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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes
Autoren: Donald A. Wollheim
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die den Hügel hinanstürmten. Niemand kam in seine Nähe, und er konnte seinen Posten nicht verlassen, weil sonst die Gefahr bestand, daß die Bullen ausbrachen. Er bebte vor Schlachtenfieber. Wann würde Bram den Angriff befehlen? Wann endlich? Zip, zip, fuhr der graugefiederte Tod in die Flut, die gegen die Wagen emporbrandete, zurückgeworfen wurde und wieder über die Leichen hinweg heranstürmte.
    Die Männer von Killorn brüllten und fluchten, während sie kämpften, die Dunkelleute jedoch gaben außer dem keuchenden Atem und dem gedämpften Stöhnen der Verwundeten kein Geräusch von sich. Es war, als kämpften die Killorner gegen Dämonen mit gelben Augen, silbernen Bärten und seelenlosen Gesichtern. Die Nordmänner schlugen mit verzweifelter Wut zu. Hin und her wogte die Schlacht. Die Äxte donnerten, die Pfeile wimmerten, und grell erklang das Eisengelächter der Schwerter. Kery verschoß Pfeil um Pfeil, und der Drang zu kämpfen preßte wie eine Faust seine Kehle zusammen. Wie lange mußte er noch warten? Wie lange noch? Warum blies Rhiach nicht die Melodie des Todes auf den Pfeifen? Warum ließ er nicht die Knochen der Feinde zerbröckeln, so daß sie zurückgeworfen und in einem Gegenangriff vernichtet werden konnten?
    Kery wußte wohl, daß der Kriegsgesang der Götter nur zu Zeiten der höchsten Not angestimmt werden durfte, denn er wandte sich fast gleichermaßen gegen Freund wie Feind – aber dennoch, aber dennoch! Nur ein paar vernichtende Takte, um den Feind mit Tod und Schrecken zurückzutreiben, und dann der Ausfall, um ihn gänzlich zu schlagen!
    Plötzlich sah er, wie sich ein Dutzend der Dunkelleute aus dem Hauptgetümmel bei den Wagen löste und auf ihn zustrebte. Er verschickte rasch zwei Pfeile, warf seinen Speer und riß mit wildem Gelächter das Schwert aus der Scheide. Die dämonische Kampfeslust der Broina überkam ihn.
    Der erste sprang mit herabzischender Klinge vor. Kery wich seitlich aus. Geschick und Flinkheit mußten ihm den Schild ersetzen. Seine lange Klinge zuckte vor, und der Feind schrie, als sie seinen Arm durchtrennte. Herumwirbelnd stach Kery den zweiten durch die Kehle. Der dritte war heran, noch ehe er sein Schwert zurückgerissen hatte, und ein vierter bedrohte von der anderen Seite her seinen Körper. Kery sprang rückwärts.
    »Gorwain!« schrie er. »Gorwain! «
    Der riesige, schwarze Bulle hörte ihn. Die anderen zitterten und schnaubten, verharrten jedoch auf ihren Plätzen. Kery wußte nicht, wie lange sie noch warten würden. Der Leittyr rannte an die Seite seines Herrn, und der Boden erbebte unter den gespaltenen Hufen. Die weißhäutigen Angreifer wichen zurück. Zwar zeigten ihre Gesichter immer noch keine Regung, ihre Körper jedoch verrieten Furcht. Gorwain schnaubte – es klang wie Donnergrollen – und griff an. Im nächsten Augenblick flogen Körper durch die Luft, Leiber wurden von den Hörnern aufgerissen, und Rippen brachen unter stampfenden Hufen. Die Dunkelleute stießen mit ihren Speeren zu, aber die Spitzen glitten an den Panzerplatten ab, und Gorwain wandte sich um und tötete sie.
    »Hierher!« rief Kery scharf. »Zurück, Gorwain! Hierher!«
    Der Tyr schnaubte und stampfte im Kreis. Seine Augen rollten. Kam erst einmal der Blutrausch über ihn, dann würde er niederrennen, was ihm in den Weg kam.
    »Gorwain!« schrie Kery.
    Langsam kehrte der Bulle zurück.
    Und nun erhob sich Rhiach, der Zauberer, hinter den Reihen der Killorner. Hoch aufgerichtet schritt er unter sie, in den Armen die Pfeife und die Mundstücke an seinen Lippen. Einen Augenblick lang schwankten die Dunkelleute und zögerten, auf ihn zu schießen. Und dann blies er.
    Es klang wie die näselnde Musik einer Sackpfeife, und doch steckte mehr dahinter. Die Töne schwollen zu einer Flut des Schreckens an, die Herzen der Männer versagten, und Schwäche ließ ihre Muskeln zu Wasser werden. Höher wurden die Töne, stärker und lauter schrillten sie durch die Täler, und vor den Augen der Männer wurde die Welt unwirklich, bebte unter ihnen, die Felsen verblaßten zu Nebel, die Bäume stöhnten, und der Himmel zerfiel. Die Männer stürzten zu Boden und hielten sich die Ohren zu, halb blind vor namenloser Furcht und vor dem Schmerz einer Riesenfaust, die ihre Knochen ergriffen hatte und sie schüttelte und schüttelte. Die Angreifer aus dem Dunkelland taumelten zurück, schwankten und fielen. Und viele von denen, die stürzten, waren tot, ehe sie noch den Boden berührten. Andere
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