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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes
Autoren: Donald A. Wollheim
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dunkle Augen waren kalt und hart.
    Broca senkte den Kopf. Aus der Bitterkeit seiner Niederlage heraus wollte er ihnen nicht ins Gesicht sehen. »Geht«, sagte er. »Und grüßt Vakor von mir.«
    »Es wird ein sauberer Tod sein als das hier«, gab Heath zur Antwort.
    Alor nahm seine Hand, und sie gingen zusammen durch den goldenen Nebel. Einmal wandten sie sich um, und schon sahen sie die Burgwälle neuerbaut in den Himmel ragen.
    »Er wird glücklich sein«, meinte Heath, »bis er stirbt.«
    Alor schauderte. »Gehen wir.«
    Sie gingen zusammen fort von dem pulsierenden Herzen des Mondfeuers, den Kraterwall und den langen Weg zum Hafen hinab. Schließlich waren sie wieder an Bord der Ethne .
    Als sie sich langsam ihren Weg durch das Inselgewirr suchten, hielt Heath Alor in seinen Armen. Sie sprachen kein Wort. Ihre Lippen trafen sich oft mit der Wildheit von Küssen, die nicht für lange sind. Der goldene Nebel wurde blasser, und das Feuer in ihrem Blut erlosch, und das berauschende Gefühl der Macht war verschwunden, doch sie merkten es nicht und achteten nicht darauf.
    Dann endlich kamen sie aus dem Schleier des Mondfeuers und sahen das grüne Segel der Lahal vor sich, wo Vakor wartete.
    »Lebe wohl, mein Geliebter, mein David«, flüsterte Alor, und auf seinem Mund war die Bitterkeit ihrer Tränen.
    Die zwei Schiffe lagen Seite an Seite im ruhigen Wasser. Vakor wartete, als Heath und Alor an Bord kamen. Die anderen Kinder des Mondes standen neben ihm. Er deutete den Seeleuten, die auch dort standen, und befahl ihnen: »Nehmt sie gefangen.«
    Heath sah ihre Gesichter und fragte sich, was sie zurückhielt. Dann sah er Alor an und erkannte, daß sie nicht mehr war wie zuvor. Es lag eine Reinheit, ein Leuchten in ihr, eine neue Tiefe und eine neue, ruhige Stärke, und in ihren Augen war eine seltsame, neue Schönheit. Er wußte, daß er selbst sich auch verändert hatte. Sie waren keine Götter mehr, Alor und er, doch sie hatten im Mondfeuer gebadet, und sie würden nie mehr ganz dieselben sein.
    Er erwiderte Vakors Blick und hatte keine Angst.
    Das grausame, wölfische Gesicht des Priesters verlor etwas von seiner Selbstsicherheit. Ein seltsamer Ausdruck des Zweifels überschattete seine Züge.
    »Wo ist Broca?« fragte er.
    »Er ist dort geblieben. Er baut sich Schlösser im Nebel.«
    »Am Herzen des Mondfeuers?«
    »Ja.«
    »Ihr lügt!« schrie Vakor. »Ihr seid niemals vom Herzen des schlafenden Gottes zurückgekehrt. Niemand hat das je getan.« Doch der Zweifel war da.
    Heath zuckte die Schultern. »Im Grunde macht es keinen Unterschied«, sagte er, »ob du es glaubst oder nicht.«
    Sodann herrschte ein langes, seltsames Schweigen. Dann sagten die vier Priester in den schwarzen Kettenhemden zu Vakor: »Wir müssen es ihnen glauben. Sieh doch ihre Augen.« Mit einer ehrfürchtigen rituellen Geste traten sie zurück und ließen Vakor allein.
    »Es kann nicht wahr sein«, flüsterte Vakor. »Das Gesetz, das Tabu, ist auf jenen Felsen gebaut. Menschen werden aus dem Randbereich zurückkehren, wie du es getan hast, Heath, menschliche Wracks, die für ihren Frevel gestraft wurden. Aber nicht aus dem Mondfeuer selbst. Niemals! Dafür wurde das Gesetz gemacht, damit nicht die ganze Venus in Träumen untergehe.«
    Alor erwiderte ruhig: »Alle diese andern wollten Macht. Wir wollten nur Liebe. Etwas anderes brauchten wir nicht.«
    Erneut herrschte Schweigen, während Vakor sie anstarrte und mit sich selbst kämpfte. Dann sagte er langsam: »Ihr steht jenseits meiner Macht. Der schlafende Gott hat euch empfangen, und es beliebte ihm, euch unversehrt wieder gehen zu lassen. Ich bin nur ein Kind des Mondes. Ein Urteil steht mir nicht zu.«
    Er bedeckte sein Gesicht und wandte sich ab.
    Einer der geringeren Priester sprach zu Johor: »Man gebe ihnen Männer für ihr Ruder.«
    Und Heath und Alor begriffen, daß sie frei waren.
    Wochen später standen Heath und Alor bei Sonnenaufgang am Ufer des Meeres der Morgenopale. Ein steifer Wind wehte landabwärts. Er füllte das goldene Segel der Ethne , die an ihren Ankertauen zerrte, als sehne sie sich nach Freiheit.
    Heath bückte sich und machte die Leinen los.
    Sie standen schweigend beieinander und sahen zu, wie das kleine Schiff an Fahrt gewann und in den strahlenden Morgen hinausglitt. Die elfenbeinerne Figur am Bug hob ihre Arme der Sonne entgegen und lächelte, und Heath wartete, bis sich das letzte helle Blinken des Segels und mit ihm der letzte Teil seines alten Lebens, seiner
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