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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel
Autoren: Ellis Peters
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wählten und dafür sterben mußten.«
    Beringar nahm den Dolch in die Hand und betrachtete ihn lange und feierlich. »Und doch ist dies nicht Gerechtigkeit«, sagte er langsam. »Ihr und ich, wir haben die Sünden eines Mannes ans Licht gebracht und die eines anderen zugedeckt.«
    Trotz seines Sieges war er sehr ernst und ein wenig traurig, und dies nicht nur, weil ihn seine Wunden und seine geschundenen Muskeln bei jeder Bewegung schmerzten. Sein Triumph hatte ihm auch das Angesicht eines Schicksals vor Augen geführt, dem er nur knapp entronnen war. »Gibt es Gerechtigkeit nur für die Reinen? Hätte Giles ihn nicht aufgesucht und in Versuchung geführt, dann hätte er vielleicht nie so gemeine Verbrechen begangen.«
    »Wir wollen an das denken, was ist«, sagte Cadfael. »Überlaßt das, was hätte sein können, getrost dem, der es erkennen kann. Ihr seid rechtmäßiger und ehrenhafter Sieger, also freut Euch dessen, das steht Euch zu. Ihr seid Statthalter dieser Grafschaft, genießt die Gunst des Königs und werdet die beste Frau heiraten, die man Euch nur wünschen kann. Das hattet Ihr Euch ja auch schon in den Kopf gesetzt, als Ihr sie zum ersten Male saht. Glaubt nicht, daß ich das nicht gemerkt hätte!«
    Beringars Gesicht hellte sich auf. »Ich würde nur zu gerne wissen«, sagte er, »wo die anderen beiden jetzt sind.«
    »Sie sind irgendwo an der Küste von Wales und warten auf ein Schiff, das sie nach Frankreich bringt. Ich bin sicher, daß es ihnen gut geht.« Cadfael fühlte sich weder Stephen noch Maud verpflichtet, wohl aber diesen jungen Menschen, obwohl zwei von ihnen auf Stephens und die anderen beiden auf Mauds Seite standen. Denn ihnen gehörte eine Zukunft ohne Bürgerkrieg, in einem Land, das von der gegenwärtigen Gesetzlosigkeit befreit sein würde.
    »Jeder findet schließlich Gerechtigkeit«, sagte Bruder Cadfael nachdenklich. Zur Komplet würde er ein Gebet für die Seele Nicholas Faintrees sprechen, eines jungen, unschuldigen Mannes, der jetzt gewiß seinen Frieden gefunden hatte. Aber er würde auch ein Gebet sprechen für Adam Courcelle, der schuldbeladen gestorben war; denn jeder unzeitige Tod, jeder Mann der auf der Höhe seiner Kraft und ohne Gelegenheit zur Umkehr und Reue niedergestreckt wird, ist einer zuviel. »Nein, Euer Gewissen braucht Euch nicht zu plagen. Ihr habt die Aufgabe erfüllt, vor die Ihr Euch gestellt saht, und das war gut.
    Gott allein entscheidet alles – das Schicksal aller Menschen, vom Edelsten bis zum Gemeinsten, liegt in seiner Hand. Und nicht nur seine Gerechtigkeit und seine Strafe erreichen uns, sondern letztendlich auch seine Barmherzigkeit.«
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