Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
gefahrlos töten können. Oh, er ist völlig verrückt. Und ich liebe ihn!«
    Der entsetzliche Kampf wurde fortgesetzt. Die Sonne stand jetzt im Zenit, und die Kämpfer umkreisten einander in der prallen Mittagshitze, stießen vor und wichen aus. Beide waren schweißüberströmt. Da seine Waffe kürzer und leichter war, befand Beringar sich jetzt in der Defensive. Im Bewußtsein seines Vorteils setzte Courcelle immer wieder nach. Nur Beringars Behendigkeit rettete ihn vor den schnellen Vorstößen seines Gegners, aber auch er ermüdete langsam. Sein Auge war nicht mehr so sicher, seine Bewegungen wurden langsamer. Und Courcelle hatte entweder wieder Atem geschöpft oder aber alle seine Kräfte zusammengenommen, und unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch, den Kampf zu beenden. Blut tropfte aus einer Wunde an Hugh Beringars rechter Hand und machte den Griff seines Dolches schlüpfrig, und Courcelles linker Ärmel, den er zerfetzt hatte, flatterte bei jeder Bewegung und beeinträchtigte seine Konzentration. Mehrmals hatte er es mit Blitzangriffen versucht, aber er hatte den kürzeren Arm und den kürzeren Dolch – zwei entscheidende Nachteile. Durch ständiges Zurückweichen versuchte er nun zäh, seine Kräfte zu schonen. Einmal mußten Courcelles Kräfte ja erlahmen.
    »O Gott!« flüsterte Aline fast unhörbar. »Er war zu großmütig, er hat sein Leben verschenkt... Dieser Mann spielt mit ihm!«
    »Kein Mann spielt ungestraft mit Hugh Beringar«, sagte Cadfael bestimmt. »Er ist immer noch der frischere von beiden.
    Courcelle sucht die Entscheidung, aber er wird dieses Tempo nicht lange durchhalten können.«
    Schritt um Schritt wich Hugh zurück, jedoch immer nur so weit, daß die Klinge seines Gegners ihn knapp verfehlte, und Schritt um Schritt stieß Courcelle mit kraftvollen Attacken nach und trieb ihn vor sich her. Anscheinend wollte er seinen Gegner in eine Ecke des Kampfplatzes treiben, aber immer wieder machte er im letzten Moment eine falsche Bewegung, oder aber es gelang Beringar aufgrund seiner Flinkheit, aus der Falle zu schlüpfen, und dann begann die Verfolgung an der Umgrenzung des Kampfplatzes entlang von neuem. Der rettende Ausbruch zur Mitte der Arena blieb Beringar verwehrt, während Courcelle seinerseits nicht in der Lage war, seine Deckung zu durchbrechen.
    Die Flamen standen wie eine Mauer und ließen das Auf-und Abwogen des Kampfes an sich vorbeiziehen. Plötzlich machte Courcelle, anstatt nachzustoßen, einen großen Schritt zur Seite, warf seinen Dolch fort und bückte sich mit einem heiseren Triumphschrei nach dem Schwert, das Hugh Beringar vor mehr als einer Stunde aus der Hand gelegt hatte, um die Ausgewogenheit der Kampfmittel zu wahren.
    Hugh hatte gar nicht bemerkt, daß sie wieder an jene Stelle gekommen waren, und er wußte auch nicht, daß er mit Bedacht hierher getrieben worden war. Irgendwo in der Menge schrie eine Frau auf. Courcelle wollte sich, das Schwert in der Hand, gerade aufrichten. In seinem Blick lag wilder Triumph, aber er hatte sein Gleichgewicht noch nicht ganz wieder gefunden, als Beringar ihn ansprang. Sein Angriff kam keine Sekunde zu früh.
    Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Courcelle, umfaßte seinen Oberkörper mit dem rechten Arm und griff mit der Linken nach der Hand, die das Schwert führte. Einen Augenblick lang standen sie in stummer Umklammerung, dann fielen sie beide zu Boden und wälzten sich auf der Erde.
    Aline biß sich auf die Lippen, um nicht ein zweites Mal aufzuschreien. Verzweifelt schloß sie die Augen, riß sie jedoch im nächsten Moment wieder auf. »Nein, ich will alles sehen, ich muß... ich muß es ertragen! Er soll sich meiner nicht schämen müssen! Oh, Cadfael... was passiert jetzt? Ich kann nichts erkennen...«
    »Courcelle hat das Schwert, aber er ist noch nicht dazu gekommen, es zu benutzen. Wartet – jetzt steht einer auf...«
    Zwei waren zu Boden gefallen, aber nur einer erhob sich und stand verblüfft und halb betäubt da, denn der Körper seines Gegners war plötzlich erschlafft und rührte sich nicht mehr; und da lag er nun, mit offenen, blicklosen Augen. Aus einer Wunde auf seinem Rücken floß langsam Blut, das eine kleine Lache auf dem zerstampften Boden bildete.
    Hugh Beringar sah zuerst auf das Blut und dann auf den Dolch, den er immer noch in seiner rechten Hand hielt. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Geschwächt und erschöpft, wie er war, begriff er das unerklärliche, abrupte Ende dieses Kampfes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher