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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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nicht wenigstens überlegen?«
    »Nein! Es tut mir leid, aber sie ist in gewisser Weise auch nicht besser als Kellen. Die beiden benutzen mich nur für ihre Spielchen, nur dass diese Schachfigur hier inzwischen einen eigenen Willen hat. Die Welt der Sterblichen ist jetzt mein Zuhause, und es gibt Menschen, die ich liebe und die mich brauchen.«
    »Hannah?«
    »Ja. Und ihre Mutter. Sie ist krank. Außerdem ist sie keine Königin, die nur um sich selbst kreist und sich plötzlich nach ihrem Sohn sehnt, nachdem sie ihn eigenhändig vergrault hat. Ich muss verhindern, dass Friedas Krankheit sich verschlimmert, denn ich befürchte, dass sie sterben könnte, wenn ich diese Welt verlasse.«
    Brucie schwebte auf ihn zu und schlug mit den Flügeln, dass ihm nach Gewürzen duftende Luft ins Gesicht wehte. »Avi, wie du selbst gerade gesagt hast, ist das hier die Welt der Sterblichen. Jeder stirbt irgendwann. Schon vergessen?«
    »Das macht meine magische Kraft noch wertvoller. Ich muss es Hannah zuliebe versuchen.«
    Mit einem traurigen Nicken ließ Brucie sich auf seiner Hand nieder. »Ich habe befürchtet, dass du so reagieren würdest.«
    Eine verlegene Pause entstand.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte Avi dann. »Fliegst du wieder ins Feenreich, um meiner Mutter die Hiobsbotschaft zu überbringen?«
    »Etwas anderes bleibt mir wohl nicht übrig. Doch zuerst muss ich dir etwas sagen.« Ihre Miene wurde noch ernster als zuvor. Plötzlich war es eiskalt in der Garage.
    »Was denn?«, erkundigte er sich.
    »Es geht um Kellen.« Brucie erbleichte, und ihre Fingernägel bohrten sich in Avis Haut wie kleine Nadeln. »Avi, er hat angefangen …«
    Die Tür zum Flur wurde aufgerissen. Mit einem Aufschrei stieß sich Brucie von Avis ineinander verschränkten Händen ab. Ihre Flügel schwirrten, ein Licht blitzte auf, ein Plopp ertönte, und eine blaue Rauchfahne stieg langsam zur Garagendecke auf. Brucie war fort.
    »Ach, du bist es, Avi«, meinte Hannahs Mutter. Frieda stand auf der Schwelle und schwenkte einen Besen so wie Avi vorhin den Regenschirm. Sie ließ ihn fallen und schlug die Hand vor die Brust. »Du hast mich fürchterlich erschreckt. Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört. Was, um Himmels willen, tust du hier mitten in der Nacht?«
    »Ich …«, begann Avi, obwohl ihm noch gar keine glaubhafte Ausrede eingefallen war. Das erübrigte sich im nächsten Moment, als Frieda argwöhnisch schnupperte.
    »Du weißt, wie ich über das Rauchen denke, Avi«, tadelte sie. »Auch nicht in der Garage. Lass dich nicht mehr dabei erwischen.«
    »Versprochen«, erwiderte er.
    »Und halt dich bloß daran. Am Wochenende kannst du ja Buße tun und hier drin einen Frühjahrsputz veranstalten. Schau nur, der Staub auf der Werkbank!«
    Mit einem erleichterten Seufzer folgte Avi Frieda aus der Garage. Dabei fragte er sich, wie es wohl sein mochte, wenn man wie eine Elfe nach Lust und Laune zwischen den beiden Welten pendeln konnte.
    Hätte ich nur Flügel. Dann könnte ich vielleicht ins Déopnes fliegen und meinen Vater retten.
    Aber möglicherweise war es ja an der Zeit, sich damit abzufinden, dass Oren für immer verloren war – genauso wie Arethusa mit der Tatsache leben musste, dass ihr Sohn nie mehr zurückkommen würde.
    Avi hatte sich entschieden.
    Die Welt der Sterblichen war jetzt sein Zuhause, und so würde es auch bleiben.

Kapitel 5
    D er nächste Tag war ein Samstag. Wie immer vor einer Fahrstunde rutschte Hannah die ganze Zeit unruhig auf ihrem Stuhl herum, bis ihre Mutter es nicht mehr aushielt.
    »Avi«, sagte sie. »Geh doch ein Stück mit ihr spazieren. Die Fahrstunde beginnt erst um elf, und bis dahin hat sie mich in den Wahnsinn getrieben.«
    Avi war froh über den Vorwand, das Haus verlassen zu können, denn nach den Ereignissen der letzten Nacht stand er unter Strom. Als sie sich zum Gehen anschickten, drohte Frieda ihm mit dem Finger.
    »Vergiss unsere Abmachung nicht«, meinte sie und verschwand in der Küche.
    »Wovon redet sie?«, wunderte sich Hannah.
    »Das erzähle ich dir unterwegs.«
    Die Sonne schien warm von einem klaren Frühlingshimmel, und es wehte ein kräftiger Wind. Auf den mit Gras bewachsenen Hängen des Primrose Hill waren Jogger und Hundebesitzer unterwegs. Ein junger Mann ließ einen Drachen steigen. Der Drachen war so gewaltig, dass die Füße des Mannes vom Boden abhoben, als eine Böe hineinfuhr.
    Während Avi und Hannah den Weg zum Kanal einschlugen, berichtete er ihr von seiner Begegnung
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