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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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betrog. Während Hannah sich nichts dabei dachte und die Nase nun in eine Musikzeitschrift steckte, wurde Avi plötzlich schwindelig. Am liebsten hätte er sich das Video noch einmal angesehen, aber der Reporter beendete bereits seinen Bericht mit der Anmerkung, der April sei schließlich der richtige Monat für Scherze. Bevor die Kamera umschwenkte, stellte Avi fest, dass die beiden Eichhörnchen auf dem Zaun sich einander zugewandt hatten. Sie steckten die Köpfe zusammen und bewegten die Mäuler, als erörterten sie angeregt das soeben Gehörte.
    Bestimmt leide ich an Verfolgungswahn, sagte er sich. Ich sehe Gespenster.
    Dann folgte der Wetterbericht, und der Sprecher verkündete lächelnd, dass für die nächste Woche strahlender Sonnenschein erwartet werde. Avi glaubte ihm kein Wort.
    Die Membran zwischen den Welten wird dünner.
    Er erinnerte sich an den kurzen Moment, den er auf dem Feenthron gesessen hatte. Das Feenreich ringsherum war transparent geworden, so dass er bis zur Welt der Sterblichen hatte schauen können. Handelte es sich bei diesen Zwischenfällen um Folgen seiner abgebrochenen Krönung? Was wäre geschehen, wenn er sitzen geblieben wäre und sein Recht als Erbe des Feenthrons eingefordert hätte?
    Avi dachte an die Begegnung in der U-Bahn. Er hatte Hannah nichts von der Frau erzählt, die ganz sicher Durin gewesen war. Nicht aus Heimlichtuerei, sondern weil er sich nicht lächerlich machen wollte, denn als er den Wächter das letzte Mal in der Welt der Sterblichen gesehen hatte, hatte er tot in den Trümmern eines Taxis gelegen.
    Und was seine Beobachtung noch ein wenig unglaubwürdiger machte, war der Umstand, dass Durin damals ein Mann gewesen war.
    Hannah betätigte die Fernbedienung. Der Bildschirm wurde dunkel.
    »Zeit fürs Bett«, meinte sie.
    »Ich glaube, ich gehe auch schlafen«, erwiderte Avi. »Soll ich deine Tasse in die Küche bringen?«, wandte er sich an Frieda.
    »Danke, mein Junge«, antwortete sie.
    Als Avi nach der leeren Tasse griff, sorgte er dafür, dass seine Finger Friedas Hand berührten. Außerdem stellte er sich absichtlich ungeschickt an, um den Körperkontakt so lange wie möglich zu halten und Kraft in ihren Körper strömen zu lassen. Das tat er nun schon das dritte Mal in drei Wochen, wobei er jedes Mal befürchtete, es könnte ihr auffallen. Aber sie gähnte nur und kuschelte sich in ihren Sessel.
    »Ich komme gleich nach«, sagte sie. »Schlaft gut.«
    Die Kopfschmerzen ließen schon nach, das merkte Avi ihr an. Wahrscheinlich würde sie es auf die heiße Milch schieben, doch der Tumor war ein wenig geschrumpft. Avi konnte sich nicht erklären, woher er das wusste. Es war eben so.
    Aber er wollte einfach nicht verschwinden, kam trotz Avis Bemühungen immer wieder und wurde größer und größer.
    Als Avi Hannah ansah, lächelte sie. Er liebte sie so sehr und fragte sich, wie lange er ihre Mutter wohl noch würde am Leben halten können.

Kapitel 4
    A vi blickt in den Abgrund, der einer unbeschreiblich tiefen Quelle ähnelt. Seine Ränder sind so unscharf, dass man sie kaum ausmachen kann. Und unten in der Dunkelheit lauert etwas, das hungrig ist.
    Die Dunkelheit pulsiert und versucht, Avi in sich aufzusaugen. Er klammert sich an die nachgiebige Kante, um nicht verschluckt zu werden. Sein Vater ist bei ihm. Wie Avi baumelt er über dem Abgrund, aber es gelingt ihm nicht, sich dem Sog zu entziehen.
    Er fällt.
    Beim Sturz in den Abgrund streckt Oren die Hand nach Avi aus, doch er greift ins Leere. Das ansprechende Gesicht des Kobolds verzerrt sich vor Todesangst, und das Wissen um das grausige Schicksal, das ihm bevorsteht, zeichnet sich in seinen Augen ab. Er wird kleiner und kleiner. Das Medaillon, das er an einer Kette um den Hals trägt, weht in der Schwerelosigkeit. Es besteht aus Gold, und in seine Mitte ist eine Perle eingelassen. Sie hat einen grünen Einschluss, so dass sie an ein Auge erinnert. Das Auge des Alkenoi.
    Die Dunkelheit reißt ihr Maul auf, und Avis Vater ist fort.

    Jäh schreckte Avi aus dem Schlaf auf. Er war schweißgebadet. Mit der Hand tastete er nach dem Medaillon, das sich in Wirklichkeit an seinem Hals befand. Obwohl das Feenreich ganz weit weg zu sein schien, erinnerte ihn das Auge des Alkenoi daran, dass es so nah war wie eh und je.
    Nun hatte Avi schon die vierte Nacht am Stück von seinem Vater geträumt. Dass der Alptraum sich ständig wiederholte, war an sich schon schlimm genug. Noch schrecklicher war, dass sich der Sturz
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