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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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ins Déopnes wirklich zugetragen hatte, wenn auch unter anderen Umständen.
    Déopnes , so nannte man die tiefe Kluft zwischen der Welt der Sterblichen und dem Feenreich, in die Oren gefallen war, nachdem er Avi vor der Gefangennahme gerettet hatte. Niemand kehrte von dort zurück. Auch Avi war bis jetzt davon überzeugt gewesen – bis die Träume angefangen hatten.
    Da er nicht mehr schlafen konnte, stand er auf und ging zum Fenster. Sein Zimmer war die kleinere der beiden Mansarden und lag direkt neben der von Hannah. Er öffnete den Vorhang und blickte hinaus.
    Der Mond strahlte hell am klaren, dunklen Himmel. Primrose Hill, ein sanft abfallender Hügel, erstreckte sich bis zum silbrig glitzernden Kanal. London war ein Lichtermeer. Im ein Stück entfernten Zoo im Regent’s Park heulte ein einsamer Wolf.
    Und irgendwo da draußen war Avis Vater. Verloren im Déopnes .
    Aber sicher noch am Leben.
    Nur mit seinen Boxershorts bekleidet, schlich Avi die Treppe hinunter in die Küche. Vielleicht würde er ja weiterschlafen können, wenn er etwas trank. Das Schlagen der Standuhr im Flur sagte ihm, dass es zwei Uhr morgens war.
    Als er den Kühlschrank öffnete, hörte er plötzlich ein gedämpftes Poltern. Er hielt mitten in der Bewegung inne und überlegte, woher das Geräusch wohl gekommen sein mochte. Die kalte Luft aus dem Kühlschrank strich über seine nackten Beine, und er empfand das Ticken der Uhr als durchdringend.
    Gerade griff er nach der Milch, als es erneut polterte, diesmal ein wenig lauter, so dass er beinahe den Behälter fallen gelassen hätte. Er stellte ihn zurück in den Kühlschrank, ging in den Flur und spitzte die Ohren.
    Wieder ein leises Poltern, gefolgt von einem Klappern. Im Garten vielleicht? Nein, dazu klang es zu nah.
    Avi nahm einen großen Regenschirm aus dem Ständer im Flur und pirschte sich auf Zehenspitzen zu der Tür, die das Haus mit der Garage verband. Sie hatte eine seltsame Form und war oben abgeschrägt, damit sie unter die Treppe passte. Er hielt das Ohr an die Tür. Stille. Er strich sich das Haar aus dem Gesicht und bückte sich, um durchs Schlüsselloch zu spähen, sah aber nur Schwärze.
    Den Regenschirm fest in der Hand, drehte er den Türknauf um. Dabei dachte er an die Nachrichtenmeldung, die die eigenartigen Zwischenfälle überall in London behandelt hatte, und an Kellen und seine Kundschafter und fragte sich, ob die nächste Sendung wohl ihn selbst zum Thema haben würde. Möglicherweise war es ja das Beste, Frieda zu wecken. Es konnten schließlich auch Einbrecher sein.
    Lautlos öffnete er die Tür. In der Garage war es dunkel. Mit klopfendem Herzen hob Avi den Regenschirm und trat ein. Im nächsten Moment hörte er ein leises Scharren, als ob eine Maus über ein Holzbrett huschte. Über der Werkbank blitzte kurz ein zartes blaues Licht auf, und ein Geruch, der an Zimt erinnerte, wehte an ihm vorbei in den Flur hinaus.
    Den Schirm gezückt wie ein Schwert, tastete Avi mit der freien Hand nach dem Lichtschalter und betätigte ihn.
    Die Neonröhre sprang mit einem Flackern an. Sofort sauste etwas, rotierend wie ein blauer Ball, durch die Luft und genau auf Avis Gesicht zu. Er wich zurück und holte mit dem Schirm aus, hielt aber inne, als eine vertraute Stimme erklang.
    »Hast du nichts Besseres zu tun, als dich an eine Elfe anzuschleichen?«
    Der Ball breitete blaue Libellenflügel aus, und im nächsten Moment schwebte Brucie vor seinen Augen. Ihre Flügel surrten wie ein zorniger Bienenschwarm, und ihre finstere Miene wirkte trotz ihrer geringen Körpergröße bedrohlich.
    »Brucie!«, rief Avi aus und legte den Schirm weg. »Wie schön, dich zu sehen.«
    »Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum du versucht hast, mich hinterrücks zu erschlagen!«
    »Ich konnte ja nicht wissen, dass du es bist.«
    »Wen hast du denn sonst erwartet?«
    »Keine Ahnung. Ich bin in letzter Zeit so schreckhaft.«
    Brucie flog durch die Garage und landete auf der Werkbank, die mit einer dünnen und funkelnden blauen Staubschicht bedeckt war. »Sehr gut, Avi«, erwiderte sie und zupfte am Saum ihres kurzen Kleids. »Du solltest wirklich vorsichtig sein. Und zum Friseur gehen.«
    Avi musterte seine kleine Freundin forschend. Erst jetzt wurde ihm klar, was er da sah. »Deine Flügel«, stellte er fest. »Sie sind nachgewachsen.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass das passieren würde.«
    »Sie scheinen größer zu sein als früher.«
    »Das sind sie auch. Manchmal finde ich, dass
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