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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Fehlentscheidungen (die zahlreich auftreten) werden anderen in die Schuhe geschoben oder bestenfalls mit lapidaren Kommentaren wie »Ich bin ja schließlich kein Übergott!« abgetan.
    Außerhalb des eigenen Büros sind die an Absolutismus erkrankten Individuen oft auch an ihrem Hofstaat zu erkennen (neudeutsch: Stab oder Team ), der sie stets auf Schritt und Tritt verfolgt (siehe auch Rektale Adulation ).
    Gefahren:
    Besprechungen, bei denen gleich mehrere an Absolutismus erkrankte Kollegen aufeinandertreffen, sollten – wenn überhaupt – nur mit Ohropax besucht werden.
    Verwandte Krankheiten:
    Exkulpie, Tyrannei
    Behandlungsmöglichkeit:
    keine
    [Krankheitsverzeichnis]
    Ähm-Pathie
    (lat. lingua stoiberi)
    Beschreibung:
    Konzentrations- und Sprachstörung, äußert sich durch exzessive Verwendung von verzögernden, in der Länge beliebig variierbaren Diskurspartikeln
    Symptome:
    Ähm, Ähhh, Hmmmmmmm, Nervosität, Schnappatmung
    Ursache:
    Fehlende Kompetenz und mangelhaftes Fachwissen
    Folgeerscheinungen:
    Die Bürokrankheit ist nicht nur dafür verantwortlich, dass »Ähm« (neben »Mahlzeit« und »Morgen«) das am häufigsten verwendete Wort in deutschsprachigen Büros ist. Auch führt die Ähm-Pathie (im süddeutschen Raum mitunter als »Verstoibern« bekannt) vielfach dazu, dass die Zuhörer in Besprechungen »Bullshit-Bingo« spielen, bei dem vorab definierte inhaltsleere Floskeln und Füllwörter in einer Tabelle gesammelt werden, oder Ähm-Strichlisten führen, statt dem Gesagten inhaltlich zu folgen. Teilweise werden dabei sogar firmeninterne Meisterschaften ausgespielt. Der bundesweite Rekord liegt derzeit bei 76 Verzögerungswörtern in einer Minute.
    Verwandte Krankheiten:
    Hek-Tick
    Behandlungsmöglichkeit:
    Logop äh die
    [Krankheitsverzeichnis]
    Akademie
    (gr. doctoriasis potens)
    Beschreibung:
    Übersteigerte Zurschaustellung von Namenszusätzen oder Standesbezeichnungen
    Verbreitung:
    Tritt insbesondere im höheren Management auf. Bestimmte akademische Grade wie »Dr. agr.« und »Dr. phil.« kommen jedoch selbst auf Sachbearbeiterebene oder im Callcenter vor.
    Symptome:
    In den Augen der Erkrankten lässt sich die Gattung des Homo sapiens grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen: Primaten und Akademiker. Während Erstere den Begriff »Uni« für einen Farbton halten, haben Akademiker die Menschheit durch hochwissenschaftliche Abhandlungen wie »Die tiefenpsychologische Bedeutung von Serifenschriften in Lohn- und Gehaltsabrechnungen« oder »Heftklammerentferner im Wandel der Zeit – eine historische Betrachtung« einen bedeutenden Schritt nach vorne gebracht.
    Deshalb ist es für die Betroffenen völlig legitim, sich bei jeder unpassenden Gelegenheit als Mitglied der »intellektuellen Oberschicht« zu erkennen zu geben. Beispielsweise durch Visitenkarten im DIN -A 5 -Format oder E-Mail-Signaturen, die im ausgedruckten Zustand eine halbe Seite ausfüllen (»Prof. Dr. Ing. habil. Prof. mult. Dr. Konstantin Ferdinand W. Langowski – Head of International Business Development and Strategic Planning« usw.).
    Umgang mit den Erkrankten:
    Größte Vorsicht ist bei der persönlichen Ansprache der Betroffenen geboten – insbesondere durch die oben erwähnten Primaten! Teilweise bestehen Infizierte darauf, mit vollem Namen und sämtlichen zur Verfügung stehenden akademischen Graden angesprochen zu werden, in anderen Fällen sind sie etwas bescheidener und finden, »Herr Prof. Dr. Dr.« reiche vollkommen aus.
    Achten Sie zudem auf die Details: Tauchen in einem Titel Buchstabenkombinationen wie »h. c.« oder »e. h.« auf, haben Sie es nicht mit einem Akademiker zu tun, sondern lediglich mit einem hundsgewöhnlichen Angeber.
    Verwandte Krankheiten:
    Fachidiotie, Profineurose
    Behandlungsmöglichkeit:
    Siehe Labor- und Behandlungsberichte von Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, Esther Silvana Koch-Mehrin, Pál Schmitt etc.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Aktne
    (gr. papyriasis vulgaris)
    Beschreibung:
    Innerer Zwang, im Firmengebäude stets mit einem Stapel Akten unterm Arm oder gestapelten Ordnern herumzulaufen
    Symptome:
    Menschen, die unter Aktne leiden, werden von einem schlechten Gewissen geplagt, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlassen. Um dem möglichen Vorwurf der Faulheit entgegenzuwirken, tragen sie deshalb permanent Papierberge durch die Gegend. Hierdurch soll der Schein erweckt werden, sie wären gerade unterwegs zu einer enorm
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