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Bruder Kemal: Ein Kayankaya-Roman (German Edition)

Bruder Kemal: Ein Kayankaya-Roman (German Edition)

Titel: Bruder Kemal: Ein Kayankaya-Roman (German Edition)
Autoren: Jakob Arjouni
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uns. »Also, ich habe ihn einmal gesehen, zufällig, als er Marieke im Auto nach Hause brachte. Ich kam gerade aus der Haustür. Wir haben uns kurz die Hand geschüttelt.«
    »Was für ein Auto fuhr er?«
    »Was für ein Auto…?«
    Wieder zögerte sie. Vielleicht war es ein formales Problem, vielleicht war sie es einfach nicht gewohnt, dass ihr jemand, den sie bezahlte, Fragen stellte. Oder aber sie brauchte gar keinen Detektiv, jedenfalls keinen, der etwas herausfand.
    »Keine Ahnung, mit Autos kenne ich mich nicht aus. Irgend so was Angeberisches, ein Jeep oder SUV oder wie das heißt, schwarz, getönte Scheiben – vielleicht BMW , ja, ich denke, es war ein BMW .«
    »Na, ist doch prima für jemanden, der sich mit Autos nicht auskennt. Kennen Sie sich vielleicht auch mit Nummernschildern nicht aus?«
    Sie stutzte. Dabei öffneten sich ihre vollen, mit Pflegecreme bestrichenen Lippen ganz sachte zu einem schmalen, feuchten Spalt, und sie guckte, als hätte ich gefragt, ob ich sie mal zum leckeren Tiefkühlgericht mit Frauencatchen im Fernsehen einladen dürfe. Ich nahm mir vor, sie noch möglichst oft zum Stutzen zu bringen.
    Ich hob lächelnd die Hand. »Kleiner Scherz, Frau de Chavannes, kleiner Scherz. Sagen Sie mir doch bitte, wie der Mann aussieht: Größe, Haarfarbe und so weiter.«
    Diesmal sorgte ihr Hass auf ihn für eine prompte Antwort: »Mittelgroß, was weiß ich, weder besonders klein noch besonders groß, schlank, durchtrainiert, lange schwarze Locken, so ölig nach hinten gelegt, dunkle Augen, Dreitagebart – gutaussehend, wenn man den Typ mag.«
    »Und der Typ ist…?«
    »Na, Aufreißer in der Disco oder so was.«
    »Sie meinen den schmierigen, glutäugigen Lackaffentyp mit etwas zu hohen Absätzen und Migrationshintergrund?«
    Ich blinzelte ihr aufmunternd zu.
    »Wenn… wenn Sie das so beschreiben würden…« Für einen Moment wusste sie nicht, wohin mit dem Blick, den Händen. Dann sah sie auf und betrachtete mich skeptisch und neugierig zugleich. »Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich denke nicht so.«
    »Natürlich nicht. Ist nur zur Verständigung: Jetzt weiß ich, welchen Typ Sie meinen. Außerdem: Darum haben Sie mich doch angerufen, oder?«
    »Darum habe ich Sie angerufen …?«
    »Darum haben Sie Kayankaya angerufen und nicht Müller oder Meier. Weil Sie dachten, ein Kayankaya sollte wissen, wie man mit Migrationshintergründen umgeht. Wie heißt der Mann?«
    Sie überlegte kurz, ob sie widersprechen sollte, dann antwortete sie: »Ich weiß nicht genau, Erdem, Evren – Marieke hat den Namen nur ein, zwei Mal erwähnt.«
    »Mit den Namen der Freunde Ihrer Tochter haben Sie’s nicht so, was?«
    »Bitte?«
    »Jack oder Jeff, Erdem oder Evren…«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Sie schaute verblüfft, ehe sie sich im Sessel aufsetzte und mich anfuhr: »Und was fällt Ihnen überhaupt ein? Wie reden Sie mit mir?!« Mit einem Ruck erhob sie sich und ging mit schnellen Schritten zu einem Bücherregal am anderen Ende des Wohnzimmers. Das machte ungefähr fünfzehn Meter. Ich sah zu, wie sie sich trotz ihrer Wut schön in den Hüften wiegte. Von hinten hätte sie ohne weiteres als Mitte zwanzig durchgehen können. So rund und prall wie ihr Po heraustrat, verbrachte sie entweder eine Menge Zeit im Fitness-Studio, oder ihre Gene meinten es gut mit Edgar Hasselbaink.
    »Ich habe Sie angerufen, damit Sie mir meine Tochter zurückbringen! Ich komme um vor Sorgen, und Sie sitzen hier grinsend rum und fragen mich irgendwelchen Unsinn!«
    Sie griff ins Regal und zog eine Schachtel Zigaretten heraus.
    »Na ja, so unsinnig sind die Fragen, wie der Mann heißt, bei dem Ihre Tochter sich vermutlich aufhält, was er für ein Auto fährt und wo er wohnt, nun auch wieder nicht.«
    »Sie wissen genau, was ich meine!« Sie schnippte ein Feuerzeug an, hielt die Flamme an die Zigarette, inhalierte und blies den Rauch wütend aus. »Ob ich mich mit Nummernschildern auskenne! Mir die Namen der Freunde meiner Tochter wohl nicht merken könne! Ihre ganze Art…!«
    Wieder nahm sie einen Zug. »Diese blöde Ironie! Und dabei gucken Sie wahrscheinlich die ganze Zeit nur auf meine Titten!« Sie kam durchs halbe Wohnzimmer auf mich zu, blieb abrupt stehen und stieß mit den Fingern, die die Zigarette hielten, in meine Richtung. »Entweder Sie arbeiten für mich und machen, was ich von Ihnen verlange, oder ich suche mir jemand anders!«
    Ich ließ sie wüten und betrachtete ihren Busen, als hätte sie mich
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