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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball
Autoren: Stefan Holtkötter
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doch er
blieb Hambrock nicht verborgen. Danach ging sie hinter den Tresen, um den Büroschlüssel
zu holen. Hambrock vergewisserte sich, dass auch Heike den Blickwechsel
zwischen den beiden jungen Leuten bemerkt hatte. Dann gab er ihr ein Zeichen.
Sie nickte.
    »Wo ist denn dieses Büro?«, fragte er.
    »Im Keller. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Hambrock begleitete sie zu einer unscheinbaren Tür, die ins
Treppenhaus führte. Im Augenwinkel erkannte er, dass Heike ihnen nicht folgte,
sondern stattdessen auf den bulligen Mann zuging. Dann fiel die Tür hinter ihm
ins Schloss, und sie waren allein.
    Im Untergeschoss befand sich hinter einer Brandschutztür ein kleiner
fensterloser Raum, erhellt lediglich von einer nackten Energiesparbirne, die ein
kaltes Licht auf das spärliche Mobiliar warf. Es roch muffig. Alles in allem
kaum der richtige Ort, um sich der Buchführung zu widmen.
    Vanessa Sundmann setzte sich auf den Bürostuhl, und Hambrock nahm
auf einer leeren Bierkiste Platz.
    »Wo war Ihr Freund heute Abend, Frau Sundmann?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Wir haben nicht darüber gesprochen. Er hatte wohl was
vor.«
    »Was genau hatte er vor?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben uns heute nicht gesehen. Er wollte
mich im Laufe des Abends anrufen oder noch mal kurz hier vorbeischauen. Jetzt
sagen Sie doch endlich, was passiert ist!«
    »Ihr Freund ist heute Nacht in die Halle Münsterland eingebrochen.«
    »Er ist eingebrochen? In die Halle? Das kann ich mir gar nicht
vorstellen.« Sie leierte es wie auswendig gelernt herunter. »Er arbeitet
manchmal dort, wenn seine Sicherheitsfirma von der Kongresshalle beauftragt
wird. Aber wieso sollte er da einbrechen? Haben Sie ihn festgenommen?«
    Es war ganz offensichtlich: Sie wusste über den Einbruch Bescheid.
Hambrock suchte ihren Blick.
    »Frau Sundmann, leider muss ich Ihnen sagen, dass Ihr Freund tot
ist. Er ist im Foyer von der Empore gestürzt und dabei tödlich verunglückt.«
    »Wie bitte?« Sie starrte ihn entsetzt an.
    »Sie wussten doch von dem Einbruch, nicht wahr? Sagen Sie mir, was
er dort vorhatte.«
    »Ich … ich wusste nicht … Er hat mir nichts davon gesagt.«
    »Gab es Komplizen, die ihn begleitet haben?«
    Sie blickte ihn mit großen Augen an. Er konnte förmlich spüren, wie
ihre Gedanken ins Trudeln gerieten. Sie war verunsichert, das wollte er
ausnutzen.
    »Wie es aussieht, hat es auf der Empore einen Kampf gegeben«,
improvisierte er. »Ihr Freund wurde über die Brüstung gestoßen. Verstehen Sie,
Frau Sundmann? Wenn das stimmt, war es kein Unfall. Dann war es Mord.«
    Sie schloss die Augen. Ihre Finger krallten sich ineinander.
    »Frau Sundmann! Sie wissen, dass Ihr Freund diesen Einbruch geplant
hat. Wer hat ihn begleitet? Er war doch nicht allein, oder? Wer war da noch?
Wer hat Ihren Freund von der Brüstung gestoßen?«
    Erst jetzt öffnete sie die Augen wieder. Ihr Blick war leer. »Er hat
mir nichts von dem Einbruch erzählt. Ich kann gar nicht glauben, dass er
überhaupt so etwas getan haben soll. Und ich habe keine Ahnung, wer ihn
begleitet hat.«
    Währenddessen führte Heike den Mann, der sich als Tim Wohlert
vorgestellt hatte, in den Pausenraum des Kinos, der ihnen nach kurzem
Verhandeln überlassen worden war. Ein verqualmtes Zimmer voller Resopalmöbel
und mit einem dunklen weichen Teppich, der übersät war mit Popcornkrümeln.
    »Was wollen Sie überhaupt von mir?«, fragte Tim Wohlert mit
drohender Stimme, die seine Unsicherheit nur schwerlich überspielte. Er war
ziemlich verblüfft gewesen, als Heike ausgerechnet ihn aus der Gruppe herausgepickt
hatte. Offenbar fragte er sich, was sie wissen konnte.
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte sie freundlich und wartete, bis er
Platz genommen hatte. »Kennen Sie einen Matthis Röhrig?«
    »Natürlich. Das ist mein Kollege. Wir arbeiten bei Sanner-Secure.
Ein Sicherheitsdienst, der sitzt am Hafen. Matthis ist seit ein paar Monaten
dabei, seitdem kenne ich ihn.«
    »Arbeitet Ihre Firma auch für die Halle Münsterland?«
    Er hob die Schultern. »Immer wieder mal. Die sind schon lange Kunden
von uns.«
    »Was ist mit Matthis? Hat er dort schon gearbeitet?«
    »Einmal, glaube ich. Bei der Kegelparty im letzten Monat.«
    »Ihr Kollege ist heute Abend in die Halle eingebrochen. Können Sie
sich vorstellen, weshalb?«
    »Er ist dort eingebrochen? In die Kongresshalle? Das wird ihn seinen
Job kosten!«
    »Gibt es da denn was zu holen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ein paar Computer oder so.
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