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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes
Autoren: Donald A. Wollheim
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rannten, von Panik ergriffen, ziellos im Kreis – die Armee wurde zu Chaos. Die Welt stöhnte und bebte und versuchte zu der dämonischen Musik zu tanzen.
    Rhiach hielt inne. Bram schüttelte seinen Bullenschädel, um ihn von dem Klingen und dem Nebel zu befreien. »Auf sie!« brüllte er. »Greift an! «
    Die Vernunft kehrte zurück. Das Land war wieder wirklich und fest, und die Männer, die an die furchtbare Musik der Pfeife gewohnt waren, vermochten wieder Kraft in ihre bebenden Glieder zu zwingen. Mit einem einzigen Aufschrei formierten sich die Krieger von Killorn und gingen vor.
    Kery sprang auf Gorwains Rücken, setzte sich auf die gepanzerte Wirbelsäule und klemmte seine Knie um die mächtigen Flanken. Sein Schwert glänzte in der Luft. »Jetzt tötet sie, meine Tapferen!« heulte er. Einem riesigen Keil gleich, dessen Spitze Gorwain bildete, stürmten die Tyrs auf den Feind ein. Die Erde erzitterte unter dem rollenden Donner ihrer Füße. Ihr Brüllen erfüllte das Land und brandete gegen die Tore des Himmels. Sie ergossen sich wie eine schwarze Flut auf den Haufen der Dunkelleute und in ihn hinein.
    »Hooah!« schrie Kery. Er spürte den Zusammenprall mit der Menschenmasse und hielt sich mit einer Hand fester an, während er mit der anderen das Schwert führte. Körper türmten sich vor dem Anprall der Bullen, Hörner schleuderten Männer gen Himmel, und Hufe trampelten sie in die Erde. Kery hieb gegen schwach zu erkennende Köpfe, und die Treffer ließen seinen Arm erzittern, aber er konnte nicht erkennen, ob er jemanden tötete. Dazu war keine Zeit. Die Bullen pflügten durch das Heer der Dunkelleute hindurch und rissen eine Gasse durch ihre Mitte, während die Killorner von vorne angriffen. Blut und Donner und explodierende Gewalt – der Tod hielt reiche Ernte unter den Feinden, und Kery ritt weiter.
    »Oh, meine Tapferen, meine schwarzen Lieblinge! Nehmt sie auf die Hörner, stampft sie in die Erde! Treib sie vor dir her, mein Gorwain, schick sie zur Hölle, bester aller Bullen!« Die Tyrs kamen auf der anderen Seite der vernichteten Armee heraus und donnerten weiter den Hügel hinab. Kery kämpfte, um sie anzuhalten. Er schrie und pfiff, aber er wußte, daß ein solcher Angriff nicht so leicht zum Stehen zu bringen war. Als sie weiterrasten, vernahm er den hohen, blechernen Ton einer Trompete und dann einen weiteren und noch einen, und hinter ihm erschallten neue Kampfrufe. Was war das? Was war geschehen?
    Sie befanden sich in einem Felsental, als er die Tiere endlich zum Stillstand gebracht hatte. Die Bullen standen zitternd. Schaum und Blut bedeckte ihre Flanken. Unter vielen Flüchen und Hieben vermochte er sie umzudrehen, aber sie wollten den lang ansteigenden Hügel nur langsam hinaufgehen.
    Als er sich wieder dem Schlachtfeld näherte, sah er, daß andere Streitkräfte die Dunkelleute von hinten angegriffen hatten. Sie mußten durch die lange Schlucht im Westen gekommen sein, die ihre Annäherung verborgen hatte. Kery sah, daß diese südlichen Dämmerungsleute gut ausgebildet und gerüstet waren, jedoch etwas ermattet zu kämpfen schienen. Aber zwischen den Männern des Nordens und denen des Südens wurden die Ostleute reihenweise niedergemäht. Ehe er noch ganz heran war, befanden sich die Reste des Heeres auf voller Flucht. Bram war zu sehr mit den Neuankömmlingen beschäftigt, weshalb er den Feind nicht verfolgte, der sich bald in der östlichen Dunkelheit verlor.
    Kery stieg ab und führte die Bullen zu den Wagen, um sie anzubinden. Er schritt über ein Feld von Leichen, die auf der blutgetränkten Erde übereinander gehäuft lagen; aber die meisten der Toten waren Feinde. Hier und dort stöhnten Verwundete, und die Frauen von Killorn gingen umher und standen den eigenen Verletzten bei. Darüber schwebten Aasvögel mit dunklen Schwingen.
    »Wer sind jene anderen?« fragte Kery Brams Weib Eiyla. Sie war eine große, grobknochige Frau, etwas zänkisch, aber wacker und die Mutter großer Söhne. Sie lehnte auf einem abgespannten Bogen und blickte über die plötzlich so ruhige Landschaft.
    »Ryvanier, glaube ich«, antwortete sie geistesabwesend. Dann: »Kery, ich habe schlimme Nachricht für dich.«
    Sein Herz setzte einen kurzen Augenblick lang aus, und eine plötzliche Kälte verbreitete sich in seinem Innern. Stumm wartete er.
    »Rhiach ist tot, Kery«, sagte sie sanft. »Ein Pfeil durchbohrte seine Kehle, als die Dunkelleute bereits flohen.«
    Kerys Stimme klang schwer. »Wo ist
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