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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy
Autoren: Jordan Sonnenblick
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Bin ich auch eine Phase, San? Ja?«
    Meine Güte, wie sich die Teller türmten!
    Â»Hey«, sagte ich, »die Teller türmen sich. Meinst du nicht, wir sollten uns wieder an die Arbeit machen? Die Unterhaltung ist zwar sehr interessant, aber …«
    Woody rannte weinend aus dem Raum. Meine Mutter ließ meine uncoolen Winterklamotten vor meinen Füßen fallen und lief hinterher. Schwester Mary Clare ging auch hinaus und ich stand mit Mildred allein da. »San, du bist ein netter Junge, das weiß ich. Aber was um alles in der Welt hast du dir dabei gedacht, Emily so zu belügen? Wusstest du nicht, dass die Wahrheit immer ans Licht kommt? Liebe Zeit, das Wesentliche im Zen-Buddhismus ist die Wahrheit! Vielleicht hätte ich dir zuerst ein paar Bücher über die Philosophie statt eins über das Gärtnern geben sollen.«
    Ich kickte meine Kleidung zur Seite und machte mich über die schmutzigen Teller her. Mildred krempelte die Ärmel hoch und fing neben mir an zu arbeiten.
    Â»Ich bin kein netter Junge«, sagte ich. »Ich bin Sträfling der zweiten Generation.« Aus irgendeinem Grund erzählte ich ihr dann alles. Als ich fertig war, waren die Teller sauber. Ich setzte mich wie üblich auf die Arbeitsfläche, und Mildred schwang sich mit schockierender Anmut auch hinauf. Sie musste meine Überraschung bemerkt haben, denn sie ließ einen Bizeps spielen und sagte: »Pilates. Und Kalziumtabletten. Übrigens, San, du bist ein netter Junge.«
    Â»Woran können Sie das erkennen?«
    Â»Bücher aus der Bibliothek. Du hast dir in den letzten Monaten mindestens vierzig ausgeliehen. Und du hast alle im gleichen Zustand zurückgebracht, in dem du sie mitgenommen hattest. Das ist ein sicheres Zeichen für einen guten Charakter. Außerdem bist du ein hervorragender Tellerwäscher – noch ein sicheres Zeichen.«
    Â»Charakter? Aber ich hab doch gerade zwanzig Minuten lang erzählt, was für ein Lügner ich bin!«
    Â»Ich habe eines gelernt, mein Sohn: Die echten Lügner geben nicht zu, was sie getan haben. Du siehst also, so schlecht, wie du denkst, bist du nicht.«
    Ich lächelte, wollte mich wortreich bedanken, aber sie schnitt mir das Wort ab. »Bei dem Mädchen steckst du allerdings noch in großen Schwierigkeiten. Also such sie und sag ihr alles, was du mir eben erzählt hast.«
    Â»Glauben Sie, dass es funktioniert? Glauben Sie, dass sie mich verstehen wird?«
    Mildred kicherte. »Machst du Witze, San? Sie wird dich bestimmt nicht verstehen.«
    Â»Aber –«
    Â»Aber du musst es ihr trotzdem erzählen. Und jetzt geh!«
    Ich ging.
    Aber Woody war verschwunden. Und meine Mutter auch. Schwester Mary Clare stand in der Eingangshalle und wischte langsam und mühselig den Matsch auf, der hereingetragen und von Hunderten von Füßen verschmiert worden war. Als ich einen zweiten Wischmopp packte und anfing zu helfen, sagte sie: »Deine Mutter hat Emily nach Hause gefahren. Kann sein, dass sie zurückkommt und dich abholt, hat sie gesagt – wenn du Glück hast.«
    Ich wischte weiter und Schwester Mary Clare redete weiter. »Hast du schon mal über Buße nachgedacht, Stanley?«
    Â»Hören Sie, ich bin nicht katholisch. Und ich heiße San Lee, NICHT Stanley.«
    Sie grinste hinterlistig, falls diese Beschreibung für den Gesichtsausdruck einer Ordensschwester okay ist. »Hör mal zu, ich bin im Moment keine Nonne. Ich bin eine neugierige Alte. Und ich weiß, dass du nicht Stanley heißt. Glaubst du, ich bin taub?«
    Ich wischte weiter. Das ist nämlich eine anstrengende Tätigkeit. So ein großer Industriemopp wiegt ungefähr fünfzehn Kilo, wenn er voll Wasser ist, und du musst ihn herumschieben und in das Eimer-Auswring-Ding stecken. Dann musst du den Griff des Auswringers fest drehen, um das Wasser aus dem Mopp zu quetschen. Als Nächstes musst du das Ganze wiederholen, bis du merkst, dass du schwächer bist als eine alte Frau. Eine alte Frau, die nicht aufhört zu quatschen.
    Â»Ich finde jedenfalls, dass du gewaltig büßen musst, San. Und zwar nicht, weil dein Vater im Gefängnis sitzt, sondern weil du Menschen verletzt hast. Was immer dein Vater getan hat – die Last brauchst du nicht zu tragen. Aber du musst schultern, was du getan hast, bis du die Bürde ablegen kannst.«
    Â»Und woher soll ich wissen, wann das
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