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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel
Autoren: Ellis Peters
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abgebrochen sein muß. Ebenso wie ich ist er bereit zu beschwören, daß der Mann, der den Dolch gestohlen hat, derselbe ist, der Nicholas Faintree tötete, und daß der Mörder, ohne es zu wissen, diesen Beweis seiner Schuld zurückließ.«
    Cadfael hatte sich dem Podest genähert, aber jedermann verfolgte die Vorgänge mit solcher Spannung, daß niemand auf ihn achtete. Courcelle saß entspannt und mit interessiertem Gesicht zurückgelehnt in seinem Stuhl. Was hatte das zu bedeuten? Zweifellos erkannte er sehr deutlich die Schwachstelle der Argumentation; er brauchte gar nicht zu bestreiten, daß der Mann, der den Dolch gestohlen hatte, auch der Mörder war, denn niemand konnte beweisen, daß er die Waffe an sich genommen hatte. Sie lag für immer auf dem Grund des Severn. Mochte die Theorie also aufrechterhalten und das Verbrechen scharf verurteilt werden, solange nur kein Name genannt, kein weiterer Beweis vorgelegt wurde.
    Andererseits sprach aus seiner Haltung möglicherweise nur die Gelassenheit eines Unschuldigen.
    »Daher«, fuhr Hugh Beringar fort, »wiederhole ich meine Anschuldigung: Ich klage einen der hier Anwesenden des Diebstahls und des Mordes an, und ich bin bereit, mit Leib und Leben dafür einzustehen. Ich fordere zum Zweikampf auf Leben und Tod den Hauptmann des Königs, Adam Courcelle.«
    Erschrocken und verwirrt war Adam Courcelle aufgesprungen, doch das ungläubige Entsetzen, das sich auf seinem Gesicht spiegelte, schlug schnell in Wut um. So hätte auch ein Unschuldiger ausgesehen, der sich unvermittelt einer Beschuldigung ausgesetzt sieht, die so absurd ist, daß sie zum Lachen reizt.
    »Euer Gnaden, ist dies Torheit oder Niedertracht? Wie darf mein guter Name in einer solchen Schmährede genannt werden? Es mag sein, daß einem toten Mann sein Dolch genommen wurde, und es mag auch sein, daß der Dieb einen anderen Mann ermordete und diesen Beweis zurückließ. Aber ich würde gerne von Hugh Beringar hören, wie er dazu kommt, mich dieser Verbrechen zu beschuldigen – wenn es sich überhaupt nicht bloß um die Lügen eines Neiders handelt.
    Wann habe ich diesen angeblichen Dolch schon einmal gesehen? Wann habe ich ihn besessen, und wo ist er jetzt? Hat irgend jemand ihn jemals an meinem Gürtel bemerkt? Laßt meine Habseligkeiten durchsuchen, Euer Gnaden, und laßt es mich wissen, wenn ein solcher Gegenstand sich unter ihnen befindet!«
    »Haltet ein!« sagte der König gebieterisch und sah mit zusammengezogenen Brauen vom einen zum anderen. »Diese Angelegenheit verlangt in der Tat nach Aufklärung, und wenn diese Beschuldigungen in böswilliger Absicht erfolgt sind, wird Hugh Beringar teuer dafür bezahlen müssen. Was Adam sagt, trifft den Kern der Sache. Ist dieser Mönch tatsächlich hier?
    Kann er bestätigen, daß er den Stein am Tatort des Mordes gefunden hat, und daß er zu jenem Dolch gehörte?«
    »Ja, Euer Gnaden, ich bin hier«, sagte Cadfael, der vor dem Podium stand und seinen Arm um die Schultern des Jungen gelegt hatte. Er trat einen Schritt vor.
    »Könnt Ihr bestätigen, was Beringar sagte?« fragte König Stephen. »Habt Ihr den Stein an der Stelle gefunden, wo der Mord geschah?«
    »Ja, Euer Gnaden. Er steckte dort im Boden; offensichtlich hatte ein erbitterter Kampf stattgefunden.«
    »Und wer sagt, daß er ein Teil des Dolches war, der Lady Siwards Bruder gehörte? Allerdings, das muß ich sagen, es dürfte keine Schwierigkeiten bereiten, sich an eine so auffällige Waffe zu erinnern.«
    »Lady Siward selbst hat es bestätigt. Ich habe ihr den Stein gezeigt, und sie hat ihn wiedererkannt.«
    »Das mag ein hinreichender Beweis dafür sein«, sagte der König, »daß der Dieb und der Mörder ein und dieselbe Person ist. Aber wie Ihr und Beringar dazu kommt, zu behaupten, diese Person sei Adam, das kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Es besteht keine Verbindung zwischen ihm und dem Dolch oder dem Mord. Ihr könntet ebensogut irgendeinen anderen Edelmann beschuldigen oder Euer Messer mit verbundenen Augen in eine Liste der Anwesenden stechen. Wo bleibt die Logik Eures Verdachtes?«
    »Ich bin froh«, sagte Courcelle mit einem gezwungenen Lachen, »daß Ihr so deutlich auf den Fehlschluß dieser Argumentation hinweist, Euer Gnaden. Ich pflichte diesem frommen Bruder bei, wenn er einen gemeinen Diebstahl und einen heimtückischen Mord verurteilt, aber ich warne Euch, mich oder irgendeinen anderen rechtschaffenen Mann damit in Verbindung zu bringen, Beringar. Geht
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