat«, sagt er. »Ich glaube, dass da jemand nachgeholfen hat. Und wir wissen alle, wer das gewesen sein könnte, Herr Schubert.«
    »Sie sind taktlos, Herr Calabretta«, sagt Schubert.
    »Und Sie sind vielleicht der Nächste, Herr Schubert«, sagt der Calabretta. »Ich bitte Sie dringend, uns zu sagen, was Sie über Oenningers Geschäfte mit Gjergj Malaj wissen, damit wir diesem Mann endlich mal in die Parade fahren können. Dass Oenninger mit ihm Geschäfte gemacht hat, wissen wir, und wir wissen auch, dass Sie ihm dabei geholfen haben.«
    Schubert fängt aufs Neue an, seine Zigarre klar zu machen.
    »Sie sind immer noch Staatsanwalt, Herr Schubert«, sage ich, »Sie müssen auf unserer Seite sein.«
    »Das ist eine Frage der Ehre«, sagt der Calabretta.
    Schubert zündet sich seine Zigarre an. Das dauert.
    »Ehre«, sagt er dann, »was wissen Sie beide schon von Ehre?«
    Ich lege dem Calabretta meine Hand auf den Unterarm. Ich sehe ihm an, dass es in ihm hochrauscht und er kurz davor ist, Schubert eine reinzuhauen.
    »Es ist eine Frage der Ehre«, sagt Schubert, »dass ich einem alten Kameraden aus Studientagen helfe, wenn er mich um Hilfe bittet.«
    Er bläst den Rauch seiner Zigarre in Richtung unserer Gesichter.
    »Mehr habe ich nicht getan«, sagt er. »Ich habe lediglich versucht, meinen Freund vor Unglück zu bewahren. Das mag juristisch angreifbar sein, moralisch mache ich mir keine Vorwürfe.«
    Er saugt an seiner Zigarre.
    »Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen.«
    »Herr Schubert«, sage ich, »was genau wollte Oenninger von Ihnen?«
    Er kuckt mich an, als wäre ich ein kleines Kind.
    »Trauwald hat mich gebeten, ihn aus dem Polizistenmord rauszuhalten. Mit dem er selbstverständlich nichts zu tun hatte. Er war nur, na ja, sagen wir mal, darin verwickelt.«
    »Inwiefern?«, fragt der Calabretta.
    Schubert presst die Lippen aufeinander.
    »Inwiefern, Herr Schubert!?!«
    Hui. So hab ich meinen temperamentvollen Kollegen aber schon lange nicht mehr schreien gehört.
    Schubert zieht die Augenbrauen hoch.
    »Ich weiß es nicht«, sagt er.
    Das ist natürlich Bullshit. Aber: Er wird es uns nicht sagen. Das sehe ich ihm an seiner grauen Nasenspitze an.
    Der Calabretta fährt ein bisschen runter.
    »Was wissen Sie über seine Geschäfte mit Malaj?«
    »Nichts«, sagt Schubert, und das glaube ich ihm sogar. Er wird nicht so blöd gewesen sein, sich davon großartig was erzählen zu lassen. »Ich weiß nur, dass es kaum einen direkten Kontakt gab. Das lief fast alles über eine Verbindungsperson.«
    »Dr. Henning Sackmann?«, frage ich.
    Schubert nickt.
    »Sackmann hat das geregelt. Wissen Sie, Trauwald ist da unglücklich reingerasselt. Er hatte ein paar Jahre lang gerne mit sehr jungen Frauen zu tun …«
    »Zu jungen Frauen?«, fragt der Calabretta.
    Schubert reagiert nicht
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