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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes
Autoren: Donald A. Wollheim
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durchdringen.
    Über das wellige Land kamen die Eindringlinge herangezogen. Es war eine Armee von etwa tausend Mann, schätzte er, die in dicht geschlossenen Reihen und mit größerer Disziplin als die Barbaren heranzogen. Er hatte viele Heere gesehen, angefangen von den nackten, schreienden Wilden aus den oberen Norlan-Hügeln bis zu den gepanzerten Reihen der zivilisierten Städte, aber noch nie ein solches wie dieses. Dunkelleute, dachte er. Aus der Kälte und Nacht, die niemals endet, aus den Mysterien und den furchteinflößenden Legenden von tausend Jahren – hier sind sie endlich, die Männer aus den Dunkelländern, die sich wie ihre eisigen Winde in die Dämmerzone ergießen; und da sind wir. Haben wir etwas, das ihnen widerstehen kann?
    Sie waren groß – so groß wie die Nordmänner – aber hager und von der drahtigen Zähigkeit, die aus Mühsal, Entbehrung und bitterer Kälte geboren wird. Ihre Haut war weiß – aber nicht rötlichweiß wie die der nördlichen Dämmerleute, sondern leichenblaß, glatt und nackt, und das lange Haar und die Bärte hatten die Farbe von Silber. Ihre Augen waren das Unmenschlichste an ihnen: Riesig und rund und golden lagen sie tief in ihren schmalen Schädeln. Die Gesichter schienen sonderbar unbeweglich, als wären sie nicht imstande zu lachen oder zu weinen. Als sie heranrückten, bildeten ihre Schritte, das dämonische Gewimmer ihrer Flöten und der Klang von Trommeln und Gongs das einzige Geräusch.
    Kery sah, daß sie gut bewaffnet waren. Sie trugen eng anliegende Kleider aus pelzbesetztem Leder, Hosen und Stiefel und Umhänge mit Kapuzen. Darunter erkannte er Harnische, Helme, Schilde und Waffen, die ihm nicht fremd waren. Reiterei besaßen sie keine, aber sie marschierten im Gleichschritt. Über ihnen flatterte ein fremdartiges Banner – eine schwarze Standarte mit einem gezackten, goldenen Streifen quer darüber.
    Kerys Muskeln und Nerven spannten sich. Er kauerte bei seinem Leitbullen, während eine Hand dessen Buckel umklammerte und die andere den Schaft des Speeres umfaßte, bis die Knöchel weiß hervortraten. Über den Reihen der Killorner lastete tiefe Stille, als sie warteten.
    Näher rückten die Fremden, bis sie nur noch einen Pfeilschuß weit entfernt waren. Kery vernahm das Krachen angespannter Sehnen. Wird denn Bram niemals das Zeichen geben? Götter, wartet er vielleicht darauf, daß sie an uns herankommen und uns küssen?
    Aus den Reihen der Feinde ertönte ein Trompetensignal, und Kery sah die Wolke von Pfeilen, die sich pfeifend gegen den Himmel hob. Zur gleichen Zeit ließ Bram sein Horn erschallen, und die Luft ertönte von Kriegsrufen und dem Geprassel des Pfeilhagels.
    Dann schlossen die Fremden die Reihe der Schilde und griffen an.
    Die Männer von Killorn hielten ihre Stellung – Schulter an Schulter und mit eingelegten Lanzen und erhobenen Schwertern. Sie hatten den Vorteil, sich auf erhöhtem Boden zu befinden, und das gedachten sie auch auszunützen. Über ihre Reihen hinweg ergoß sich von hinten ein beständiger Hagel von Pfeilen und Steinen, die durch die Luft pfiffen, auf die Feinde niederprasselten und so manchen Mann zu Fall brachten. Doch weiterhin kamen die Dunkelleute heran, mit sonderbarer Präzision springend und in gewaltigen Sätzen rennend. Sie schrien nicht, und ihre Gesichter waren blank wie weißer Stein, aber hinter ihnen schwollen die raschen Trommelschläge zu einem alles durchdringenden Dröhnen.
    »Haiah!« brüllte der rote Bram. »Haut sie in Stücke!«
    Die große, langschäftige Axt pfiff in seinen Händen, dröhnte auf einen feindlichen Helm und drang in den Schädel. Wieder schlug er zu – diesmal seitwärts –, und ein Kopf sprang von den Schultern. Ein Krieger aus dem Dunkelland stieß nach seinem Bauch. Er trat mit dem Stiefel nach ihm und sandte ihn taumelnd in seine eigenen Reihen zurück. Herumwirbelnd hieb er einen nieder, der einen Killorner neben ihm angriff. Ein Feind sprang ihn an, als er sich umwandte, und führte einen Streich nach seinem Bein. Mit einem Aufbrüllen, das sogar das Kampfgetöse übertönte, warf sich Bram herum. Die Axt flog bereits voraus und schmetterte den Fremden zu Boden. Sein roter Bart leuchtete wie eine Fackel. Seine glatte Axt war wie ein Blitzstrahl, der emporschwang und niederzuckte und wieder hochfuhr, und der Donner von Metall auf zerreißendem Metall hallte von den Hügeln.
    Kery stand mit dem Bogen in der Hand bei den Tyrs und schoß ohne Unterlaß in die Massen,
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