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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel
Autoren: Ellis Peters
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Wir müssen sie akzeptieren, so wie er es tut.«
    »Aber wir sind zu dritt«, sagte sie ungestüm. »Wenn wir zu ihm halten, muß er einfach siegen! Ich kann beten und ich kann zusehen, und das werde ich tun. Bringt mich weiter nach vorne.
    Ich muß diesen Kampf sehen!«
    Sie war im Begriff, sich durch die Menge zu drängen, als Cadfael sie zurückhielt. »Ich glaube«, sagte er, »es ist besser, wenn er Euch nicht sieht. Noch nicht jedenfalls!«
    Aline lachte kurz und bitter auf. »Er würde mich jetzt gar nicht wahrnehmen«, sagte sie, »es sei denn, ich würde zwischen sie treten. Und glaubt mir, das würde ich, wenn ich nur dürfte. - Nein!« nahm sie das gleich darauf wieder zurück. »Nein, das würde ich nicht tun. Ich weiß ja, daß es nichts nützen würde.
    Ich kann nur zusehen und schweigen.«
    ›In einer Welt, in der die Männer unablässig kämpfen, ist das das Schicksal aller Frauen‹, dachte Cadfael mitleidig. ›Aber diese Rolle ist doch nicht so passiv, wie sie erscheinen mag.‹
    Er führte sie an eine Stelle, von wo aus sie sehen konnte, mit welch tödlicher Entschlossenheit Hugh Beringar kämpfte. Die Spitze seines Schwertes war blutig; er hatte Courcelle einen Kratzer auf der Wange beigebracht, und auch aus einer Wunde an seinem rechten Arm tropfte Blut.
    »Er ist verwundet«, flüsterte sie verzweifelt und steckte ihre Faust in den Mund, um einen Schrei zu ersticken.
    »Das ist nichts«, beruhigte sie Cadfael. »Und er ist schneller.
    Seht euch diese Parade an! Er mag nicht besonders kräftig aussehen, aber er hat ein Handgelenk aus Stahl. Was er sich vorgenommen hat, wird er ausführen. Die Wahrheit steht auf seiner Seite.«
    »Ich liebe ihn«, sagte Aline verwundert in einem kaum hörbaren Flüstern. »Ich wußte es noch gar nicht, aber jetzt liebe ich ihn!«
    »Mir geht es nicht anders«, sagte Cadfael. »Auch ich liebe ihn!«
    Seit zwei Stunden kämpften sie nun schon ohne Pause. Die Sonne stand hoch am Himmel, und beide litten unter der Hitze, aber beide gingen sparsam mit ihren Kräften um. Als sie jetzt, Schwerter und Körper aneinandergepreßt, kurz verharrten, stand in ihren Augen keine persönliche Feindschaft mehr, sondern nur eine unbeugsame Entschlossenheit, die Wahrheit zu beweisen oder sie zu widerlegen, und zwar durch das einzige Mittel, das ihnen jetzt noch blieb: durch töten. Sie hatten inzwischen festgestellt, daß der Kampf, trotz der offensichtlichen Vorteile, über die Courcelle verfügte, sehr ausgewogen war. Sie waren sich ebenbürtig hinsichtlich der Erfahrung und fast gleich schnell. Hier und da war das Gras mit Blut befleckt, das aus kleineren Wunden floß.
    Es war fast Mittag, als Beringar seinen Gegner mit einem plötzlichen Ausfall zurücktrieb. Courcelle glitt aus und nahm im Fallen den Arm hoch. Beringars nächster Schlag riß ihm fast das Schwert aus der Hand. Klirrend brach die Klinge ab. Adam Courcelle lag rücklings auf dem Boden, in seiner Hand nur noch den nutzlosen Griff.
    Beringar trat sofort zurück, um seinem Gegner die Gelegenheit zum Aufstehen zu geben. Er stieß die Spitze seines Schwertes in den Boden und sah zu Prestcote hinüber, der wiederum auf ein Zeichen des Königs wartete.
    »Setzt den Kampf fort!« sagte der König nur.
    Courcelle kam langsam wieder auf die Beine, sah auf den Schwertgriff, den er in der Hand hielt, und stieß einen verzweifelten Seufzer aus, bevor er ihn wütend von sich schleuderte. Beringar blickte zwischen ihm und dem König hin und her, runzelte die Stirn und machte einige Schritte zur Seite, um zu überlegen. Mit einer ungeduldigen Handbewegung bedeutete Stephen ihnen weiterzukämpfen. Unvermittelt schritt Beringar zum Rand des Kampfplatzes, warf sein Schwert vor den gekreuzten Lanzen der Flamen auf den Boden und griff langsam nach dem Dolch an seinem Gürtel.
    Courcelle begriff nicht sogleich; als er aber erkannte, welches Angebot ihm hier gemacht wurde, flammte sein Kampfesmut erneut auf, und Siegesgewißheit erfüllte ihn.
    ›So so!‹ ging es König Stephen durch den Kopf. ›Sollte ich mich in meiner Annahme, Adam Courcelle sei der bessere Mann, getäuscht haben?‹
    Sie kämpften jetzt nur noch mit den Dolchen, und es mußte bald eine Entscheidung fallen. Courcelles Waffe war deutlich länger als die Beringars. Der König beugte sich vor. Er war gepackt von der Wendung, die dieses Duell genommen hatte.
    »Er ist verrückt!« stöhnte Aline an Cadfaels Seite und klammerte sich an seinen Arm. »Er hätte ihn
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