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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes
Autoren: Donald A. Wollheim
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purpurne Rumpf der Ethne die goldene Strömung durchpflügte. Die prickelnde Kraft verbreitete sich durch seinen ganzen Körper und schwoll und pulsierte, bis er trunken war von der Wonne, die darin lag, und die Inseln glitten vorbei, und es gab keinen Laut und keine Bewegung außer ihren eigenen in dem riesigen, schweigenden Meer.
    Und dann endlich sah er vor sich die überirdische Helligkeit, die aus dem Herzen des Mondfeuers strömte, dem lebenden Innern der gesamten Helle des Nebels. Das Land erhob sich dunkel und verschwommen, von leuchtendem Dunst übergossen, und er steuerte darauf zu, den Weg entlang, an den er sich erinnerte. Es war keine Furcht mehr in ihm. Er war jenseits aller Furcht.
    »Ein Schiff!« schrie Broca plötzlich auf.
    Heath nickte. »Es war beim letztenmal schon dort. Es wird noch dort sein, wenn der nächste seinen Weg hierhin findet.«
    Zwei lange Inselarme umschlossen eine felsige Bucht. Die Ethne lief darin ein. Sie kamen an einem Wrack vorbei, das geduldig hier trieb. Sein blaues Segel war gerefft, die Takelung klar zum Auslaufen. Es wartete auf die Heimreise. Es würde sehr lange warten.
    Als sie sich dem Land näherten, sichteten sie andere Schiffe. Sie hatten sich nicht bewegt oder verändert, seit Heath sie zum letztenmal vor drei Jahren gesehen hatte.
    Nur einige waren es, die bis zum Drachenschlund durchgehalten und hindurchgekommen waren, die die Oberen Seen und das Inselnetz überlebt und endlich ihr Ziel erreicht hatten. Einige von ihnen trieben immer noch, wo ihre Besatzung sie verlassen hatte; ihre Segel hingen traurig von den Rahen.
    Andere lagen auf der Seite am Strand wie im Schlaf. Einige hatten seltsame, alte Kiele, wie sie die Meere der Venus seit tausend Jahren nicht mehr gesehen hatten. Der goldene Nebel bewahrte sie, und sie warteten wie ein Rudel treuer Hunde auf die Rückkehr ihrer Herren.
    Heath ließ die Ethne an derselben Stelle, wo er zuvor gelandet war, anlegen. Sie lief sacht auf den Strand, und er sprang als erster von Bord. Er erinnerte sich an die seltsame, bröckelige Oberfläche der schwarzen Erde unter seinen Füßen. Die Kraft, die in seinem Körper pulsierte, durchschüttelte ihn. Wie zuvor näherte sich das Gefühl jetzt dem Schmerz.
    Er ging voraus ins Landesinnere. Keiner sprach.
    Der Nebel ringsum, erfüllt von tanzenden Lichtfunken, verdichtete sich. Die Bucht verlor sich hinter seinem wallenden Vorhang. Sie gingen weiter. Unter ihren Füßen begann der Boden langsam anzusteigen. Sie bewegten sich wie in einem Traum, und das Licht und die Stille überwältigten sie mit einer großen Ehrfurcht.
    Sie stießen auf einen toten Mann.
    Er lag auf dem Gesicht, die Arme dem Geheimnis, das vor ihm lag, entgegengestreckt. Die Hände strebten immer noch nach der Herrlichkeit, die er nie erreicht hatte. Sie störten seine Ruhe nicht.
    Schwerer wurde der Nebel, das Glühen heller, die goldenen Teilchen wirbelten und funkelten in einem wilderen Tanz. Heath lauschte der Stimme der Qual, die in ihm sprach, die mit jedem Schritt, den er ging, zu einem lautlosen Schrei anschwoll.
    Ich erinnere mich! Die Knochen, das Fleisch, das Hirn, jedes ihrer Atome eine Flamme für sich. Ich brenne, ich zerspringe. Ich kann nicht weiter, ich kann es nicht ertragen! Bald werde ich aufwachen, geborgen im Schlamm hinter Kalrunas Schenke.
    Doch er wachte nicht auf. Der Boden hob sich unverändert unter seinen Füßen, und ein Wahnsinn war über ihn gekommen, eine Leidenschaft und eine Qual, die kein Mensch ertragen konnte. Doch er ging weiter.
    Die wirbelnden Teilchen begannen sich zu vagen Gestalten zu formen, zu amorphen Giganten, die sie turmhoch überragten und sich ihnen in den Weg stellten. Heath hörte Alors entsetztes Aufstöhnen und zwang sich zu sagen: »Sie haben nichts zu bedeuten. Schatten, von uns selbst geschaffen. Der Anfang der Macht.«
    Sie gingen weiter und immer weiter. Dann schließlich hielt Heath an. Er hob den Arm und deutete und sah Broca an.
    »Deine Göttlichkeit liegt dort. Geh und nimm sie dir.«
    Die Augen des Barbaren waren wild und verstört, starr auf die dunkle, verschwommene Linie des Kraters gerichtet, der sich in der Ferne zeigte, auf den unglaublichen Glanz, der dort loderte.
    »Es schlägt«, flüsterte er, »wie das Schlagen eines Herzens.«
    Alor wich zurück, weg von ihm. Sie starrte in das Licht. »Ich habe Angst«, sagte sie. »Ich will nicht weiter.« Heath sah, daß ihr Gesicht schmerzverzerrt war, ihr Körper aufgewühlt wie sein
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