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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy
Autoren: Jordan Sonnenblick
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Vaters gar nicht kannte. Also ließ ich den Brief einfach auf dem Wohnzimmertisch liegen, gleich neben dem Sessel, in dem meine Mutter schlief. Sie hatte nicht mal eine Decke über sich und es war ziemlich kalt in der Wohnung. Deshalb ging ich auf Zehenspitzen in mein Zimmer zurück, holte meine zweite Steppdecke und steckte sie um meine Mutter herum fest.
    Es fühlte sich gut an, mich um meine Mutter zu kümmern.
    Am nächsten Morgen fing die Schule wegen des Schneefalls zwei Stunden später an. Meine Mutter machte sich auf den Weg zur Arbeit, ohne ein Wort mit mir zu reden, aber das war schon okay. Als ich mich hinsetzte, um zu frühstücken, sah ich, dass sie meinen Brief in einen Umschlag gesteckt hatte, der an meinen Vater adressiert war. Auf den Umschlag hatte sie einen knallrosa Post-it-Zettel geklebt:
    San –
Bin froh, dass Du das geschrieben hast!
    Also liefen die Dinge an der Mom-Front vielleicht doch ganz gut. Da ich noch ziemlich viel Zeit vor der Schule hatte, setzte ich mich in einen Sonnenstrahl auf dem Fußboden und meditierte. Dann nahm ich mir eine zweite Schüssel Cap’n Crunch. Ich fand, diese extra Portion Ruhe und Zucker konnten nicht schaden.
    Bevor ich aus dem Haus ging, zog ich meine riesige Steppjacke, die weißen Handschuhe und sogar die roten Sneakers an. Heute war der erste Tag, an dem ich nichts mehr verbergen wollte.
    Draußen blendete mich die Sonne, und der Schnee lag etwa zwölf Zentimeter hoch. Er würde sicher schnell tauen, dachte ich, aber bis dahin glitzerte er schön. Es machte Spaß, auf meinem Schulweg durch den Schnee zu stapfen und ihn herumzukicken, bis mein Felsbrocken in Sicht kam. Ich hatte vage gehofft, dass Woody auf mich warten würde, um sich mit mir auszusprechen, aber sie war nirgends zu sehen. Stattdessen saß Peter da. Er hatte den Schnee von meinem Platz gewischt und tat so, als gehöre ihm der Laden. Ich hätte in die Schule marschieren und ihm aus dem Weg gehen können. Aber wenn man sich einen Nichts-verbergen-Tag vorgenommen hat, kann man sich schließlich nicht verstecken, oder?
    Ich holte tief Luft und baute mich vor ihm auf. »Guten Morgen, Peter.«
    Â»Guten Morgen, San.« Mein Name klang wie ein Fluch.
    Â»Schöner Gips.« Es war einer dieser grellgrünen, wie gewebt aussehenden Verbände und er erstreckte sich vom Ellbogen bis über die zweiten Fingerknöchel.
    Â»Ja, er macht mir viel Freude. Und das Beste an der Sache ist, dass mein Handgelenk für zwei Monate ruhig gestellt werden muss, weil ich mir den Finger direkt am Handrücken gebrochen habe. Das heißt, ich werde die Basketballturniere und den größten Teil der Baseballsaison verpassen. Ist das nicht großartig?«
    Â»Peter, hör mal, es tut mir leid, dass du dich wegen mir verletzt hast. Und es tut mir auch leid, dass ich deine Schwester verletzt habe.«
    Â»Das soll ein Witz sein, oder? Du spielst doch nur wieder den heuchelnden Heiligen, wie? Gibst immer noch vor deinen Fans an, stimmt’s?«
    Â»Nein, ich meine es ernst. Es tut mir wahnsinnig leid.«
    Â»Es wird dir noch viel mehr leidtun! Als Emily gestern Abend nach Hause kam, hat sie noch ungefähr eine Stunde lang geweint. Was hast du dir eigentlich gedacht? Hast du echt geglaubt, du kannst eine ganze Stadt für immer und ewig verarschen?«
    Â»Ich weiß nicht. Ich habe einfach –«
    Â»Du hast einfach was? Du wolltest einfach nur ein Lügner und Verbrecher sein wie dein Vater?«
    Also, das war ungerecht. »Woody hat dir von meinem Vater erzählt?«
    Â»Nein, San. Das Internet. Ich hab mal im Büro ausgeholfen und weiß deshalb, wo sich die Infos über die Schüler befinden. Also hab ich mich frühmorgens ins Büro geschlichen und mir alles über deine Familie notiert. Schon erstaunlich, was man finden kann, wenn man weiß, wo man suchen muss. So habe ich auch herausgefunden, dass der Lachende Bogenschütze nur eine Band ist.«
    Â»Wieso hast du dann allen vom siebten Buddha erzählt?«
    Â»Ich wollte, dass du aufhörst zu lügen. Aber du hast nichts verstanden. Ich hab millionenfach versucht, dich unter Druck zu setzen, damit du beichtest, aber dafür bist du ein viel zu großer Spinner.«
    Â»Ich bin ein Spinner? Du hast mich verfolgt, mir Schnee auf den Kopf geschüttet, meinen Zen-Garten ruiniert, du hast mich und Woody bei eurer Mutter verpetzt, du hast
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