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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Kellen mir mit dem Abschneiden beinahe einen Gefallen getan hat.«
    Avi erschrak. »Das meinst du hoffentlich nicht ernst.«
    Brucies Miene verdüsterte sich. »Nein, du hast recht. Aber es ist eine Tatsache, dass ich kräftiger bin als davor. Wahrscheinlich ist es dieselbe Wirkung wie beim Zurückstutzen eines Baums – die neuen Triebe sind dicker und stärker.«
    Obwohl Brucie eine Wahrheitselfe und deshalb nicht in der Lage war zu lügen, betrachtete Avi eingehend ihr Gesicht, um festzustellen, ob sie scherzte. Aber ihre feierliche Miene verriet ihm, dass sich das nicht so verhielt.
    Im oberen Stockwerk knarzte etwas.
    »Mach die Tür zu und das Licht aus«, zischte Brucie. »Niemand darf mich bemerken.«
    Avi gehorchte. Zu seinem Erstaunen war es in der Garage noch immer dämmrig, weil der Staub auf der Werkbank einen bläulichen Schimmer abstrahlte.
    »Ich mache gleich sauber, keine Sorge«, versprach Brucie. »Und jetzt zum Geschäftlichen.«
    »Zum Geschäftlichen? Brucie, ich habe dich monatelang nicht gesehen. Willst du mir nicht zuerst erzählen, wo du warst und was du getrieben hast?«
    »Ja, aber nur kurz, weil es unter anderem der Grund für meinen Besuch ist. Am besten lässt du mich jetzt reden, Avi. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Avi erkannte, dass sich nicht nur Brucies Flügel verändert hatten, sondern ihr gesamtes Verhalten. Offenbar war sie ernsthafter geworden und nicht mehr so flatterhaft wie früher. Lag das vielleicht auch daran, dass Kellen sie gefoltert hatte?
    »Gut.« Avi zog einen wackeligen Hocker unter der Werkbank hervor und setzte sich. »Was ist denn so wichtig, dass du eigens vom Feenreich hierherkommst? Da warst du doch, oder?«
    Brucie rückte den Eichelbecher zurecht, der ihr als Hut diente. »Ja, Avi, das stimmt. Sobald ich wieder ganz gesund war, bin ich mit meinen neuen Flügeln zum Palast der Königin geflogen. Ich habe die letzten Monate dort verbracht, wo ich hingehöre, und zwar in den Diensten von Königin Arethusa. Und ich soll dir eine Nachricht von ihr übermitteln.«
    Als Avi den Namen seiner Mutter hörte, krampfte sich ihm der Magen zusammen, denn sie hatte sich ihm gegenüber nicht gerade mütterlich verhalten.
    »Eine Nachricht?«, wiederholte er argwöhnisch. »Ich bin nicht so sicher, ob ich sie hören will.«
    »Avi, sie ist immerhin deine Mutter!«
    »Das hat sie nicht daran gehindert, mich einzusperren. Und Hannah auch.«
    »Es war ein Missverständnis. Du solltest nur begreifen, wie ernst es ist, die beiden Welten zu vereinen. Sie wollte nicht, dass du dich auf den Thron setzt, ohne dir der Folgen voll und ganz bewusst zu sein.«
    »Ihr Plan war, zu verhindern, dass ich mich überhaupt darauf setze.«
    »Nur zu deinem eigenen Besten.«
    »Auf wessen Seite stehst du, Brucie?«
    Die kleine Elfe erhob sich in die Luft und dachte offenbar über die Antwort nach. Dann faltete sie die Flügel und ließ sich wieder auf der Werkbank nieder. »Bitte, Avi, hör mich wenigstens an.«
    Also war Brucie doch die Alte geblieben. Das änderte nichts an der einfachen Tatsache, dass Avi nichts mehr mit Arethusa zu tun haben wollte. Dass sie ihn angeblich liebte, war nur Lug und Trug gewesen, denn eigentlich liebte sie nur sich selbst. Avi fühlte sich weniger wie ihr Sohn als wie ihr Spielzeug, eine willenlose Puppe, die man ankleiden und vorzeigen konnte.
    Und dennoch verwendete sich Brucie, der er, ohne zu zögern, sein Leben anvertraut hätte, für sie.
    »Meinetwegen«, sagte er deshalb. »Ich werde dir nicht mehr ins Wort fallen.«
    »Deine Mutter hat mich gebeten, dir auszurichten, dass sie sich bei dir entschuldigt. Sie bedauert es sehr, dass sie sich vor deiner Rückkehr in die Welt der Sterblichen nicht mehr von dir verabschieden konnte.«
    Nichts als leeres Geschwätz, dachte Avi.
    »Hat sie mir deshalb ihre Armee auf den Hals gehetzt?«, höhnte er. »Willst du mir etwa weismachen, dass das ihre Art des Abschiednehmens war? Oder handelt es sich auch wieder um ein ›Missverständnis‹?«
    Brucie seufzte. »Deine Mutter bereut, was geschehen ist, Avi. Wirklich. Seit du fort bist, geht es mit ihrer Gesundheit bergab. Sie würde dich so gerne wiedersehen. Deshalb hat sie mich geschickt.«
    »Sollst du dich in ihrem Namen entschuldigen oder mir faule Ausreden auftischen?«
    »Ich soll dich bitten zurückzukommen.«
    Avi brach in Gelächter aus. »Das ist wohl ein schlechter Scherz! Da lasse ich mich lieber von Kellen in den Kerker sperren.«
    »Möchtest du es dir
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