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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball
Autoren: Stefan Holtkötter
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ihr zu verstehen
gab: Es gab eine Zukunft.
    »Alles wird gut«, sagte sie. »Auch wenn das heute nicht so aussieht,
aber irgendwie wird alles gut werden. Das verspreche ich dir.«
    Wolkenbänke hingen schwer über dem Land. Ein kalter Wind kam auf,
Nieselregen mischte sich in die Luft. Da waren die Kuhwiese und die Straße nach
Brook, dahinter ein paar Hügel und der stahlgraue Himmel. Adelheid betrachtete
die Landschaft. In der Hand hielt sie den Schweineeimer. Ihr Vater hatte sie in
den Stall geschickt, doch es fiel ihr schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Sie dachte an Marlon, den ganzen Tag schon. Sein Kopf lag in ihrem Schoß, als
er starb. Da war dieser Blick, kurz bevor das Leben aus ihm gewichen war. Der
hatte sich fest in ihre Erinnerung gebrannt.
    Wenn er doch nur überlebt hätte! Was wäre alles möglich gewesen! Sie
hätten von hier verschwinden können. Sich irgendwo ein neues Leben aufbauen, wo
sie keiner kannte. Da wäre eine Zukunft gewesen, nur für sie beide. Warum hatte
er das nicht gesehen? Warum hatte er das nicht gespürt?
    Seine Tat war nicht annähernd der Befreiungsschlag gewesen, den er
sich erträumt hatte. Von seinen ehemaligen Klassenkameraden hatte er kaum
jemanden getötet. Stattdessen waren Unschuldige ums Leben gekommen. Jule, die
keinem etwas getan hatte. Und irgendwelche Fremden, die zur falschen Zeit am
falschen Ort gestanden hatten. Diejenigen aber, die ihn mit Füßen getreten
hatten, die lebten weiterhin.
    Sie nahm den Schweineeimer in die andere Hand. Es gab jetzt nur noch
eines, das sie für ihn tun konnte. Sie würde es an seiner Stelle zu Ende
führen. Seine Rache vollenden. Sie würde sich einen besseren Plan ausdenken.
Einen, der funktionierte und keine Unschuldigen traf. Sie würde all die
bestrafen, die sein Leben zur Hölle gemacht hatten. Das war ihr letztes Geschenk
an ihn, damit wollte sie ihre Liebe beweisen.
    Sie wandte sich ab und ging zum Stall. Das Abendessen war bald
fertig, besser, sie beeilte sich mit der Arbeit. Sie durfte nicht auffallen,
keiner sollte erahnen, was in ihr vorging. Ihr Entschluss stand fest, nichts
würde sie mehr davon abhalten können. Denn sie würde das allein für Marlon tun.
    Für den König von Brook.

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