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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Ärmel hoch und zeigte ihm eine dünne weiße Linie, die über ihren halben Unterarm verlief. »Schau. Da habe ich mir den Arm gebrochen, weil ich mit sechs in der Schule in einen dieser großen Müllcontainer gefallen bin.«
    »In einen Müllcontainer?«
    »Die anderen haben Fangen gespielt. Mir war langweilig.«
    Avi überlegte, ob er ihr erzählen sollte, dass er vier Stockwerke tief gestürzt und auf einer Betonmischmaschine gelandet war. Trotz der Geschichte mit dem Müllcontainer glaubte er nicht, dass sie sehr erfreut reagieren würde. »Jedenfalls«, fuhr er fort, »ist mir nichts passiert. Danke der Nachfrage. Nicht, dass du gefragt hättest.«
    »Nun, du heilst so schnell.« Sie zupfte an ihrem Lippenpiercing und drehte sich wieder zum Fernseher um.
    Hannah wusste von seinen Heilkräften, genauso wie er von ihrer seltsamen Macht. Allerdings wirkten ihre telepathischen Fähigkeiten nur im Feenreich, während seine Unsterblichkeit nur in der Welt der Menschen galt. Es war, als wären sie Spiegelbilder voneinander.
    Füreinander bestimmt, dachte er.
    Inzwischen hatte die Filmhandlung ihren Höhepunkt erreicht. Sie sahen zu, wie der Held die Überwachungskameras des geheimen Stützpunkts lahmlegte. Auf das geschickte Durchtrennen von Kabeln folgten Fußgetrappel, Schüsse und gewaltige Explosionen.
    Als der Abspann lief, beugte Avi sich vor, um Hannah zu küssen, aber sie schob ihn weg.
    »Mummy kommt!«, zischte sie. Auf der Treppe waren Schritte zu hören.
    »Ich sage es ihr jetzt«, verkündete er.
    »Wehe!«
    »Warum darf sie nichts von uns erfahren?«
    »Das weißt du ganz genau. Sie ist dagegen, dass Jungs bei mir übernachten.«
    »Ich übernachte nicht hier, ich bin der Untermieter.«
    »Das ist noch viel schlimmer. Sie möchte eben, dass ich … konventionell bin.«
    »Deshalb auch die knallroten Haare und das Lippenpiercing?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Ist sie auch über das im Nabel im Bilde?«
    »Sei still.«
    Bei ihrer Rückkehr machte Frieda einen verwirrten Eindruck. Sie stand in der Tür und rieb sich die Schläfe.
    »Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, warum ich nach oben gegangen bin«, meinte sie.
    »Um die alte Stromrechnung zu holen«, erwiderte Hannah.
    Ihre Mutter sah sie verdattert an, dann lächelte sie. »Ach, natürlich. Ich werde langsam alt.« Sie rieb sich weiter den Kopf.
    »Stimmt etwas nicht, Mum?«, fragte Hannah.
    »Was, Liebes? Ach, ich bin nur müde. Ich glaube, ich trinke eine warme Milch und gehe zu Bett. Wollt ihr auch welche?«
    Die beiden lehnten ab. Avi war klar, dass etwas mit Frieda nicht stimmte. Sobald ihre Mutter in der Küche war, wanderte Hannahs Arm wieder über das Sofa. Sie nahm Avis Hand.
    »Was möchtest du dir jetzt anschauen?«, erkundigte sie sich und zappte durch die Sender.
    »Egal«, antwortete Avi. Er interessierte sich mehr für Frieda als für das Fernsehprogramm.
    Hannah entschied sich für eine Nachrichtensendung. Gerade lief eine Meldung über den Tod eines berühmten Rockstars, der mit überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Baum gefahren war. Während Hannah den Bericht gebannt verfolgte, hatte Avi noch nie von diesem Rockstar gehört. Anstatt zuzusehen, lauschte er dem Geklapper in der Küche. Friedas Hände zitterten, das erkannte er an den Geräuschen. Außerdem hatte sie schon wieder Kopfschmerzen. Er hatte es gespürt, als sie dicht an ihm vorbeigegangen war.
    Avi bezweifelte, dass Hannah und er ohne Frieda je ein Paar geworden wären. Rückblickend betrachtet hatte nicht Durins grausiger Tod das Band zwischen ihnen gestärkt, sondern dass Frieda sich von dem nach Aussage der Ärztin inoperablen Hirntumor erholt hatte. Nur Avi und Hannah war bekannt, dass sie das seinen heilenden Kräften verdankte. Frieda ahnte nichts davon und hielt Avi für einen Glücksbringer, weil er bei Hannah gewesen war, als sie aus dem Koma erwachte. Sie verstanden sich gut. Wie Avi außerdem glaubte, wusste sie tief in ihrem Innersten von der Beziehung zwischen ihm und ihrer Tochter. Deshalb fand er es umso seltsamer, dass Hannah diesen Umstand unbedingt geheim halten wollte.
    Lange unterdrückte Befürchtungen brachen sich plötzlich Bahn.
    Es liegt daran, dass ich kein Mensch bin, hielt er sich niedergeschlagen vor Augen. Im Grunde hat sie Angst, wir könnten keine Zukunft haben. Sie schafft es nur nicht, es auszusprechen.
    In der Küche schepperte es.
    »Was hast du jetzt schon wieder fallen gelassen, Mum?«, rief Hannah.
    »Nur eine
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