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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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auskennen«, sagt der Calabretta, und er lacht, als er das sagt, aber es ist kein fröhliches Lachen.
    Der Tschauner zieht drei Seiten Papier aus dem Drucker, rollt mitsamt seinem Schreibtischstuhl zur Magnetwand und hängt die Blätter da ran. Auf dem einen sind zwei Autos zu sehen, ein dicker BMW und ein noch dickerer Bentley. Auf dem nächsten Blatt eine Mini-Uzi, die man noch ganz komfortabel unter einer Lederjacke verstecken könnte. Auf dem letzten Blatt: ein Hafencity-Panorama in der Morgensonne.
    Der Tschauner streicht sich seine Locken aus dem Gesicht, lässt sich wieder in den Schreibtischstuhl fallen, rollt mit Dampf zurück in seine Computerecke und sagt: »So kann ich besser denken. Hat außer mir eigentlich noch jemand Hunger?«

    * * *

    Sackmanns Stadtvilla steht an der noblen Außenalster, am Feenteich. Sehr lauschig und exklusiv, mit direktem Wasserzugang. Der Regen macht gerade eine kleine Pause, die Wolkendecke ist sogar mal aufgerissen. Die Sonne schickt dicke goldene Blinklichter über den Himmel und übers Wasser, als würde sie sich dafür entschuldigen wollen, dass sie sich zurzeit nur so selten blicken lässt. Sie hängt bannig tief, es ist schon fast Abend.
    Wir stehen zu dritt vor dem zierlichen schmiedeeisernen Tor, lassen uns von den Überwachungskameras ankucken und warten darauf, eingelassen zu werden.
    Der Inceman hält seinen Dienstausweis in die Kamera, der Calabretta lächelt freundlich, aber bestimmt, ich hab mein härtestes Staatsanwältinnengesicht aufgesetzt.
    Wir haben nicht viel in Hand, im Grunde gar nichts, aber das lassen wir uns nicht anmerken. Wir zielen einfach mal ins Blaue. Kann schließlich auch gut sein, dass Sackmanns protzige Karren nur in Flottbek rumstanden, weil er sie zeigen wollte. Weil er vom einen Ende des Parks zum anderen spazieren wollte und zwei Chauffeure dabei hatte. Aber das glaube ich eher nicht. Mein Gefühl sagt was anderes: Dass er irgendwas mit der Sache zu tun hat.
    »Also«, sagt der Calabretta, »wenn schon Alster, dann aber so, oder?«
    Ich muss an meine schrabbelige Wohnung auf Sankt Pauli und die kleine Bude vom Calabretta in Altona mit Blick auf die vierspurige Königstraße denken. Den Gedanken an die Wohnung vom Inceman versuche ich ganz schnell aus meinem Kopf zu verscheuchen.
    »Klar«, sage ich. »Alsterlage ist ansonsten echt totaler Dreck.«
    Er zuckt mit den Schultern und grinst, als das Tor summt und aufschnappt. Der Inceman geht mit großen Schritten voran, wortlos, der Calabretta und ich stiefeln hinterher, vorbei an einer großen, in den Boden eingelassenen stählernen Hebebühne. Eine von diesen Liftgeschichten für Autos. Für die Tiefgarage. Der Calabretta kuckt mich mit großen Augen an, zeigt auf den Inceman und formt mit seinen Lippen ein lautloses: Was?
    Ich hab langsam das Gefühl, dass es vielleicht doch für alle angenehmer wäre, wenn der schöne Türke und ich uns mal aussprechen würden. Wenn ich nur wüsste, wie so was geht.
    Die Haustür schwingt auf, elektronisch. Heraus kommt: Dr. Henning Sackmann.
    Er ist noch größer, als ich vermutet hatte, ich würde sagen, er kratzt an den zwei Metern. Seine kinnlangen Haare sind nicht ganz so perfekt nach hinten geklebt und nicht mehr ganz so dunkel und glänzend wie auf dem Foto, das wir von ihm haben. Da scheint er noch jünger gewesen zu sein. Er trägt einen grauen Anzug und ein weißes Hemd, keine Krawatte. Ein bisschen weniger Produkt im Haar, ein bisschen mehr Freundlichkeit im Blick, und er würde auch als gealterter Chefredakteur einer Hochglanzzeitschrift durchgehen. Aber insgesamt ist er dafür zu unlocker, zu steif, zu wenig schlacksig in seinen Bewegungen. Zu unsympathisch.
    »Herr Sackmann!«, sagt der Calabretta zackig und tritt vor. Er macht keine Anstalten, seine Hand auszustrecken, genauso wie sein Gegenüber.
    »Guten Tag«, sagt Dr. Sackmann.
    »Guten Tag«, sagt der Calabretta, und der Iceman sagt: »Kripo Hamburg.«
    Ich sage nichts, halte mich im Hintergrund, warte, bis der Calabretta mich ins Bild holt.
    »Die zuständige Staatsanwältin, Frau Riley«, sagt er.
    Ich nicke und bleibe brav zwei Schritte zurück. Das hier ist Kriposache. Ich bin nur der angedrohte Durchsuchungsbefehl. Der stille Druckmacher. Wie hat der Faller immer gesagt: Die sollen ruhig wissen, dass wir’s ernst meinen.
    »Was kann ich für Sie tun?« Sackmann hat wohl nicht vor, uns hereinzubitten. Bin ich froh, dass gerade Wetterpause ist.
    Der Inceman steht dicht vor
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