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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball
Autoren: Stefan Holtkötter
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platzieren
hatte.
    Hambrock blickte zur Empore hinauf. Offenbar war er von dort oben
herabgestürzt und hatte sich dabei die Schulter ausgekugelt. Sein Arm lag
unnatürlich abgewinkelt da, das Gesicht war abgewandt und nicht zu erkennen.
Eine Blutlache hatte sich um seinen Kopf ausgebreitet, die an einen düsteren
Heiligenschein erinnerte.
    Guido Gratczek, Mitglied von Hambrocks Ermittlungsgruppe,
verabschiedete gerade den Notarzt, als Heike und er den Fundort erreichten.
Trotz des unerwarteten Einsatzes war er perfekt gekleidet. Hambrock hatte ihn
noch nie in Freizeitkleidung gesehen. Ob der so etwas überhaupt besaß?
Vielleicht war Gratczek ja auch von einer Abendveranstaltung hergeholt worden
und nicht wie die meisten von der häuslichen Couch.
    »Was haben wir?«, begrüßte Hambrock ihn.
    »Einer der Wachleute hat ihn gefunden. Die drehen hier mehrmals am
Abend die Runde. Wie es aussieht, ist er von dort oben heruntergestürzt. Die
vorläufige Diagnose ist Genickbruch. Mal sehen, was die Obduktion ergibt.«
    »Fremdeinwirken?«
    »Möglich.«
    »Haben wir seine Identität?«
    »Nein. Er trug nichts bei sich.«
    »Wie kommt der überhaupt hier rein?«, wollte Heike wissen. »Gehört
der zum Personal?«
    Bevor Gratczek antworten konnte, trat die blonde Streifenpolizistin
auf Hambrock zu. »Entschuldigen Sie, aber ich denke, ich kann Ihnen die
Identität des Toten nennen. Er heißt Matthis Röhrig.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Hambrock.
    »Reiner Zufall. Die Alarmanlage war ausgeschaltet. Wir vermuten,
dass er den Code gekannt hat. Die Wachmänner meinten, er sei keiner der festen
Mitarbeiter der Kongresshalle. Deshalb habe ich mir beim Pförtner die Liste mit
den Externen angesehen, den Leuten vom Cateringservice und vom
Sicherheitsdienst, und habe die Namen per Funk durchgegeben, nur für alle Fälle.
Die Kollegen sollten sie mal durchs Vorstrafenregister laufen lassen. Na ja, es
gab einen Treffer.« Sie zog ein paar Papiere hervor. »Sie haben mir dieses Foto
in den Streifenwagen gefaxt. Es muss der Tote sein: Matthis Röhrig.«
    Sie reichte Hambrock die Blätter. Obenauf das ausgedruckte
Polizeifoto, dahinter die Kurzfassung seiner Akte. Hambrock blickte die
Polizistin verwundert an.
    »Wir waren als Erste vor Ort«, sagte sie. »Das habe ich gemacht,
bevor Sie eingetroffen sind. Wie gesagt, reiner Zufall.«
    »Das war kein Zufall«, sagte er. »Das war methodische Polizeiarbeit.
Vielen Dank.«
    Sie nickte und kehrte zurück zu ihren Kollegen. Der blonde
Pferdeschwanz wippte dabei über ihrer Uniform.
    Hambrock huschte ein Lächeln übers Gesicht, dann wandte er sich seinen
Kollegen zu. »Matthis Röhrig also. Das wissen wir schon mal. Die Alarmanlage
war abgestellt?«
    »Richtig. Allerdings sind wir noch nicht ganz sicher, wie er das
gemacht hat. Dazu müsste er nicht nur den Code für den Alarm gehabt haben,
sondern auch noch einen Schlüssel. Denn sobald gewaltsam eingedrungen wird,
geht die Anlage los. Dann ist es zu spät, sie abzuschalten.«
    »Und ihr habt keinen Schlüssel bei ihm gefunden?«
    »Wir haben gar nichts bei ihm gefunden. Nicht einmal eine
Taschenlampe. Ganz so, als hätte einer ihm alles abgenommen.«
    »Du meinst, ein zweiter Einbrecher? Ein Komplize?«
    Gratczek hob die Schultern. »Ob das ein Komplize war, sei
dahingestellt. Ein Kellerfenster ist eingeschlagen worden. Wenn Matthis Röhrig
durch den Keller eingedrungen ist, hätte er damit den Alarm ausgelöst. Also
gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hat er mit dem Pförtner oder sonst
jemandem aus der Halle zusammengearbeitet, der den Alarm ausgeschaltet hat.
Dann wäre allerdings die Frage, warum dieser Pförtner ihn nicht gleich zur Tür
reingelassen hat. Oder …«
    »… ein zweiter Einbrecher ist eingestiegen, als Röhrig den Alarm
bereits abgestellt hatte.«
    Gratczek nickte. »Sieht ganz so aus.«
    »Wir sollten uns das Personal näher ansehen. Wer hätte die
Möglichkeit gehabt, den Alarm abzustellen, um Matthis Röhrig den Weg zu bahnen?
Vielleicht kommen wir so weiter.«
    Heike mischte sich ins Gespräch. »Aber hier gibt’s doch eigentlich
gar nichts zu holen, oder?«
    »Im Grunde nein«, meinte Gratczek. »In der Verwaltung liegt wohl ein
bisschen Bargeld, aber das ist kaum der Rede wert. Außerdem scheint nichts zu
fehlen. Wenn das zerschlagene Kellerfenster nicht wäre, sähe alles aus wie
immer.«
    »Was ist mit Fingerspuren?«, fragte Heike.
    »Am Geländer oben haben wir schon welche gefunden. Mal abwarten,
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