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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy
Autoren: Jordan Sonnenblick
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mich an. »Spiel, worauf du Lust hast, Woody. Das ist alles.«
    Sie machte einen Schmollmund und murmelte: »Du hast gut reden. Du weißt genau, wer du bist.« Aber sie schmiegte ihren Kopf an meine Brust. Es tat weh, weil ihre Stirn direkt auf dem großen blauen Fleck lag, den ihr Bruder mir verpasst hatte. Aber ich glaube, es hätte, ehrlich gesagt, auch ohne Bluterguss wehgetan.
    Als die Schulglocke läutete, fragte Woody: »Haben dir meine Probleme wenigstens eine gute Note verschafft?«
    Â»Ich habe eine Zwei plus bekommen, also nicht schlecht. Ich habe ein paar Fehler gemacht, aber sie hat unter den Aufsatz ›Sehr ehrlich und verständnisvoll‹ geschrieben.«
    Woody ergriff meine Hände und drückte sie. »Das bist du, San.«
    In der Schule wurden wir umringt. Das Spiel war die Nachricht des Tages. Alle klopften mir auf den Rücken, schüttelten mir die Hand, verwuschelten mir die Haare. Aber ich hatte mich noch nie so wenig heldenhaft gefühlt. Ich spielte zwar den ganzen Tag den Helden, während alle Welt zu mir gelaufen kam, um ihren Senf zur Analyse unseres Wettkampfs beizusteuern, aber Woodys Stimmung und meine Geheimnisse ruinierten den ganzen Beliebtheitswahn.
    Ãœbrigens: Wer hasst es bitte schön nicht, wenn die eigene Mutter Recht behält? Als Woody und ich am Nachmittag zur Suppenküche gingen, fing es an zu schneien. Und es war kein leichtes, lustiges Schneegestöber im Frühling – innerhalb von zehn Minuten wurde es grau und kalt und ein waschechter Schneesturm setzte ein. Bevor mein Vater dafür sorgte, dass wir unseren Computer verloren, war ich süchtig nach Wetterberichten im Internet gewesen. Ich hätte gewusst, dass so ein Sturm käme. Aber diesmal war ich nicht vorgewarnt. Woodys Kleidung nach zu urteilen (ein langärmliges Beatles-T-Shirt und löchrige Jeans) hatte auch sie keine Ahnung gehabt.
    Als wir am Obdachlosenheim eintrafen, waren wir komplett weiß. Selbst Woodys Augenbrauen waren mit Eis verkrustet. Normalerweise wäre das ein irrer Spaß nach unserem Geschmack gewesen, aber sie war immer noch stocksauer. Und so wie der Schneesturm sollten auch unsere Probleme noch viel heftiger werden.
    Das Betreten der Spülküche fühlte sich an, wie aus einem begehbaren Kühlschrank in eine Sauna zu springen. Der Schnee schmolz so schnell in meinen Haaren, dass er mir in Strömen über Gesicht und Nacken lief. Das Gleiche passierte Woody, aber da sie eine Menge mehr Haare hatte, wurde sie viel nasser. Sie beugte sich vor, schüttelte sich wie ein Hund und spritzte mich voll. Darüber konnte sie endlich lächeln. Ich lächelte auch, denn jedes Mal, wenn sie glücklich aussah, war ich es auch.
    Es war niemand da. Mildred, Schwester Mary Clare und die üblichen Helfer kochten und servierten und das Basketballteam hatte sich freigenommen. Ich weiß nicht, wie es geschah – und das ist keine Ausrede, ich weiß es wirklich nicht –, aber auf einmal umarmte mich Woody. Oder ich umarmte Woody, keine Ahnung. Er fühlte sich einfach nur gut an, dieser warme Augenblick an einem kalten Tag.
    Und im nächsten Moment küssten wir uns fast. Aber ich konnte das nicht zulassen, weil sie die Wahrheit nicht kannte. Ich hielt sie mit ausgestreckten Armen fest und sagte: »Warte, Woody, das ist nicht in Ordnung.«
    Â»Du meinst wegen der irdischen Bindungssache? Aber wir sind miteinander verbunden, San Lee. Weißt du das nicht? Ich wusste es gleich, als ich dich zum ersten Mal sah. Spürst du es nicht jedes Mal, wenn wir zusammen sind?«
    Wäre mein Gesicht nicht von der raschen Enteisung schon rot gewesen, hätte es sich blitzschnell gerötet. Ȁhm, ja …«
    Sie zog mich näher heran. »Schau mich an, San! Schau mich richtig an. Ich weiß, dass du es auch spüren kannst.«
    Junge, Junge. »Und was ist mit dem anderen Typen?«
    Â»Welcher andere Typ?«
    Â»Du weißt schon – ELL? Du schreibst seine Initialen auf deine Hefte und alles. Ich dachte immer –«
    Â»ELL? ELL? Oh, San. Redest du von Sozialkunde, als du den Bogen genommen hast, um den Sand zusammenzuschaufeln?«
    Â»Ja, und dir war das total peinlich.«
    Â»Das war’s mir wirklich. Aber ELL ist kein anderer Typ. Es ist mir immer noch peinlich. Ich habe ELL hingeschrieben, weil ich mir vorstellte …«
    Â»Was, Woody? Was hast du dir
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