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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Monty-Python-Klassiker »Die Ritter der Kokosnuss« an. Obwohl der schwarze Ritter am Ende sämtlicher Gliedmaßen beraubt ist, versucht er dennoch, sich mit Artus auf ein Unentschieden zu einigen.
    Symptome:
    Am Win-win-Syndrom leidende Menschen sind die schwarzen Ritter der Neuzeit. Obwohl sie gerade zum wiederholten Mal bei einer Gehaltserhöhungsrunde übergangen oder frisch vom Abteilungsleiter zur Arbeitsbiene degradiert wurden, laufen sie freudestrahlend über die Gänge und faseln wirre Dinge wie: »Der Neumann hat den Abteilungsleiterposten verdient, und ich freue mich auf ruhigere Tage als Sachbearbeiter. Eine klassische Win-win-Situation.«
    Häufig überträgt sich diese Verhaltensweise auch in den privaten Bereich. Zum Beispiel, wenn die Ehefrau dem Erkrankten am Abend mitteilt, dass sie nichts mehr mit »so einem Loser« zu tun haben möchte und fortan zu ihrem Liebhaber zieht.
    Verwandte Krankheiten:
    Schönrederei
    Behandlungsmöglichkeit:
    Abwechselnde Dauerbeschallung mit ABBA (»The winner takes it all«) und Stephan Remmler (»Einer ist immer der Loser«)
    [Krankheitsverzeichnis]
    Wirus-Infekt
    (lat. horrorificose)
    Beschreibung:
    Suggerieren von gleicher Augenhöhe durch exzessives Anreden in der 1 . Person Plural
    Verbreitung:
    Stark ausgeprägt bei Kollegen mit Personalverantwortung.
    Symptome:
    Das Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Chef beruht für den an dieser Bürokrankheit Leidenden auf dem Prinzip der Unterordnung. Trotz seiner (vermeintlichen) Überlegenheit versucht er aus Motivationsgründen dennoch, den Untergebenen in regelmäßigen Abständen ein gewisses Gefühl von Gleichwertigkeit zu vermitteln – insbesondere durch die inflationäre Verwendung der Anredeform »wir«: »Sind wir schon wach?«, »Was haben wir denn da wieder für einen Schwachsinn fabriziert?«, »Jetzt holen wir uns mal schön in der Personalabteilung unsere Abmahnung ab!«, um nur einige Beispiele zu nennen.
    Selbstredend bezieht der Erkrankte das Gesagte dabei lediglich auf den Angesprochenen – er selbst würde sich schließlich niemals mit solchen dahergelaufenen Versagern auf eine Stufe stellen.
    Als Dank für sein sprachliches Entgegenkommen verlangt der Infizierte in schwereren Fällen der Krankheit zudem entsprechende Opfer von seinen Mitarbeitern. Zum Beispiel, dass sie ihn im Gegenzug im Pluralis Majestatis ansprechen.
    Verwandte Krankheiten:
    Dumenz, Lorbeerismus
    Behandlungsmöglichkeit:
    Zweite Person (wahlweise Singular oder Plural)
    [Krankheitsverzeichnis]
    Wochenendtkräftung
    (engl. holiday blues)
    Beschreibung:
    Zusammenbruch des biologischen Abwehrsystems durch überhastetes Entspannen
    Verbreitung:
    Tritt bevorzugt kurz vor oder während arbeitsfreien Phasen auf.
    Symptome:
    Kaum legen die Betroffenen am späten Freitagnachmittag nach einer höllisch turbulenten Bürowoche die Füße nach oben, gönnt sich das bereits seit Längerem angeschlagene Immunsystem ebenfalls eine kleine Ruhepause. Die Folgen: Statt mit der Familie oder mit Freunden an die Nordsee oder in den Biergarten nebenan zu entschwinden, verbringen die (ausnahmsweise buchstäblich) Erkrankten das komplette Wochenende mit stark erhöhter Temperatur und Gliederschmerzen im heimischen Bett, trinken abgestandenen Kamillentee und pumpen sich – zwischen fiebrigen Albträumen vom Büro oder den Kollegen – mit Schmerzmitteln bzw. schleimlösenden Medikamenten voll. Diese schlagen auch tatsächlich an – jedoch leider erst am frühen Sonntagabend.
    Zwar fühlen sich die Betroffenen tags darauf noch ein wenig schlapp, aber immerhin gesund genug, um einer peinlichen Montagskrankschreibung zu entgehen. Dem geschundenen Immunsystem kann’s egal sein – das nächste Wochenende kommt schließlich bestimmt.

    Verwandte Krankheiten:
    Hatschie, Montagsdepression
    Behandlungsmöglichkeit:
    Stärkung der Abwehrkräfte durch regelmäßige Pausen an der frischen Luft! Der menschliche Körper schafft es eh nicht, sich länger als siebzig Minuten am Stück zu konzentrieren, auch wenn mancher unwissende Vorgesetzte das Gegenteil behauptet.

[Krankheitsverzeichnis]
    Zufriedenheit
    (gr. utopia)
    Beschreibung:
    Nichts zu meckern, nichts zu mäkeln. Die Arbeitswelt ist bunt und granatenstark!
    Symptome:
    Beim Betreten des Firmengebäudes werden die Betroffenen von unbändigen Glücksgefühlen übermannt. Sie freuen sich sowohl auf das Wiedersehen mit den netten Kollegen als auch darauf, endlich die anstehenden sinnvollen Aufgaben des Tages
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