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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes
Autoren: Donald A. Wollheim
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spielten zwischen den rollenden Rädern. Bram murrte darüber – es machte sein Heer langsamer und schwerfälliger –, aber er konnte wenig tun, um dies zu verhindern.
    Jene, die zu Beginn der Wanderschaft Knaben gewesen waren, wurden mit den Jahren, den Schlachten und den vielen Meilen zu Männern. Unter diesen befand sich Kery, von dem berichtet werden soll. Er wurde groß, schlank und geschmeidig und hatte die helle Haut, die schrägliegenden blauen Augen und das lange, aschblonde Haar der Broina, die breite Stirn und die breiten Backenknochen, die gerade Nase und das Fehlen eines Bartes mit den meisten seines Clans gemeinsam.
    Er war rasch und tödlich mit Schwert, Speer oder Bogen, im Kreise seiner Kameraden beim Lagerfeuer und einem Becher Ale war er fröhlich, und er verstand es, die Harfe oder Flöte zu spielen und Verse zu schmieden. Er unterschied sich nicht sehr von den anderen – außer daß er ein Broina war und eines Tages die Pfeife der Götter tragen würde. Und während die Legenden von Killorn berichteten, alle Menschen wären die Nachkommen einer Göttin, die ein Kriegsdämon einst in sein Lager entführt hatte, war man der Meinung, daß die Broina mehr Dämonenblut in sich hätten als die meisten anderen.
    In seinem Herzen trug Kery stets einen Traum. Als sie die Heimat verlassen hatten, war er noch ein Knabe gewesen. Zwischen Hufen und Rädern, auf staubigen Straßen und langen Wanderungen, in Schlachten und an lodernden Lagerfeuern hatte er das Jünglingsalter erreicht; aber niemals vergaß er Killorn mit den purpurnen Hügeln, dem fernen, donnernden Meer und dem See – das Land, in dem ewiger Sonnenuntergang herrschte. Denn dort gab es ein Mädchen aus dem Dagh-Clan, und es war daheim geblieben.
    Aber dann gelangten die Krieger nach Ryvan und begegneten dem Untergang.
     
    *
     
    Sie waren in ein offenes, schönes Land gekommen. Ihre Wanderschaft hatte sie nach Süden und Osten geführt – weg von der Sonne – und befanden sich nun im dunkleren Teil der Länder der Dämmerung, und der Tag war überhaupt nicht zu sehen. Nur die tiefe, silberblaue Dämmerung hüllte sie ein, während am östlichen Himmel Sterne in der schwarzen Nacht glitzerten, und gegen Westen einige hoch ziehende Wolken von unsichtbaren Sonnenstrahlen erleuchtet wurden. Aber die Augen der Bewohner der Dämmerzone waren scharf genug, bis zum Horizont sehen zu können und die Felder, Wälder und welligen Hügel und den entfernten Metallglanz eines Flusses zu erkennen. Sie befanden sich bereits tief im Gebiet der Stadt Ryvan.
    Gerüchte eilten ihnen wie ängstliche Tiere voran, und oft flohen Bauern vor ihrem Erscheinen. Noch nie zuvor waren sie einer solchen Leere begegnet. Sie waren an verlassenen Häusern, geplünderten Gehöften und den Gebeinen kürzlich Erschlagener vorbeigezogen und mehr ostwärts geschwenkt, um in einsamere Gegenden zu gelangen, wo sie mehr Wild vermuteten. Aber eingedenk der Dinge, die sie über die Invasoren Ryvans vernommen hatten, marschierten sie mit äußerster Wachsamkeit. Und als einer ihrer Kundschafter zurückgaloppiert kam und von einer Armee berichtete, die sich aus der Dunkelheit heraus ihnen entgegenwälzte, erschollen die großen Hörner, und die Wagen wurden zusammengezogen.
    Kurze Zeit herrschte das Chaos rennender und schreiender Männer, weinender Kinder, brüllender Rinder und stampfender Rösser. Aber dann bildeten die Wagen einen Verteidigungsring auf der Anhöhe eines steilen Hügels, vor dem die Krieger warteten. Sie boten einen stolzen Anblick, die Männer von Killorn, großgewachsene Barbaren in den farbenprächtigen Kilts ihrer Clans, mit erbeuteten Schmuckstücken, die an sehnigen Nacken und muskulösen Armen glänzten.
    Die meisten trugen immer noch die Ausrüstung ihres Heimatlandes: gehörnte Helme, schimmernde Kettenhemden, runde Schilde, Äxte und Bögen, Speere und Schwerter – vom vielen Gebrauch abgenützt aber zu weiteren Taten bereit. Die meisten Männer gingen zu Fuß, und nur einige ritten die kleinen, zottigen Pferde des Nordens. Ihre Frauen und Kinder kauerten mit bereitgehaltenen Bögen und Schleudern hinter den Wagen, auf denen die alten Schlachtbanner von Killorn flatterten.
    Kery eilte zu der Stelle, wo sich die Anführer versammelt hatten. Er trug nur einen Helm und einen leichten Lederharnisch und war mit Schwert und Speer und einem über die Schulter geschlungenen Bogen ausgerüstet. »Vater«, rief er. »Vater, wer sind sie?«
    Rhiach von Broina
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