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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade
Autoren: Donna Leon
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erklärte Brunetti kühl.
    »Ja, ich habe zugestimmt.«
    »Warum haben Sie Ihre Ansicht geändert und ja gesagt?«
    »Weil sie genug bezahlt haben.«
    In Anwesenheit des jungen Polizisten wollte Brunetti nicht fragen, wieviel sein Leben wert war. Das würde noch früh genug herauskommen.
    »Haben Sie den Wagen gefahren, der versucht hat, uns von der Straße abzudrängen?«
    »Ja.« Malfatti schwieg lange, dann fügte er hinzu: »Wissen Sie, ich glaube nicht, daß ich es getan hätte, wenn ich gewußt hätte, daß eine Frau mit im Wagen sitzt. Eine Frau zu töten bringt Unglück. Es war meine erste.« Jetzt erst wurde ihm das klar, und er sah auf. »Sehen Sie, es hat schon Unglück gebracht.«
    »Der Frau wahrscheinlich mehr als Ihnen, Signor Malfatti«, versetzte Brunetti, aber bevor Malfatti reagieren konnte, fragte er: »Und Crespo? Haben Sie ihn umgebracht?«
    »Nein. Damit hatte ich nichts zu tun. Ich war solange mit Ravanello im Auto. Santomauro war allein bei Crespo. Als wir wieder hinkamen, war es erledigt.«
    »Was hat Santomauro Ihnen erzählt?«
    »Nichts. Darüber nicht. Er hat nur gesagt, daß es erledigt ist, und dann hat er mir gesagt, ich soll die Mücke machen, möglichst aus Venedig verschwinden. Das wollte ich auch, aber jetzt habe ich wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr dazu.«
    »Und Ravanello?«
    »Zu dem bin ich heute vormittag hingegangen, nachdem Sie bei mir waren.« Malfatti hielt inne, und Brunetti fragte sich, was für eine Lüge er sich wohl gerade ausdachte.
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe ihm erzählt, daß die Polizei hinter mir her ist. Daß ich Geld brauche, um aus der Stadt zu kommen und irgendwohin zu verschwinden. Aber er hat die Panik gekriegt. Fing an zu schreien, ich hätte alles verdorben. Dann hat er das Messer gezogen.«
    Brunetti hatte das Messer gesehen. Es kam ihm komisch vor, daß ein Banker ein Schnappmesser mit sich herumtragen sollte, aber er sagte nichts.
    »Und ist damit auf mich losgegangen. Er war total verrückt. Wir haben um das Messer gekämpft, und ich glaube, er ist darauf gefallen.«
    Allerdings, dachte Brunetti bei sich. Zweimal. Mit der Brust. »Und dann?«
    »Dann bin ich zu meiner Mutter gegangen. Da haben Ihre Leute mich gefunden.« Malfatti schwieg, und das einzige Geräusch in der Zelle war das leise Summen des Kassettenrekorders.
    »Was ist aus dem Geld geworden?« erkundigte sich Brunetti.
    »Was?« fragte Malfatti, überrumpelt von dieser plötzlich veränderten Gangart.
    »Das Geld. Das aus den Mieten.« »Ich habe meins ausgegeben, jeden Monat. Aber es war nichts im Vergleich zu dem, was die anderen bekommen haben.«
    »Wieviel haben Sie denn bekommen?«
    »Zwischen neun und zehn Millionen.«
    »Wissen Sie, was die anderen mit ihrem Anteil gemacht haben?«
    Malfatti überlegte einen Moment, als ob er nie darüber nachgedacht hätte. »Ich nehme an, Santomauro hat einen großen Teil von seinem für Jungen ausgegeben. Bei Ravanello weiß ich nicht. Er sah mir wie einer von denen aus, die Geld investieren.« Bei Malfatti klang das wie etwas Obszönes.
    »Haben Sie dazu noch etwas zu sagen oder über Ihre Beziehung zu diesen Männern?«
    »Nur, daß es ihre Idee war, Mascari umzubringen, nicht meine. Ich habe mitgemacht, aber es war ihre Idee. Ich hatte nicht viel zu verlieren, wenn das mit den Mietzahlungen rauskam; darum habe ich keinen Grund gesehen, ihn umzubringen.« Es war klar, daß er nicht gezögert hätte, Mascari umzubringen, wenn er geglaubt hätte, daß er etwas zu verlieren hatte, aber Brunetti sagte nichts.
    »Das ist alles«, erklärte Malfatti.
    Brunetti stand auf und bedeutete dem jungen Polizisten mitzukommen. »Ich lasse das hier abschreiben, und Sie können dann unterschreiben.«
    »Lassen Sie sich nur Zeit«, sagte Malfatti und lachte. »Ich habe heute nichts mehr vor.«

29
    E ine Stunde später brachte Brunetti drei Kopien der getippten Aussage hinunter zu Malfatti, der sie unterschrieb, ohne sich die Mühe zu machen, das Ganze noch einmal durchzulesen. »Wollen Sie nicht wissen, was Sie da unterschreiben?« fragte Brunetti.
    »Es spielt keine Rolle«, antwortete Malfatti, der es immer noch nicht für nötig hielt, sich von seiner Pritsche zu erheben. Er deutete mit dem Stift, den Brunetti ihm gegeben hatte, auf die Blätter. »Außerdem glaubt das hier sowieso niemand.«
    Da Brunetti ähnlich dachte, verzichtete er auf eine Debatte über das Thema.
    »Was passiert jetzt?« wollte Malfatti wissen.
    »In den nächsten Tagen
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