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Brunetti 12 - Verschwiegene Kanäle

Brunetti 12 - Verschwiegene Kanäle

Titel: Brunetti 12 - Verschwiegene Kanäle
Autoren: Donna Leon
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kam.«
    »Autoerotische Asphyxie«, diagnostizierte Moro kühl und distanziert.
    Brunetti nickte.
    »Warum sollte mir das peinlich sein?« fragte der Doktor ruhig.
    Als Brunetti nach langem Schweigen einsah, daß Moro ihm kein Stichwort liefern würde, sagte er: »Ich glaube nicht, daß Filippi mir die Wahrheit gesagt hat. Ich denke, er hat Ihren Sohn getötet, weil sein Vater ihm einredete, daß Ernesto ein Spion oder ein Verräter sei. Es war sein Einfluß, der den Jungen zu der Tat getrieben hat - vielleicht hat er ihn sogar angestiftet.«
    Moro sagte immer noch nichts, aber seine Augen weiteten sich vor Staunen.
    Da er beharrlich schwieg, schloß Brunetti matt: »Ich wollte, daß Sie wissen, welche Geschichte Filippi auftischen wird, wenn wir den Fall weiterverfolgen.«
    »Und was hat es mit der Entscheidung auf sich, derentwegen Sie mich herzitiert haben, Commissario?«
    »Es liegt bei Ihnen, ob wir gegen Filippi ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung anstrengen.«
    Moro musterte Brunetti eine Weile, bevor er sagte:
    »Wenn Sie glauben, daß er Ernesto umgebracht hat, Commissario, dann ist fahrlässige Tötung eine viel zu milde Anklage, finden Sie nicht?« Und bevor Brunetti antworten konnte, fuhr er fort: »Im übrigen ist das Ihre Entscheidung, Commissario, nicht meine.« Seine Stimme war so distanziert wie sein Gesichtsausdruck.
    »Ich wollte Ihnen die Wahl lassen«, sagte Brunetti und hoffte, daß auch er seine Stimme unter Kontrolle hatte.
    »Damit Ihnen die Entscheidung abgenommen wird?«
    Brunetti senkte den Kopf, machte jedoch im letzten Moment ein Nicken daraus. »Meinetwegen, wenn Sie es so sehen wollen, aber es geht doch auch um Sie und Ihre Familie.«
    »Darum, uns Peinlichkeiten zu ersparen?« fragte Moro spöttisch.
    »Nein«, sagte Brunetti, der den Hohn des anderen kaum noch ertragen konnte. »Darum, Sie vor Gefahren zu schützen.«
    »Was für Gefahren?« fragte Moro, und es klang, als sei er wirklich neugierig.
    »Den Gefahren, die uns allen drohen, wenn dieser Fall vor Gericht geht.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Der Bericht, den Sie zurückgehalten haben, müßte als Beweismittel vorgelegt werden, oder Sie müßten zumindest eine eidesstattliche Erklärung darüber abgeben, daß er existiert und wovon er handelt. Nur so ließen sich das Motiv für Filippis Tat und der Grund für den Haß oder die Angst seines Vaters belegen.«
    Mit einer Geste, die Brunetti sehr theatralisch vorkam, führte Moro eine Hand an die Stirn. »Mein Bericht?« fragte er endlich.
    »Ja. Über den militärischen Versorgungsdienst.«
    Moro ließ die Hand sinken. »Es gibt keinen Bericht, Commissario. Jedenfalls keinen über die Armee oder den Versorgungsdienst oder was immer die befürchten. An dem Tag, als sie auf meine Frau geschossen haben, habe ich alle Recherchen eingestellt.«
    Brunetti konnte es kaum glauben, wie ruhig Moro das sagte; als sei einwandfrei erwiesen, daß der vermeintliche Jagdunfall ein vorsätzlicher Anschlag gewesen war.
    Der Doktor fuhr fort: »Richtig ist, daß ich die Ausgaben und die Verteilung der Gelder überprüft habe, sobald ich dem Ausschuß beitrat. Das war nicht weiter schwer, nicht einmal für einen Mediziner; vor lauter Arroganz sind sie so schlampig in ihrer Buchführung, daß ich ihnen ganz leicht auf die Spur kam. Aber dann haben sie auf meine Frau geschossen.«
    »Sie sagen das, als sei es erwiesen«, bemerkte Brunetti.
    Moro sah ihn an und erwiderte kalt: »Allerdings. Ich erhielt einen Anruf, noch bevor sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Und ich erklärte mich bereit, meine Recherchen einzustellen. Dann legte man mir nahe, mich aus der Politik zurückzuziehen, und ich habe wieder nachgegeben. Ich habe ihnen in allem gehorcht, Commissario.«
    »Sie wußten, daß die auf Ihre Frau geschossen haben?« fragte Brunetti, der immer noch nicht wußte, wer »die« waren - zumindest nicht genau genug, um ihnen Namen zu geben.
    »Natürlich«, sagte Moro. Und der sarkastische Unterton war wieder da, als er ergänzte: »So weit habe ich denn doch recherchiert.«
    »Aber warum haben Sie sich dann von Ihrer Frau getrennt?«
    »Um sicherzugehen, daß die sie in Ruhe lassen.«
    »Und Ihre Tochter?« fragte Brunetti mit plötzlich erwachter Neugier.
    »Ist an einem sicheren Ort« war alles, was Moro preisgeben wollte.
    »Aber warum haben Sie Ihren Sohn ausgerechnet auf die San Martino geschickt?« Noch während er die Frage stellte, kam Brunetti der Gedanke, daß Moro die Höhle
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