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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune
Autoren: Donna Leon
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und die Erklärung, die Brunetti ihnen schließlich bot, schien sie noch weniger zu interessieren. Einer von ihnen ging die Stufen hinunter, und als er wieder heraufkam, forderte er über sein telefonino bereits eine Ambulanz an, um die Leiche abzuholen.
    Die beiden anderen hatten inzwischen Spadini in den Jeep gestoßen, ohne ihm erst umständlich die Fesseln von den Händen zu nehmen, so daß er nun wie ein ungesichertes Paket auf der Rückbank saß und wackelte. Da weder Brunetti noch Vianello die Leiche des Bootsführers unbewacht zurücklassen wollte, schlugen sie das Angebot der Carabinieri aus, sie bis zu ihrer Station auf dem Lido mitzunehmen. Sie sahen noch, wie ein Carabiniere sich zu Spadini auf die Rückbank setzte, dann stiegen die beiden anderen vorn ein, und der Jeep brauste ab.
    Vianellos Körpermasse hatte nichts urtümlich Beruhigendes mehr für Brunetti, darum ging er ans Wasser hinunter. Vianello zog es vor, links von dem Zugang stehenzubleiben, der in den Bunker hinunterführte. Eine Zeitlang beobachtete er Brunetti, der reglos dastand und die reglose Stadt in der Ferne beobachtete, die nun, nachdem der Sturm sich verzogen hatte, wieder sichtbar war. Beide waren durchnäßt und durchgefroren, aber beide achteten darauf nicht weiter, bis Massimo mit einem Kapitänsrock für Bru-netti von seinem Boot zurückkam. Er half dem Commissario aus dem eigenen Jackett heraus und in das andere hinein. Brunettis Jackett blieb auf dem Boden liegen. Als von Norden eine Sirene nahte, wandte Vianello seine Aufmerksamkeit dorthin und überließ Brunetti seinen Gedanken.
    Brunetti ging zu der Festung zurück, sowie er die Ambulanz vorfahren hörte. Weder er noch Vianello ging mit den beiden Sanitätern nach unten, um ihnen bei ihrer Arbeit zu helfen. Als sie wieder erschienen, ihre Last in einer prekären Schräglage, damit sie überhaupt mit ihr die Treppe herauf und durch den schmalen Durchgang kamen, lag ein blaues Tuch über der Leiche, das in der Mitte hochstand, so daß es aussah wie eine kleine Pyramide. Die Sanitäter gingen zu ihrem Wagen und schoben die Bahre durch die Hecktür hinein. Bevor sie diese wieder schlossen, stiegen Brunetti und Vianello ein und klappten die Notsitze an beiden Seiten hinunter. Schweigend fuhren sie zum Lido und von dort auf einem Ambulanzboot mit dem gleichfalls schweigenden Bonsuan nach Venedig zurück.
    In der Questura angekommen, leitete Brunetti die formelle Inhaftnahme Spadinis wegen des Mordes an Bonsuan ein, denn alles, was den Mann mit den Morden an den Bottins und Signora Follini in Verbindung brachte, waren, wie er wußte, bestenfalls Indizien: Man konnte ihm zwar ein Motiv nachweisen, aber einen direkten Beweis dafür, daß er eines dieser Verbrechen begangen hatte, galt es erst noch zu finden. Mit Sicherheit würde er Alibis vorweisen können, mit Sicherheit würde er sie alle von Fischern bekommen, die unter Garantie alle zu schwören bereit waren, daß Spadini zu den Zeiten, als die Bottins ermordet wurden und Signora Follini ertrank, mit ihnen zusammen war.
    Brunetti erklärte den Leuten in der Leichenhalle, daß sie den Pfahl, der Bonsuan getötet hatte, nicht anrühren dürften, und ließ einen Kriminaltechniker hinschicken, der Fingerabdrücke davon nehmen sollte, bevor er herausgezogen wurde. Diesmal war es unwahrscheinlich, daß Spadini jemanden fand, der ihm ein Alibi gab.
    Seine Gedanken wandten sich Bonsuans Witwe und den drei Töchtern zu, die nun keinen Vater mehr hatten. Männer gehen hin und töten einander, oft in Verteidigung ihrer Ehre - von allen Vorwänden ist das der lächerlichste -, und überlassen es den Frauen, den Preis dafür zu bezahlen. Ihm fiel die fünfte Frau ein, die hier im Spiel gewesen war - Signorina Elettra -, und er fragte sich, wie groß das Leid war, das ihr all dies eingetragen hatte. Er schob diesen Gedanken jedoch wieder beiseite, stand auf und machte sich - ohne dabei an Ehre zu denken - auf den Weg zu Bonsuans Witwe.
    Später, zu Hause, erklärte er Paola alles, so gut es ging. »Sie konnte immer nur sagen, daß er nicht einmal mehr ein Jahr bis zur Pensionierung hatte und sich doch nichts weiter gewünscht hätte, als fischen zu gehen und sich an seinen Enkelkindern zu freuen.« Die Worte klebten an ihm wie die feurigen Gewänder, die Kreons Tochter zum Verderben wurden: Er konnte sich drehen und winden und sich von ihnen zu befreien versuchen, sie klebten an ihm und brannten.
    Brunetti und Paola saßen auf ihrer
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